Samstag, April 27, 2024
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Nestlé bezahlt nur 524 $ für 100 Millionen Liter kalifornisches Trinkwasser

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Das Drama um die jahrelang anhaltende Trockenheit im US-Sonnenstaat Kalifornien wird in unseren Medien gern berichtet. Insbesondere mit Blick auf die Klimakatastrophe. Was aber bei uns gar nicht berichtet wird ist, daß trotz dieser katastrophalen Dürre der Nahrungsmittelkonzern Nestlé dort gnadenlos über

100 Millionen Liter Frischwasser abzieht, um es in Plastikflaschen als Arrowhead Gebirgsquellenwasser zu verkaufen.

Dabei bezahlt Nestlé für die über 100 Millionen Liter nur

524 Dollar!

(Bild: Lake Oroville. Normalerweise reicht das Wasser bis zum Waldrand)

Die Bevölkerung darf nur noch eine für US-Amerikaner minimale Menge Wasser pro Kopf verbrauchen. Die Strafen für Wasserverschwendung sind hoch. Niemand darf noch seinen Garten wässern. Es gibt seitenweise Tipps in den Zeitungen zum Wassersparen. Die großen Seen und Stauseen versiegen und bieten ein erbärmliches Bild. Riesige Seen liegen trocken, nur noch ein kleines Rinnsal verbleibt. Die Fotos dieser unglaublichen Dürre gehen um die Welt, und die Umweltverbände und Klimapaniker schreien.

 

Es wird überall massiv darauf gedrungen, Wasser zu sparen und Personen oder Firmen, die Wasser vergeuden, werden regelrecht an den Pranger gestellt. Sogar die Kaffee-Fast-Food-Kette Starbucks hat die Befüllung von Trinkwasserflaschen mit kalifornischem Wasser komplett eingestellt, um sein Image nicht zu beschädigen. Nur Nestlé läßt das völlig kalt. Trotz massiver Proteste aus der Bevölkerung und Angriffen aus den Medien Kaliforniens – im Gegenteil, der Konzern erhöhte sogar seine Wasserförderung, ganz besonders im Nationalpark San Bernardino – aufgrund einer uralten,verjährten Erlaubnis aus dem Mai 1987 des Abfüllers „Beatrice Bottled Water Division“, die im August 1988 auslief. (Link führt zum PDF des Dokuments)

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Nestlé hat es irgendwie fertiggebracht, trotz allem über Jahrzehnte sein Arrowhead-Bergquellwasser ohne echte Lizenz unauffällig weiterzuzapfen und zu verkaufen. Vollkommen vergessen im dichten Bergwall, war die Pumpstation immer noch in Betrieb. Hinter den verschlossenen Metalltürenwurde das kostbare Quellwasser durch Röhren in die Abfüllstation gepumpt.Das sind über 100 Millionen Liter pro Jahr. Zwar zahle Nestlé den lächerlichen Betrag von 524 Dollar jährlich weiterhin, angesichts der Dürre in dem Bundesstaat und der Auswirkungen auf Flora und Fauna nennen es die Menschen und die Medien dort mittlerweile einen puren Diebstahl.

Um das Jahr 2000 sollte diese Praxis zwar überprüft werden und auch entsprechende Umweltstudien durchgeführt werden – aber irgendwie kam es dann nicht dazu. Im Gegenteil, Nestlé fragte sogar an, noch mehr Wasser aus den Bergquellen entnehmen zu wollen, was dann allerdings von der Fostverwaltung abgelehnt wurde. Einige der Dokumente zu den im Sande verlaufenen Prüfungen sind sogar im Netz zu finden. In 2003 hörten plötzlich alle Bemühungen auf, eine solche Prüfung und Bewertung der Entnahmerechte von Nestlé anzugehen. Aus den Unterlagen ist nicht zu ersehen, warum.

Gene Zimmerman, der damals Chef der Forstbehörde war, ging 2005 in den Ruhestand. Seitdem ist er gut bezahlter Berater bei Nestlé.

Er selbst sieht da keinen Zusammenhang und erkennt da auch einen möglichen Interessenskonflikt. Daß unter seiner Ägide die Überprüfung der Wasserförderung des Konzerns zu lächerlichen Preisen einfach gestoppt wurde, erklärt er damit, daß der Prozeß der Überprüfung dieses Wasserförderungsrechtes sehr schwierig geworden wäre, und die Forstbehörde habe damals weder das Geld noch das Personal dafür gehabt, eine solch umfangreiche und schwierige Aufgabe durchzuführen.

Die 102 Millionen Liter bestes Bergquellwasser (27 Millionen Gallonen)  für schlappe 524 Dollar förderte Nestlé aus 12 Quellen im Strawberry-Canyion. Aber das ist längst nicht alles. Fast das Doppelte, weitere 193 Millionen Liter bestes Grundwasser (51 Millionen Gallonen) wurden in einem Gebiet in der Nähe, ebenfalls von Nestlé aus dem Boden gepumpt und als Trinwasser in Plastikflaschen gefüllt (Die Plastik-Invasion: Vermüllte Ozeane). Und im „Deer Canyion“ förderte Nestlé 2014 sogar 288 Millionen Liter Quellwasser (76 Millionen Gallonen) – unter nicht minder fragwürdigen Umständen wie in Arrowhead. Und es gibt noch sehr viele weitere Entnahmestellen.

In 2014 Entnahm Nestlé rund 705 Millionen Gallonen Wasser dem Bundesstaat Kalifornien, um seine Wasserflaschen zu befüllen. Das sind 2,672 Milliarden Liter Wasser!

Daß der Wasserverlust von etwa 2,7 Milliarden Litern pro Jahr das Ökosystem Kaliforniens massiv belastet, kann gar keine Frage sein.

2,7 Milliarden Liter sind 2.700.000 (Zweimillionen Siebenhunderttausend) Kubikmeter Wasser. Bestes Wasser. Wieviel ist das? Das entspricht einer kompletten kleineren Talsperre, und das jedes Jahr. In 10 Jahren hat Nestlé mal eben die gesamte Hennetalsperre leergepumpt, in vier Jahren die Ennepetalsperre.

Hier einmal eine Grafik der Wassermengen in den Talsperren des Ruhrverbandes:

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Eine Flasche Arrowhead Bergquellwasser kostet im Durchschnitt im Supermarkt 89 Dollarcent. Ein Milliardengeschäft für Nestlé, jedes Jahr.

So ein Geschäft läßt sich der Konzern niemals entgehen. Egal, welche Folgen das für die Umwelt, die Natur, die Menschen, die Orangenplantagen, von denen Kalifornien lebt und die Zukunft des ganzen Bundesstaates hat.

Folgerichtig hat Nestlés Hauptgeschäftsführer, Peter Brabeck-Letmathe auch eine glasklare Meinung zu dem Problemthema „Wasser“. Seiner Meinung nach sollte das Wasser der Welt und die Wasserversorgung privatisiert werden.

Und er ist ein Verfechter des Standpunktes, daß der Zugang zu Wasser kein Menschenrecht und auch kein öffentliches Recht sein darf.

Hier könnt Ihr im Original den Herrn Peter Brabeck dazu hören:

https://youtu.be/deSClqx-Dx8

Vielleicht demnächst beim Einkaufen mal genau auf die Packung gucken, ob man wirklich von diesem Konzern etwas kaufen möchte.

Literatur:

Bottled Life – Das Geschäft mit dem Wasser

Food, Inc. – Was essen wir wirklich?

Wettstreit um Ressourcen: Konflikte um Klima, Wasser und Boden

Die launische Sonne: Widerlegt Klimatheorien von Nigel Calder

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