Samstag, April 27, 2024
StartMedienNeue Initiative in der AfD als „Abwehrversuch der Realpolitiker gegen rechte Spinner“

Neue Initiative in der AfD als „Abwehrversuch der Realpolitiker gegen rechte Spinner“

Mit der „Alternative Mitte NRW“ will ein gemäßigter Flügel der Alternative für Deutschland (AfD) in Nordrhein-Westfalen (NRW) realpolitische Kräfte in der Partei sammeln. Die Gruppe kritisiert „radikale“ Positionen wie die des thüringischen AfD-Landeschefs, Björn Höcke.

Die AfD hat mit einem Imageproblem zu kämpfen. Das bestätigt im Sputnik-Interview der Mit-Initiator und Sprecher der „Alternativen Mitte NRW“, Berengar Elsner von Gronow. Die Gruppe soll ein Zusammenschluss der realpolitischen Kräfte in der Partei sein. Von Gronow sieht die Wahrnehmung der AfD als „teilweise sehr ungenügend“ an:

„Die bezog sich häufig auf die Lautsprecher, auf Einzelne, die mit rustikalen oder vielleicht sogar radikalen Äußerungen das Image der Partei geprägt haben, was unserer Meinung gar nicht den Tatsachen entspricht, da wir in der Mehrzahl ganz normale konservative, gemäßigte, bürgerliche Mitglieder sind.“

Der Zusammenschluss wolle diesem „falschen Eindruck“ in der Öffentlichkeit entgegen wirken. Damit wollen die Mitglieder des AfD-Kreisverbands Soest „den Bürgerlichen in der Partei“ eine Plattform bieten, ihnen zeigen, „dass sie nicht allein sind. Wir wollen gerade im Wahlkampf uns gegenseitig unterstützen, gemeinsame Aktionen starten und nach Außen wirksam werden.“

Drift immer weiter nach rechts
Der Dresdner Politikwissenschaftler und AfD-Experte Werner Patzelt sagte dazu gegenüber Sputnik:

„Die AfD hat im Sommer 2015  den wählerträchtigen Ort im politischen System Deutschlands dadurch gefunden, dass sie von einer liberalen Partei zu einer nationalliberalen, zu einer rechten, auch zu einer rechtspopulistischen Partei geworden ist.“

Dabei gebe es in Deutschland immer die Gefahr, „am rechten Narrensaum von verstockten Nationalisten, Rassisten,  Quertreibern, Wirrköpfen und rechten Spinner geradezu vergiftet zu werden“, meinte Patzelt. Dieser Gefahr sei die AfD lange Zeit nur mit wenig Erfolg entgegengetreten – ganz im Gegenteil: Der realpolitische Flügel der Partei sei in der letzten Zeit unter „heftigen Beschuss“ des rechten Flügels gekommen. So sieht der Parteienforscher in dem Versuch, eine „Alternative Mitte“ zu formen und zu besetzen, einen Abwehrversuch der Realpolitiker gegen die „rechten Spinner“ in dieser Partei: „In Deutschland muss man sehr darauf achten, dass nicht zu rechte Menschen die Wortführerschaft in einer politischen Partei erlangen und das Bild in der Partei prägen. Denn sobald in Deutschland etwas nach Nazismus, Rassismus, Chauvinismus klingt, ist es vorbei mit der Akzeptanz. Und das ist im Übrigen auch gut so.“

Angeblich keine Flügelkämpfe
Doch der Zusammenschluss sei nicht auf einen internen Kampf hinaus, betonte von Gronow:

„Wir wollen auch mitnichten einen Kampf gegen einzelne Figuren oder Lager führen in der Partei. Wir wollen einfach der Mehrheit der Mitglieder in der Partei eine Stimme geben, unsere Ziele nach außen vertreten und nach innen in der Partei bewerben. Dass damit viele Leute nicht leben können zeigt nur, wie berechtigt unsere Gründung war.“

Seine Partei als rechtspopulistisch zu bezeichnen, hält der AfD-Politiker für falsch. Das Programm der AfD zeige, dass diese „nicht mehr eindeutig in eine gewisse Ecke“ gedrängt werden könne: „Denn wir versuchen unideologisch die beste Politik für Deutschland zu machen.“

Autor: Paul Linke

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