Freitag, April 26, 2024
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Raiffeisenbank verlangt erstmals Strafzinsen von Privatkunden – Banken wollen kostenloses Girokonto auslöschen

Die Raiffeisenbank in Gmund am Tegernsee wird ab September die Strafzinsen der EZB an Privatkunden weiterreichen. Der Vorstoß dürfte bei anderen Geldinstituten auf großes Interesse stoßen. Je mehr Banken diesem Beispiel folgen, desto wahrscheinlicher wird eine flächendeckende Einführung.

Das Tabu bröckelt: Eine kleine bayerische Raiffeisenbank verlangt von September an von Privatkunden mit großen Summen auf dem Girokonto einen Strafzins. Josef Paul, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee, bestätigte am Mittwoch, dass die Bank für Beträge von mehr als 100.000 Euro auf dem Girokonto oder dem Tagesgeld-Konto ein „Verwahr-Entgelt“ von 0,4 Prozent erheben werde.

„Wir haben alle Großanleger gezielt angeschrieben und ihnen empfohlen, sich Gedanken zu machen“, sagte Paul der Nachrichtenagentur Reuters. „Wenn man keine Anreize schafft, etwas zu verändern, verändert sich auch nichts“, begründete er den Schritt.

Banken zahlen selbst 0,4 Prozent, wenn sie überschüssige Einlagen über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Auch die DZ Bank, das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, verlangt von den angeschlossenen Instituten dafür Zinsen.

Bisher haben Banken diese Strafzinsen nur an institutionelle Anleger und Firmenkunden weitergereicht. Für Privatkunden schließen sie die meisten deutschen Geldhäuser offiziell aus. Nur die Skatbank, eine zum Genossenschaftssektor gehörende Direktbank aus dem thüringischen Altenburg, hatte für Beträge über eine halbe Million Euro Negativzinsen eingeführt.

Die ebenfalls genossenschaftliche Alternativ-Bank GLS plant im Kampf gegen das Zinstief von den Kunden einen monatlichen „Solidarbeitrag“ zu erheben. Viele Geldhäuser bieten inzwischen keine kostenlosen Girokonten mehr an oder erhöhen die Gebühren für Kontoführung und Kreditkarten.

Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB), dem die 299 Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat angehören, äußert Verständnis für sein Mitglied vom Tegernsee. „Der extreme geldpolitische Kurs der EZB verursacht bei allen Banken erhebliche Kosten. Vor allem die Negativzinsen für das Anlegen überschüssiger Liquidität bei der Zentralbank belasten die Institute zunehmend“, sagte ein Sprecher (Der Crash naht – wohin mit dem Geld? Finanztipps der etwas anderen Art).

Auf Dauer könnten die Banken das nicht selbst tragen. Sie überlegten sich daher Maßnahmen, um die Folgen abzupuffern. „Dazu kann es in letzter Konsequenz auch gehören, einen Auslagenersatz für Einlagen ins Auge zu fassen.“ Der GVB wisse allerdings von keiner Bank, die ähnliche Pläne wie die Raiffeisenbank Gmund verfolge.

Auch ein Sprecher des Sparkassen-Verbandes DSGV sagte, ihm sei kein Fall bekannt, dass eine der 408 deutschen Sparkassen eine Verwahrgebühr von Privatkunden verlangt.

Laut Raiffeisenbank-Vorstand Paul hat der Strafzins schon Wirkung gezeigt. „Ein Teil der Kunden, die wir informiert haben, hat sich für alternative Anlagen entschieden, andere haben ihr Geld zu anderen Banken verlagert.“ Eine Ausweitung auf weniger wohlhabende Kunden sei nicht geplant. Die Raiffeisenbank Gmund ist mit sechs Filialen rund um den Tegernsee und einer Bilanzsumme von 145 Millionen Euro eine der kleineren deutschen Genossenschaftsbanken (Finanz-System auf der Kippe: Wir erwarten einen historischen Absturz).

Bis zu 10 Euro pro Überweisung: Banken wollen kostenloses Girokonto ausrotten, mutmaßt Experte

Kunden müssten sich auf steigende Gebühren einstellen, informierten Deutschlands Volks- und Raiffeisenbanken, laut Focus-Bericht.

Eine Untersuchung der Kostenentwicklung bei 77 Konten von 61 Instituten innerhalb des letzten Jahres durch die FMH-Finanzberatung ergab Erstaunliches. Plötzlich würden Kunden selbst für Standardservices zur Kasse gebeten. Gleichzeitig stiegen die Gebühren weiter an.

Vier bis zehn Euro zahlen Kunden jährlich für ein Girokonto, so Focus. Doch auch Gebühren von 20 oder sogar 42 Euro würden aufgerufen, so FMH-Chef Max Herbst

Inzwischen würden 28 Banken monatliche Kontoführungsgebühren zwischen 2 und 14,90 Euro erheben, wie aus einem Konten-Überblick der FMH-Finanzberatung für Focus Online hervorgeht. Nur 25 Banken verzichten demnach auf Kreditkartengebühren. Alle anderen erheben Gebühren und erstatten diese erst bei ausgeprägter Konsumfreude.

Andererseits ändern Banken das komplette Gebührenmodell, heißt es im Bericht. So würden vermehrt Konten mit geringen Monatsgebühren angeboten, bei denen aber jede Zusatzleistung etwas extra kostet. Die zehn Euro, für eine Buchung per Beleg bei der netbank seien aber anders einzuordnen und dienen wohl der Abschreckung. Kunden sollen davon abgehalten werden mit Belegen zu arbeiten, mutmaßt Herbst.

Da die Banken keine echten Gegenleistungen erbringen hält die FMH die erhöhten Gebühren für unangebracht. Vielmehr ginge es den Geldhäusern darum, auf einfache Weise mehr Geld zu verdienen. In anderen Bereichen würden dagegen die Gewinne schwinden (War on Cash: Bargeld lacht – aber wie lange noch …).

  

Eine Senkung der Überziehungszinsen, wie es die Argumentation der Banken nahelegen würde, geschehe nicht, was besonders dreist sei. Daran sei vor allem zu ersehen – den Banken ginge es rein ums Geldverdienen, so Herbst.

Nicht die Erhöhungen der Gebühren selbst verwundere den Experten, sondern die Vielfalt der Verteuerungen. Das kostenlose Girokonto werde in Zukunft zu etwas Besonderem. Man solle sich vermutlich daran gewöhnen, dass es etwas kostet, so seine Mutmaßung.

Literatur:

Der Turm zu Basel: BIZ – Die Bank der Banken und ihre dunkle Geschichte von Adam LeBor

Die letzten Tage Europas: Wie wir eine gute Idee versenken vonHenryk M. Broder

BIZ: Der Turmbau zu Basel: Geheimpläne für eine globale Weltwährung von Janne Jörg Kipp

Quellen: PublicDomain/Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten/epochtimes.de am 12.08.2016

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