Freitag, April 26, 2024
StartWirtschaftBörseRussland floriert trotz Sanktionen: Deutschlands Exporte brechen ein

Russland floriert trotz Sanktionen: Deutschlands Exporte brechen ein

Die Sanktionen gegen Russland sollten das Land unter Druck setzen und die Wirtschaft schwächen. Doch die steht so gut da wie schon lange nicht mehr. Milliardenverluste gibt es trotzdem – und zwar auf europäischer Seite.

Die Europäische Union exportiert immer weniger nach Russland. Das hat Sinn, verfolgen die Sanktionen gegen Russland doch genau das Ziel, den Handel einzuschränken. Überraschend ist jedoch: Während Russland sich wieder erholt, verzeichnen die europäischen Staaten Einbußen.

Allen voran Deutschland: Zwischen 2014 und 2016 fielen die Exporte nach Russland um 11,1 Milliarden Euro, womit Deutschland mehr als ein Drittel des sanktionsbedingten Exportrückganges der EU trage, wie das österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Auftrag des Europäischen Parlaments errechnet hat. Insgesamt brachen die EU-Exporte wegen der Sanktionen um 30 Milliarden Euro ein.

Aufgegliedert nach Ländern sind die am stärksten betroffenen Staaten Zypern, wo die Ausfuhren nach Russland aufgrund der Sanktionen in den Jahren 2014 bis 2016 um 34,5% einbrachen, Griechenland (-23,2%) und Kroatien (-21%).

Von 120 Milliarden Euro auf 72 Milliarden Euro

Andere europäische Länder spüren die Sanktionen weit weniger: An zweiter Stelle folgt Polen mit einem minus von 3,1 Milliarden Euro, gefolgt von Großbritannien (ebenfalls 3,1 Milliarden Euro), Frankreich (2,1 Milliarden Euro) und Belgien (1,8 Milliarden Euro).

Der Gesamthandel zwischen der EU und Russland ist laut Wifo sogar noch deutlich stärker zurückgegangen. So fiel sein Gesamtvolumen von 120 Milliarden Euro im Jahr 2013 auf nur noch 72 Milliarden Euro im Jahr 2016. Neben den Sanktionen spielten hier jedoch auch der Ölpreisverfall und die Rubelschwäche eine Rolle (Feindbild Russland – der falsche Weg!).

Die Schätzungen der Studie weisen auch darauf hin, dass die Sanktionen die Unternehmen im Jahr 2014 am stärksten trafen. In den beiden Folgejahren gelang es – wenn auch nur in geringem Umfang – nach und nach, die Handelsströme in Drittländer umzulenken.

Während in den Jahren 2009 bis 2012 die EU-Exporte nach Russland um jährlich durchschnittlich 23,5% stiegen und Russland im Jahr 2013 mit einem Exportanteil von 7,7% der viertgrößte Handelspartner der EU außerhalb der Union – hinter den USA, der Schweiz und China war, lag im Jahr 2016 Russland im Ranking der wichtigsten Extra-EU-Handelspartner mit 4,6% nur noch auf dem fünften Platz – hinter der Türkei, so das WIFO

Unterdessen verhängt die US-Regierung praktisch im Wochentakt neue wirtschaftspolitische Zwangsmaßnahmen. Vor allem Russland und die EU, aber auch der Iran, Nordkorea und Venezuela wurden zum Ziel von neuen US-Sanktionspaketen.

Erst Anfang August unterzeichnete Präsident Trump ein neues Paket wirtschaftlicher Zwangsmaßnahmen gegen Russland, das ihm der Kongress vorgelegt hatte. Dieses Paket sieht vor, gezielt gegen die russische Energiewirtschaft vorzugehen, um so der eigenen Fracking-Industrie Exportvorteile auf dem europäischen Energiemarkt zu verschaffen.

Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew sprach aus diesem Anlass von einem „voll ausgebrochenen Handelskrieg“.

Russland zeigt sich unbeeindruckt: 2017 wird die russische Wirtschaft voraussichtlich um 1,6 Prozent wachsen, zudem gilt es wieder als attraktives Anlageziel.

 

Literatur:

Vereinigte Staaten von Europa von Janne Jörg Kipp

Der Weg in die Weltdiktatur: Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert. Die Strategie des Pentagon von Dr.Thomas P.M. Barnett

Weltverschwörung: Wer sind die wahren Herrscher der Erde? von Thomas A. Anderson

Beitragsbild: PublicDomain/Focus/topagrar.com/deutsch.rt.com

Quellen: PublicDomain/Focus/topagrar.com/deutsch.rt.com am 09.10.2017

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »