Donnerstag, April 25, 2024
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Russland und China stehen als „eurasische Festung“ Westen gegenüber

Russland und China sind bestrebt, eine neue Weltordnung aufzubauen. Ausgangspunkt sind ihre gemeinsamen Interessen. Das schreibt der Kommentator der Zeitung „Asia Times”, Frederick Kuo. Für den Westen mit den USA an der Spitze ist es wichtig zu begreifen, dass er nur verlieren kann, wenn er bei der neuen Ordnung außen vor bleibt, meint Kuo.

Die Interessen von Russland und China würden sich irgendwo in den endlosen Steppen von Zentralasien und kalten sibirischen Wäldern treffen, schreibt der Autor in seinem Beitrag. Und irgendwo tief in Eurasien nutzt „das erstarkende Bündnis von zwei einflussreichen Nachbarn“ seine geographischen Vorteile und eine Reihe von gemeinsamen Interessen aus, um die Basis  „einer Achse“ zu legen, die eine Alternative zum Westen und seinem „asiatischen Alliiertennetz“ werden soll.

Nach dem Zerfall der UdSSR  und  dem Ende des Kalten Krieges seien die USA „die einzige Supermacht“ geblieben. Unter Berücksichtigung dessen, dass Russland durch sein korrumpiertes Regime unterdrückt war und China sich gerade aus der Isolation sich befreite, galten die USA für einige Beobachter sogar als „Hyperstaat“.

Allmählich hätten die USA und ihre Alliierten einen geschlossenen Ring um den eurasischen Kontinent herum gebildet. Innerhalb dieses Ringes bildete sich eine Gruppe von benachteiligten und wirtschaftlich rückständigen Staaten, die in Armut und Korruption versackten, wie Kuo einschätzt. Jedoch hätten sich Russland und China schon damals auf sich konzentriert.

Aus diesem Grund seien immer mehr Berührungspunkte zwischen Moskau und Peking aufgetaucht.  Beide hätten gespürt, dass sie nach dem Ende des Kalten Kriegs nicht in die neue Weltordnung à la USA passten. China sei ein wachsender Markt für russische Rohwaren und zuverlässiger Bündnispartner im Widerstand gegen den westlichen Druck gewesen, Russland für China als Quelle von Militär- und Weltraumtechnologien nützlich.

Mittlerweile habe sich diese „Vernunftehe“ in eine „vollwertige Strategie“ gewandelt, um das Kräfteverhältnis in der Welt zu ihren Gunsten zu verändern. Russland und China sind flächenmäßig die größten Länder, erinnert der Autor. Zusammen bilden die beiden Länder einen überaus bedeutenden Teil Eurasiens. Ihre  Kapazitäten könnten sie dafür verwenden, um sich gegenseitig als Kontrahenten das Leben schwer zu machen, doch stattdessen würden sie erfolgreich ihre Nachbarschaft nutzen,  um ihre „mächtige eurasische Festung“ noch stärker zu machen.

Frederick Kuo zufolge ähnelt die heutige Welt überhaupt nicht mehr der  Welt von Anfang der 1990er Jahre. China habe sich zur zweitgrößten  Weltwirtschaft entwickelt und wachse weiter in diese Richtung. Russland habe erfolgreich seine politische Macht wiederhergestellt, „mischt sich angeblich in die Wahlen im Westen“ ein und gewinne mehr Zustimmung bei den Nationalisten, die die liberale Ordnung des Westens ablehnen. Die USA kümmerten sich mehr um ihre eigenen Probleme, obwohl die Spannungen in ihren Beziehungen mit den Verbündeten sich nicht selten verschärften.

Chinesisches Projekt «Neue Seidenstraße» soll die Situation grundsätzlich ändern, das Zentrum des internationalen Handels soll nach Eurasien verschoben werden, schätzt der Analytiker ein. Jahrzehnte später werde voraussichtlich ein sehr bedeutender Teil der Welt von den zentralasiatischen Steppen bis zu den afrikanischen Savannen, der früher in Elend und Isolation lebte, der „entscheidende Knoten der Weltwirtschaft“ sein. Die führende Rolle der USA werde vielleicht nicht nur von China oder Russland herausgefordert, sondern auch von Ländern wie Iran, Nigeria oder Pakistan. Und all diese Handelswege werden auf die eine oder andere Art  zum „Reich der Mitte“ führen, stellt Kuo fest. So könne eine Region entstehen, in der Russland und China mit ihrer sogenannten „unangreifbaren eurasischen Festung“ herrschen werden.

Der US-amerikanische Verteidigungsminister James Mattis habe erklärt, die USA seien „ein Ausnahmeland, das zwei große Kräfte zur Verfügung habe“: Ersteres sei die Abschreckung, die militärische Stärke. Und die zweite sei die Kraft der Inspiration, die kulturelle und wirtschaftliche Macht. Wenn Moskau und Peking eine alternative „Achse der Stärke“ schmieden wollen, bedeutet dies aus Sicht von Kuo nicht, dass sie keine positiven Beziehungen mit Washington wollen. Der Raum, in dem die USA ihren Einfluss intensiv nützen konnten, sei bloß nicht mehr da. Dabei sei wichtig, dass die USA sich rechtzeitig besinnen – es dürfe bei der neuen Ordnung um die „eurasische Festung“ nicht im Abseits bleiben, mahnt der Analytiker.

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