Freitag, April 26, 2024
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Teotihuacán: Schätze aus der Unterwelt – unterirdische Anlage als Kultplatz (Videos)

Die mexikanische Tempelstadt Teotihuacán ist eines der großen Rätsel der Archäologie. Mit der Entdeckung einer unterirdischen Tunnelanlage enthüllen Forscher ihre unglaubliche Geschichte.

2015 hat ein „Terra X“-Team die Grabungsarbeiten im Tunnel begleitet. Die zahllosen Fundstücke geben Einblick in das Leben einer multikulturellen Gemeinschaft, die eine zweite Chance erhielt und in Teotihuacán einen Neuanfang gewagt hat.

Tausende Artefakte

Sergio Gómez Chávez, heute Chefarchäologe in Teotihuacán, ist noch Assistent, als er dort 2003 einen ummauerten Bodenschacht entdeckt, der viele Meter in die Tiefe führt. Der Wissenschaftler wagt den riskanten Abstieg in der Hoffnung auf eine große Entdeckung. Karte von Teotihuacán in Mexiko

Und die ist ihm tatsächlich gelungen. Am Ende des Schachts stößt Gómez auf einen zweiten, der horizontal verläuft und sich als ein über 100 Meter langer Tunnel entpuppt. Er enthält tausende Artefakte. Die meisten von ihnen sind erwartungsgemäß sehr kostbar.

Viel wichtiger aber sind die Geschichten, die sie erzählen. Die Fundstücke geben Einblick in das Leben der Erbauer und Bewohner von Teotihuacán, über die immer noch wenig bekannt ist, weil sie keine eigenen schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben.

Zwölf Jahre sind die Archäologen mit Laserscanner, Spaten und Pinsel im Tunnel zugange. Sie schauen durch Schutzmauern, entdecken Werkzeug-Depots, graben Schmuck, Schatullen, Riesenmuscheln und vieles mehr aus.

Und sie stellen fest, dass Wände und Decken im Dunkeln wie ein Sternenhimmel funkeln. Die eigentliche Sensation aber ist, dass der Gang in eine dreiarmige Kammer mündet, die direkt unter der „Pyramide der Gefiederten Schlange“ liegt (Die Erforschung prähistorischer Zivilisationen und ihrer weltweiten Zusammenhänge (Videos)).

Videobeitrag in der ZDF Mediathek – Link.

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(Grablege der Herrscher: Modell von Tunnel und Grabkammern unter dem Tempel der gefiederten Schlange)

Unterirdische Anlage als geheimer Kultplatz

Das Heiligtum ist dem Schöpfergott der Teotihuacános gewidmet, der höchsten Gottheit in der damaligen Welt. Zunächst vermuten die Forscher, dass sie auf ein Herrschergrab oder zumindest auf die Grablege eines hohen Priesters gestoßen sind. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Aber einzigartige Funde zeigen, dass die unterirdische Anlage als geheimer Kultplatz gedient hat.

Vor etwa 1800 Jahren wurde sie mit Süßwasser geflutet, verschlossen und bis zu ihrer Entdeckung nicht mehr betreten. Zum ersten Mal in der langjährigen Forschungsgeschichte der Pyramidenstadt ist es einem Archäologenteam gelungen, die bizarr anmutenden Rituale und märchenhaften Jenseitsvorstellungen der Gründungsväter von Teotihuacán zu rekonstruieren und zu erklären.

Die Stadt Teotihuacán

In Zentralmexiko entwickelte sich nach der Zeit der vorklassischen Periode – in der Endphase hatten sich zahlreiche größere Kulturzentren herausgebildet – aus einem kleinen Dorf das wichtigste Zentrum der ersten Hochkultur Zentralmexikos. Dies geschah nur wenig später nach dem die Bewohner von Cuicuilco ihre erste Pyramide erbaut hatten.

Der Ort nennt sich Teotihuacán – nach dem die Teotihuacán-Kultur benannt wurde. Diese Kultur ist die älteste Hochkultur Zentralmexikos. Von Teotihuacán sind uns die Kunst, die Architektur, die Wandmalerei sowie die Bildhauerkunst bekannt. Aber wer die Menschen waren die Teotihuacán erbaut haben, woher sie kamen und warum sie später die Stadt verließen, ist uns nichts bekannt.

Die Stadt Teotihuacán ruft bei ihren heutigen Besuchern Bewunderung und Hochachtung hervor. Diese Achtung wird durch die Ausdehnung, die Konzeption, die Anlagen und zahlreichen Gebäude, welche sich in der Stadt befinden, ausgelöst. Teotihuacán hat alle Katastrophen überlebt. Sie liegt nur 40 Kilometer nördöstlich von Mexiko City entfernt und ihr Ruhm lockt Jahr für Jahr viele Besucher an. Selbst die Azteken waren voller Bewunderung über die Stadt Teotihuacán, deren verlassenen Pyramiden und Paläste schon zerfallen begannen. Tenochtitlan, die Hauptstadt der Azteken – wurde erst viele Jahre später erbaut (Grosse Pyramide von Tenochtitlán: Tunnel weist zur geheimen Gruft der Azteken-Kaiser).

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(Im Museum von Teotihuacán ausgestelltes Modell einer Rekonstruktion des Stadtzentrums: Sonnenpyramide (rechts), Mondpyramide (links im Hintergrund) sowie die „Straße der Toten“. Hier nicht zu sehen ist die etwas weiter südlich ebenfalls an der Straße der Toten gelegene Ciudadela. (Blick in Richtung Nordosten))

Die Herrscher der Azteken feierten in Teotihuacán zu Ehren ihrer Götter, da sie glaubten, derjenige, der in Teotihuacán stirb, den Göttern gleich wird. Die Azteken gaben der Stadt den aztekischen Namen „Teotihuacán“ was soviel bedeutete, wie „Ort, wo man zum Gott wird“. Der ursprüngliche Name dieser Stadt ist leider nicht bekannt.

Für die Azteken war die Stadt auch das Reich der Riesen, da eine solch ausgedehnte Stadt kein Mensch erbaut haben konnte. Als Beweis wiesen die Azteken große Knochen eines ausgestorbenen Mammuts vor, die sie für die Erbauer der Stadt hielten. Von Teotihuacán spricht man in Superlativen, da seine Ausmaße alle anderen vorkolumbischen Städte übertreffen. Selbst die aztekische Stadt Tenochtitlan war kleiner.

Da in den Städten Zentralmexikos zu Beginn u. Z. nur einige hundert, höchstens einige tausend Einwohner wohnten, lebten in Teotihuacan im 1. Jahrtausend dreihunderttausend Menschen. Nur eine Stadt in Europa besaß zur damaligen Zeit genauso viele Einwohner – Rom, aber die Ausdehnung der Stadt war viel kleiner.


Das prächtigste Bauwerk in Teotihuacán, was alle anderen in seinen Ausmaßen bei weitem übertrifft, ist die Sonnenpyramide. Es ist auch das größte Bauwerk im vorkolumbischen Mexiko und in ganz Amerika vor Eindringen der Weißen. Für den Bau wurden 995.000 Kubikmeter Material verwendet, die ein Gewicht von 2.980.000 Tonnen haben. In einiger Entfernung von dieser Pyramide steht eine etwas kleinere und ältere Pyramide, die Mondpyramide.

In der Nähe beider Pyramiden entstand in ihren Ausmaßen gewaltige Stadt, welche genau nach Plan erbaut worden ist. Die City bildete ein Tempelbezirk. Die Sonnenpyramide, Mondpyramide und Zitadelle waren durch eine 1.700 Meter lange Prachtstraße miteinander verbunden, die im Süden am Rio San Juan endete. Das Wort Zitadelle stammt aus dem Spanischen. Diese Pyramide war eigentlich der Zentraltempel der Stadt.

Neben dieser Tempelanlage erhob sich die „Pyramide der Gefiederten Schlange“, die später den Namen Quetzalcoatl-Pyramide erhielt (Teotihuacán: Archäologen finden hunderte „Gold“-Kugeln unter Pyramide des Quetzalcoatl (Video)). Die Hauptallee, genannt „Allee der Toten“, hatte eine Breite von 40 Metern und war mit weißem Pflaster ausgelegt. Die Stadt bestand nicht nur aus Pyramiden und Heiligtümern, sondern es wurden auch zahlreiche Wohnkomplexe, die oft größere Ausdehnungen besaßen, gefunden.

Der schwedische Archäologe Sigvald Linné fand bei Ausgrabungen von 1932 – 1935 ein Arial von 176 Räumen und 21 Vorhöfen. Ergänzt von vielen Gassen und Plätzen. Die gesamte Anlage hatte eine Ausdehnung von 3.500 Quadratmetern. Fast genauso groß war ein Komplex in Xolalpan, den ebenfalls Linné ausgrub. Die Tempel und Gebäude besaßen zahlreiche Fresken. Östlich der „Allee der Toten“ lebten in einfacheren Unterkünften die Bewohner Teotihuacáns.

Man geht davon aus, dass die Stadt in der Zeit zwischen 200 bis 600 u. Z. gegründet worden ist. Es war einst eine kleine Bauernsiedlung, die im 2.200 Meter hoch gelegenen Tal von Mexiko lag. Das Dorf war eins von vielen in dieser Gegend.

Teotihuacán entwickelte sich sehr schnell durch die intensive Landwirtschaft. Die Bewohner waren die ersten, die in der Mesa Central die Bewässerung einführten. Hier lebten auch Handwerker, wie Töpfer und Weber, die Stoffe aus Pflanzenfasern, wie aus Agaven herstellten. Die Werkzeuge wurden aus Obsidian hergestellt, mit dem sie Nephrit, Porphyr, Graphit und Serpentin bearbeiteten. Die handwerkliche Produktion war in Teotihuacán spezialisiert wie archäologische Funde zeigen. Aus Obsidian wurden in einigen Werkstätten nur Messer hergestellt, andere Werkstätten fertigten Lanzen und wieder andere Schaber.

In Teotihuacán wurde auch Handel getrieben. Einige Erzeugnisse wurden in entfernten Ortschaften Mexikos bis hin nach Guatemala gefunden. Aber auch nach Teotihuacan kamen Gegenstände, so z. B. aus tropischen Gebieten, die im Osten des Landes sind. Der Handel wurde vollzogen, ohne Rad und Wagen sowie ohne Lasttier. Diese Helfer beim Transport der Waren kannte man bis zur spanischen Eroberung Mexikos noch nicht (Mysteriöser Untergang – Archäologin erklärt Zerfall der Stadt Teotihuacan (Videos)).

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(Die Sonnenpyramide und die „Straße der Toten“)

Die Priester besaßen eine große Macht. Sie regierten auch die Stadt.

In der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends existierte keine Stadt, die sich mit Teotihuacán messen konnte. Höchstens Cholula und Puebla hatten vielleicht noch Einfluß (Cibola: Sieben Städte aus Gold (Videos)). Teotihuacán existierte fast tausend Jahre und man unterteilt ihre Geschichte in vier Perioden. Die Stadt wurde mehrmals umgebaut, weshalb ist nicht bekannt. Ob dies geschah aus Kriegsgründen oder wegen der astrologisch-magischen Auffassung vom Untergang der Welt. An den Pyramiden wurden die alten Treppen durch neue ausgetauscht und Fassaden verändert. Bei der Keramik und Plastik wurden keine Unterschiede der Stilrichtung festgestellt.

Die Stadt wurde im 9. Jahrhundert nach einem Brand verlassen. Teotihuacán war für die Azteken die Stadt der Götter. Wer sie baute wußten auch sie nicht. Doch zu Ehren der Götter waren hier Tempel und Heiligtümer entstanden. Die Statuen und Fresken tragen Gestalten von Göttern. Der meist verehrte Gott dieser Zeit, der der Stadt die Blüte brachte, war der Gott des Regens und der Fruchtbarkeit – Tlaloc. Teotihuacán lag in einem trockenen und rauhen Klima und deshalb war auch ein Opferstein auf dem Hauptplatz diesem Gott geweiht worden. Auch die Wassergottheit Chalchiuhtlicue wurde angebetet.

Der Feuergott, der aus vorkolumbischer Zeit schon bekannt war, wurde gemeinsam mit der Gefiederten Schlange verehrt. Pilger kamen aus fernen Gegenden zu den Gottesdiensten – in eine Stadt ohne Befestigungsanlagen.

Video:

https://youtu.be/jgyuAk2qgZo

https://youtu.be/s8x6qcI2qWc

https://youtu.be/-VLpM0QTrNY

Fiel die Stadt einer Naturkatastrophe zum Opfer?

Es wurden an einigen Gebäuden Brandspuren gefunden. Die Sonnenpyramide, die Mondpyramide, die „Pyramide der Gefiederten Schlange“, die „Allee der Toten“, die mit Gottesfresken geschmückten Paläste blieben jedoch erhalten.

Literatur:

Der Todesstern Gizeh: Die Paläophysik der Grossen Pyramide und der militärischen Anlage bei Gizeh von Joseph Farrell

Das Cheops-Projekt von Dominique Görlitz

Die Botschaft der Megalithen: Wer erbaute die steinernen Wunder? von Hartwig Hausdorf

Quellen: PublicDomain/PRAVDA TV/ZDF/BZ Ullstein am 08.05.2016

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