Vor einem „Schneeballsystem“ bei der Digitalwährung Bitcoin warnt Finanz-Experte Dimitri Speck. Seine Begründung: Sie basiert nicht auf realen Werten und kann nie Geld oder Gold ersetzen. Alles nur Spekulation, sagt der Experte im Interview.
Der Kurs der sogenannten Krypto-Währung Bitcoin steigt unaufhörlich, so der Eindruck vieler Marktbeobachter. Momentan liegt er bei etwa 3.500 Euro je Bitcoin-Einheit. Dennoch warnt Goldmarkt- und Finanz-Experten Speck, davor, das zu überschätzen und über zu bewerten: „Der Bitcoin ist ganz klar ein Schneeballsystem“. Das sagte er im Sputnik-Gespräch. Die digitale Krypto-Währung könne kein Geld sein.
Der Bitcoin fällt Speck zufolge unter keiner der bekannten Geldarten. „Es ist weder Warengeld“, so der Experte. „Denn es hat keinen eigenen Wert, kann also nicht einfach aufbewahrt werden, so wie Gold und Silber.“ Es sei aber auch kein Kreditgeld wie die gegenwärtigen Währungen. „Weil es beispielsweise keine Zinsen abwirft. Daher fehlen ihm klar wichtige Eigenschaften von Geld. Der Bitcoin hat letztlich keine Substanz.“ Es könne niemals Werte wie Geld oder Gold ersetzen.
Bitcoin wird nur durch Spekulanten getragen
„Weshalb wird Bitcoin nun dennoch gehalten?“, fragte der Münchner Finanz-Analytiker im Sputnik-Gespräch. Seine Antwort: „Weil die Leute, die in Bitcoin investieren, Kurssteigerungen und damit eine Wertsteigerung erwarten. Die Krypto-Währung fällt somit für mich in die Kategorie der Blaseninstrumente, in die Kategorie des Schneeballsystems. Das heißt, wer Bitcoin kauft, tut dies in Erwartung weiterer Kurssteigerungen.“ Sollten diese ausbleiben, falle das ganze Schneeballsystem zusammen. Bitcoin sei laut dem Experten nur „solange etwas wert, solange es Käufer gibt, die dafür noch etwas bezahlen.“ Ab einem gewissen Niveau, wenn es keine weiteren Steigerungen mehr gebe, wenn niemand mehr in Bitcoin investieren wolle, stelle sich die Frage, wieso jemand Bitcoin noch halten sollte. „Am Ende, wenn jeder Anreiz fehlt, wird Bitcoin auf Null kollabieren.“
Unglaubliche Spekulationen – wie einst mit Kamelen in Kuwait
„Bitcoin kam nach der letzten Finanzkrise 2008 auf“, erinnerte der Münchner. „Die Marktkapitalisierung von allen aktuell gehandelten Krypto-Währungen liegt bei etwa 130 bis 140 Milliarden Dollar. Das ist aber immer noch sehr wenig, im gesamten Maßstab der Weltwirtschaft gesehen.“ Der Bitcoin könne aber noch weiter sehr stark steigen aufgrund dieser Marktkapitalisierung, das heißt aufgrund seines Börsenwertes.
Hohe Zusatz-Kosten bei jedem Bezahlvorgang
Speck verwies auf hohe zusätzliche Kosten, die bei jedem Bezahlvorgang mit der Digital-Währung entstehen würden.
„Jeder Bezahlvorgang erfordert schon mal sehr viel Rechenleistung. Aktuell liegen die Transaktionskosten bei 25 US-Dollar pro Bitcoin-Zahlvorgang. Dazu kommt ein ungeheurer Stromverbrauch. Der wird aktuell auf über 1.000 Megawatt jährlich und weltweit geschätzt. Das ist eine Unmenge, damit könnten sie mehr als zwei Millionen deutsche Haushalte versorgen.“
Die im Internet entstandene digitale Währung ist seit 2009 im Umlauf ist. Der damalige Ausgabekurs lag unter einem US-Dollar. Im Februar 2010 erreichte die digitale Währung erstmalig den Wert von einem US-Dollar. Einige Monate später stieg er auf sechs Dollar je Bitcoin-Einheit. Diverse Bitcoin-Börsen entstanden daraufhin. Im Mai dieses Jahres erreichte der Kurs der Krypto-Währung zum ersten Mal in seiner Geschichte mehr als 2.000 US-Dollar je Bitcoin. Aktuell liegt der Kurs bei 4.113 Dollar (etwa 3.500 Euro).
Alexander Boos
Das Interview mit Finanz-Experten Dimitri Speck