Samstag, April 27, 2024
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„Ein atmendes System“: „Chamäleon“ Söder gegen „Team Besserwisser“ im ZDF-Talk

Beim „Maybrit Illner“-Talk ist Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unter Beschuss geraten. Er schlug sich tapfer und bekam sogar eine Verbündete aus dem SPD-Lager. Insgesamt flößte die Sendung in puncto Pandemie-Ende Optimismus ein – wohl nicht zuletzt deshalb, weil der notorische Corona-Mahner Karl Lauterbach (SPD) diesmal fehlte.Aus welchem Grund auch immer wollte die Moderatorin den aus München zugeschalteten Chef von Bayern zum Prügelknaben machen. Dazu war vorsorglich ein ausführlicher Einleiter zugeschnitten worden, der Söders Zickzack-Kurs und seine Schwankungen zwischen „Team Vorsicht“ und „Team Augenmaß“ bei der Pandemie-Bekämpfung illustrieren sollte. „Sie sind ganz schön hin- und hergesprungen in der letzten Zeit, oder?“, bemerkte Maybrit Illner sarkastisch.

„Politisches Chamäleon“ Markus Söder

Söder ließ den Vorwurf nicht gelten und bewertete seine Politik als „ein sehr umsichtiges und kluges Management“.

„Zu einer klugen Politik gehört nicht einfach stur oder ideologisch zu reagieren“, belehrte Bayerns Ministerpräsident die Moderatorin. „Wir haben immer reagiert nach Empfehlung der Experten. Das gilt jetzt auch für Omikron. Wir können hier nicht allein mit Zusperren reagieren. Wir müssen ein atmendes System finden.“Da schloss sich „Spiegel“-Journalistin Anna Clauß der Attacke auf Söder an. Sie bezeichnete ihn wegen seiner Schwankungen als „politisches Chamäleon“ und behauptete, seine jetzige „Färbung“ in der Pandemie-Politik habe politische Gründe: Er wolle nun liberaler auftreten, um bei der coronamüden Bevölkerung im Vorfeld der Landtagswahlen (die allerdings erst im Herbst 2023 stattfinden sollen) zu punkten. Erwartungsgemäß wies Bayerns Ministerpräsident derartige Spekulationen vehement zurück.

Weniger zu erwarten war die Reaktion der neuen Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). In diesem Geplänkel ergriff sie Partei für Söder. Die Flexibilität der Politik habe mit „Chamäleon“ nichts zu tun, da man in den Pandemie-Jahren „sich stark verändernde Situationen gesehen“ habe, auf die man dementsprechend unterschiedlich reagieren musste.

Genauso wie der bayerische Ministerpräsident sei sie trotz der rapide steigenden Sieben-Tage-Inzidenz-Zahlen (in Berlin-Mitte liege sie momentan bei 2.000) gegen einen Lockdown. Dieser könne momentan „keine Antwort sein“ – allein schon deshalb, weil die Belastung auf die Berliner Intensivbetten unter 20 Prozent liege. Die „Spiegel“-Journalistin (und wahrscheinlich die Moderatorin selbst) zählte sie dabei sarkastisch zum „Team Besserwisser“.

„Das sind diejenigen, die es nachher immer besser wissen und sagen: ‚Das hättet ihr aber mal anders machen sollen‘“, spottete Giffey.

Pamdemie-Ende „zwischen März und Mai“?

Das Wortgefecht der spontanen politischen „Groko“ von Söder und Giffey gegen das „Team Besserwisser“ war zugleich der spannendste Moment der Talkshow. Offensichtlich war es dem Umstand zu verdanken, dass der bisherige Stammgast der Corona-Talks, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, diesmal im Studio fehlte. Damit blieb auch der für die Pandemie-Sendungen sonst so übliche alarmierend dramatische Unterton aus.

Im Gegenteil: Sowohl der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit, als auch der Münchener Arzt Clemens Wendtner äußerten sich in dem Sinne, dass ein Ende der Pandemie bereits in Sicht sei. Schmidt-Chanasit erwartet dieses sogar bereits „zwischen März und Mai“. Allerdings räumte Wendtner ein, dass das griechische Alphabet nach Omikron noch viele Buchstaben für weitere Virus-Varianten frei habe. „Wir sind hier noch im Blindflug“, fügte der Infektiologe wenig aufbauend hinzu.Sowohl die Söder-Giffey-„Groko“, als auch die beiden Experten plädierten dabei dafür, dass die angekündigte Impfpflicht in Deutschland doch noch umgesetzt werde – wobei Schmidt-Chanasit meinte, dass der geeignete Zeitpunkt für ihre Umsetzung bereits vorbei sei.

Quelle!:

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