Sonntag, April 28, 2024
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„Deutschland: Verraten und verkauft“ – Einfluss der USA und das „Feindbild Russland“

„Die Bundesrepublik steht nach wie vor unter Kuratel und Einfluss der USA“, stellt Wolfgang Bittner im SNA-Interview zu seinem neuen Buch fest. Er kritisiert, dass die Bundesregierung „weder gewillt noch fähig ist, dies zu ändern“. Wenn Nato-Partner wie Washington oder London befehligen, müsse Berlin folgen. „Historisch gibt es dafür Gründe.“Zu Beginn des Interviews mit SNA News schilderte der Autor und Jurist Wolfgang Bittner ausführlich die historischen Ursachen für die heutige Lage Deutschlands. Ebenso wie er dies in seinem Buch „Deutschland verraten und verkauft“ macht, wo er die Leserinnen und Leser auf eine Reise von der Vergangenheit bis in die politische Gegenwart mitnimmt. Dabei schlägt er einen großen Bogen von der Gründung des Deutschen Reichs 1871 bis hin zur Weimarer Republik und dem Versailler Vertrag, dem NS-Regime unter Hitler sowie der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg, dem geteilten Deutschland.Ende des 19. Jahrhunderts „strahlten deutsche Bildung, Wissenschaften und Künste in die ganze Welt aus. Das führte zu Besorgnis bei den Imperial-Mächten Großbritannien und Frankreich sowie bei den Wirtschafts-Eliten der USA. Daher begannen sie seit etwa 1900, Pläne zu entwickeln, diese lästige Konkurrenz zu beseitigen. Dies sollte dann der Erste Weltkrieg werden, der schon lange vor 1914 insgeheim vorbereitet wurde. Das habe ich in meinem Buch ausführlich dargestellt.“

Was unter Hitler begann …

Als Kriegsverlierer „wurde Deutschland nach dem Sieg der Alliierten durch hohe Reparationszahlungen belastet und geriet in eine prekäre Lage.“

Der nationalsozialistische Diktator Adolf Hitler, der daraus politisches Kapital schlagen und den Staat übernehmen konnte, wurde laut Bittner „seit Anfang der 1920er Jahre nachweislich aus dem Ausland (etwa durch Bankhäuser der Wall Street, Anm. d. Red.) gefördert und finanziert, übernahm die Macht 1933. Damit war der Zweite Weltkrieg vorprogrammiert“.

Nach der verheerenden Niederlage und Kapitulation wurde dem Autor zufolge „die neugegründete BRD – also Rest-Deutschland“ erneut gegen Bolschewismus und gegen die Sowjetunion aufgestellt. Die Alliierten hielten somit weiterhin Einfluss auf deutschem Gebiet.„Das geschah unter wesentlicher Führerschaft der USA, die bis heute die Bundesrepublik als eine Art Vasallen-Staat betrachten. Soweit die historische Entwicklung, wie ich sie sehe.“

… zieht sich bis heute durch

Die gegenwärtige US-Einflussnahme auf bundesdeutsche Politik, Entscheidungen und Medien gehe allerdings nicht direkt von Washington aus, sondern werde über „zahlreiche und einflussreiche, transatlantische Netzwerke“ organisiert. Darunter die Münchner Sicherheitskonferenz oder die Atlantik-Brücke, um nur zwei Beispiele zu nennen. In der Atlantik-Brücke finden sich als Mitglieder unter anderem Kanzlerin Merkel, Sigmar Gabriel (SPD), Friedrich Merz (CDU), Alexander Graf von Lambsdorff (FDP) oder Omid Nouripour (Grüne), um nur wenige zu nennen.

Darüber hinaus unterhalten die US-Streitkräfte bis heute zahlreiche Militär-Stützpunkte und US-Atomwaffen auf deutschem Territorium, rechtlich untermauert durch ein Waffen-Statut und weitere Abkommen. „Dazu gehören auch Eingriffe und Überwachung von Telekommunikationswegen“, sagte Bittner.Aufgrund dieser versteckten Macht-Konstellation sei Deutschland „verraten und verkauft“, wie er begründete. „Danach lässt sich feststellen, dass Deutschland zwar pro forma souverän ist. De facto aber nur über eine eingeschränkte Souveränität verfügt.“ Im Fall der Gas-PipelineNord Stream 2sieht Bittner gar in manchen Situationen „verdeckte Nötigung, Erpressung und völkerrechtswidrige Mittel“, was US-amerikanische Bestrebungen gegen das Energie-Projekt angeht.Deutschland als „Front-Staat“ des Westens gegen die Russische Föderation. Was schon vor den Weltkriegen begann, zieht sich dem Autor zufolge bis heute durch.

„US-hörige Politiker im Bundestag“: Nato gegen Russland

Während gewählte Politikerinnen und Politiker kaum wüssten, was es bedeutet, dass etwa „20 Millionen Menschen in diesem Land am Rande oder unterhalb des Existenzminimums leben“, folge Berlin den Vorgaben von Nato-Mitgliedern wie den USA oder Großbritannien. Mit Zielrichtung Moskau.

Autor Bittner lobt in seinem Buch die bekannte „friedenspolitische Rede“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Deutschen Bundestag im Jahre 2001. Bis heute wirbt Moskau für einen euro-russischen Kultur- und Wirtschaftsraum „von Lissabon bis Wladiwostok“, wie jüngst erst wieder der russische Botschafter in Berlin, Sergej Netschajew, bei einer Gedenk-Veranstaltung der Linken im Bundestag zum 22. Juni 1941 betonte.„Die USA verfolgen eineLangzeit-Strategie“, analysierte Bittner im Gespräch mit der Redaktion. Washington gehe es hauptsächlich darum, eine Allianz zwischen Berlin und Moskau zu verhindern. Dies wäre nämlich die größte geopolitische Bedrohung für die US-Eliten. „Denn wenn sich deutsches Kapital und deutsche Technologie mit russischen Rohstoffen und russischer Arbeitskraft verbänden, dann hätten die USA ein großes Problem: Wirtschaftlich wie militärisch.“Deswegen die Einkreisung Russlands durch einen „Sicherheitsgürtel“ der Nato, wie heute zu beobachten ist. Dennoch habe Russland immer wieder dem Westen „Kooperation angeboten“, wie Bittner erklärte.

„Unter Ausschluss Moskaus“

„Zuletzt übrigens am 22. Juni durch einen lesenswerten Beitrag in einem Gast-Beitrag von Putin in der Wochenzeitung ‚Die Zeit‘. Dem setzen die USA ihren unipolaren Anspruch, Weltmacht Nummer Eins zu sein, mit einer Aggressions- und Einkreisungspolitik entgegen.“

Dass der letzte G7-Gipfel unter Ausschluss Moskaus und Pekings stattfand, sei vor diesem Hintergrund mehr als bedauerlich, aber verständlich. „Friedenspolitisch natürlich völliger Unsinn“, kritisierte Bittner.„Unter Anleitung von Joe Biden verschworen sich die G7-Vertreter gegen Russland und China. Wobei sich Angela Merkel etwas zurückhielt, was China anging. Ja, weil China ein Handelspartner für Deutschland ist.“ Biden sei ohnehin „der dienstälteste russophobe US-Politiker. Ein, wie ich finde, hochgefährlicher Kriegstreiber, des es schließlich bis ins Präsidentenamt geschafft hat. Nun spielt er den guten Onkel aus Amerika.“Beim Treffen in Genf „hat er die üblichen Beschuldigungen erhoben, und Wladimir Putin hat sie zurückgewiesen. Aber immerhin haben sich die beiden Präsidenten auf Augenhöhe getroffen und Gespräche über Rüstungskontrolle und Cyber-Sicherheit vereinbart.“

SPD und Ost-Politik: Kein heutiger Willy Brandt oder Egon Bahr in Sicht?

Im Buch spart Bittner nicht an Kritik in Richtung der Parteien im Bundestag. „So war einer Stellungnahme des Co-Vorsitzenden Norbert Walter-Borjans zu entnehmen, dass die SPD die aggressive, US-gelenkte Regierungspolitik mitträgt“, schreibt er. „Wie SNA berichtete, kritisierte er in einem Pressegespräch den ‚Tonfall‘ des russischen Außenministers Sergej Lawrow und betete eine Litanei unbewiesener Anschuldigungen gegen Russland herunter.“

Solche Russland-kritischen Aussagen „kennen wir bereits von Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer, Norbert Röttgen, Heiko Maas oder einigen der russophoben Journalisten, Claus Kleber zum Beispiel“, ergänzte der Autor. Darüber hinaus befürworte Walter-Borjans „neuerliche Sanktionen gegen Russland im Fall Nawalny. Und auch gegen Belarus. Er hatte offenbar nicht begriffen – und das trifft auf viele in der SPD zu – was Lawrow meinte, als er von der ‚Notwendigkeit eines gegenseitigen, respektvollen Dialogs‘ sprach.“ Eine positive Ausnahme sei „der gemäßigte Sozialdemokrat Rolf Mützenich“. Dieser ist SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag und spricht sich öfters für eine verständnisvolle Linie pro Moskau aus.An mehreren Stellen im Buch zitiert der SNA-Gesprächspartner auch CDU-Spitzenpolitiker Willy Wimmer, der die Nato-Politik scharf und deutlich kritisiert.Wolfgang Bittner: „Deutschland verraten und verkauft: Hintergründe und Analysen“, Verlag „Zeitgeist“, Höhr-Grenzhausen, 1. Auflage, März 2021, 320 Seiten, 19,90 Euro. Das Buch ist im Handel oder direkt beim Verlag erhältlich, auch als e-book.

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