Das schlechte Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl 2021 schlägt sich auch auf die Ergebnisse bei den Direktmandaten nieder. Prominente Unionspolitiker und -minister können nur, wenn überhaupt, über die Landeslisten ihrer Partei in den Bundestag einziehen. Julia Klöckner kündigte den Abschied als CDU-Landeschefin in Rheinland-Pfalz an.Bei der Bundestagswahl 2021 stürzte die Union im Bund auf das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte ab. Viele Unionspolitiker verloren ihren Wahlkreis, so auch Julia Klöckner, bisher Bundeslandwirtschaftsministerin. Sie war bei der Bundestagswahl als CDU-Spitzenkandidatin in Rheinland-Pfalz angetreten. Klöckner unterlag in ihrem Wahlkreis Kreuznach ihrem SPD-Kontrahenten Joe Weingarten, zieht aber über die Landesliste ihrer Partei wieder in den Bundestag ein. Nun will sich die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Klöckner auch nach mehr als zehn Jahren vom Landesvorsitz in Rheinland-Pfalz zurückziehen. Bei der Vorstandswahl am 20. November werde sie nicht mehr kandidieren, teilte die 48-Jährige nach Angaben des Landesverbandes am Montag bei einer Vorstandssitzung mit.
Julia Klöckner tief enttäuscht
„Wir wollen die kommenden Wochen für die Neuaufstellung nutzen, um unsere Basis breit einzubinden und die neue Führung mit einem starken Votum für die Zukunft auszustatten“, wird Klöckner in der Mitteilung der Deutschen Presse-Agentur zitiert.
Über den Ausgang der Wahl zeigte sich Klöckner tief enttäuscht. „An dem Ergebnis gibt es nichts schönzureden. Die Verluste schmerzen sehr“, hatte sie am Montag erklärt. Der Bundestrend habe sich massiv auch auf die Wahlkreisergebnisse in Rheinland-Pfalz ausgewirkt. Ihre Zeit als Landwirtschaftsministerin ist umstritten. Laut der Verbraucherzentrale-Bundesverband hat sie in ihrer letzten Legislaturperiode ganze Null Vorhaben umgesetzt.
CDU-Politiker Amthor verpasst Direktmandat
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Philipp Amthor hat das Direktmandat in seinem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern an den SPD-Politiker Erik von Malottki verloren. 20,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben Amthor im Wahlkreis 16 ihre Erststimme. Amthor landete damit nur auf dem dritten Platz, hinter von Malottki (24,8 Prozent) und dem AfD-Politiker Enrico Komning (24,3 Prozent).2017 hatte der damals 24-jährige Amthor das Direktmandat mit 31,2 Prozent gewonnen. In diesem Jahr war er als Spitzenkandidat der CDU in Mecklenburg-Vorpommern in die Bundestagswahl gegangen. Somit wird Amthor höchstwahrscheinlich dennoch in den Bundestag einziehen. Er war in der sogenannten Amthor-Affäre über Lobbytätigkeiten für das US-Startup „Augustus Intelligence“ in die Kritik geraten.
Maaßen kommt nicht in den Bundestag
Der Ex-Bundesverfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen (CDU) ist ebenso mit seiner Kandidatur für ein Direktmandat im Bundestag deutlich gescheitert. Der umstrittene CDU-Politiker kam nach Auszählung aller Stimmen im Südthüringer Wahlkreis 196 auf 22,3 Prozent der Erststimmen, sein SPD-Kontrahent, der Olympiasieger und Ex-Biathlon-Bundestrainer, Frank Ullrich, holte das Direktmandat mit 33,6 Prozent der Erststimmen.Thüringens SPD-Chef Georg Maier zeigte sich begeistert angesichts des Erfolgs von Ullrich. Mit Ullrich habe ein Kandidat das Direktmandat geholt, „der dort in der Region verwurzelt ist und der demokratisch verwurzelt ist“, sagte Maier.Maaßens Kandidatur für die CDU stand von Anfang an massiv in der Kritik – auch in Teilen der Union.
Scheuer mit deutlichem Stimmenverlust
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) konnte sich zwar ein Direktmandat sichern, hat in seinem Wahlkreis Passau aber deutlich an Zuspruch verloren. Bei den Erststimmen kam er dem vorläufigen Endergebnis nach auf 30,7 Prozent. Das sind 16,8 Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2017, als der niederbayerische CSU-Bezirksvorsitzende auf 47,5 Prozent der Stimmen kam. 2013 konnte er noch 59,8 Prozent der Stimmen erringen.
Christian Lindner verpasst erneut Direktmandat in NRW
Kein Unionsmitglied, aber trotzdem eine Erwähnung wert: Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat bei der Bundestagswahl ein Direktmandat zum wiederholten Mal deutlich verfehlt. Der 42-Jährige kam am Sonntag im Rheinisch-Bergischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) nach Auszählung von 308 von 309 Stimmbezirken auf 16,8 Prozent – und landete damit auf dem vierten Platz. Als Spitzenkandidat seiner Partei zieht er dennoch über die Landesliste in den Bundestag ein.Das Direktmandat in dem Wahlkreis nahe Köln gewann erneut der CDU-Politiker Hermann-Josef Tebroke mit 30,0 Prozent. SPD-Kandidat Kastriot Krasniqi kam auf 22,7 Prozent, Grünen-Kandidat Maik Außendorf erlangte 18,0 Prozent.