Große Teile des afrikanischen Raums und des nahen Ostens sind politisch äußerst labil, zumeist „regiert“ durch wechselhafte Warlord-Strukturen, Terroristen-Verbänden oder Diktaturen – auch der „Islamische Staat“ im nahöstlichem Raum entspringt einem umfassenden Mangel an fester politischer und auch gesellschaftlicher Struktur. Die Rolle Europas bei der Radikalisierung von Meinungen und Gruppen in solchen labilenFehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 2) Räumen wird dabei gerne in einem Prozess der Distanzierung und Zufriedenstellung der Moral durch militärische Intervention aus dem Rampenlicht genommen; dabei sorgte gerade europäisches bzw. westliches historisches wie auch aktuelles Handeln zu einer Befeuerung der Gewalt in solchen Krisengebieten.Angefangen bei ersten Versklavungen und Kolonien im afrikanischem Raum fand eine Einflussnahme statt, die fast
irreversibel die Bildung eigener, starker Sozialstrukturen unterbrochen hat. Der „clash“ von Kulturen, der sich nur selten in Auflehnungen derer, die gewaltsam versklavt wurden, entludt, lies aufgrund einer Art und Weise des Regimes europäischer Kräfte ein Muster des Misstrauens und der inneren Instabilität entstehen. Funktionierende afrikanische Kulturen gab es bereits (wenn auch mit anderen Ausdrucksmitteln und Strukturen als klassische europäische), die Perfektionierung europäischer Waffentechnik jedoch erfüllte die Voraussetzung, jene Kulturen einzuvernehmen und gewaltsam niederzuringen. Der eigene Kulturrahmen der Afrikaner wurde somit zerstört, der Versuch, eine neue Kultur bei diesen Völkern zu etablieren, fand seitens der Kolonialmächte gar nicht erst statt – Afrikaner sollten inform von Sklaven die Rolle der willenslosen, unwertigen Arbeitsdrohne ohne ausgeprägte, „hochkulturelle“ menschliche Eigenschaften einnehmen. Diese Entscheidung, diese abwertende Sicht auf die Sklaven war ein zentraler Fehler bei der sowieso schon katastrophalen Kolonialisierung.
Auch nach dem glücklicherweise folgendem Ende der Kolonialisierung Afrikas reagierten die einstigen Regime-Mächte kaum, Afrika musste teilweise bei Null starten, neue Kulturen und Sozialgefüge entwickeln. Wenn keine möglichst homogene Kultur vorhanden ist, entstehen Konflikte – denn Kultur ist nichts anderes als die Voraussetzung einer „funktionierenden“ sozialen Struktur, die mit bei den Individuen jeweils ähnlichen Abstraktionen (oder auch „Transzendenzen“) für Ängste, Freude, usw. inform von „ineinander greifender“ Kommunikation aus Symbolen aller Art funktioniert. Ich möchte nicht behaupten, dass nach der Kolonialisierung keine Kultur mehr im afrikanischem Raum präsent war – ihr Ausdruck, ihre stete Reproduktion im täglichem Leben wurde jedoch dermaßen eingeschränkt und „zermürbt“, dass einstige Großkulturen ihren Zweck, ihre Funktion nicht mehr halten konnten; die heutzutage durchaus vorhandenen kleineren Kulturkreise können sich aufgrund mangelnder Kommunikation (die eben aus weit mehr als nur Sprache besteht) nicht organisieren. Das Resultat: Zahlreiche, zersplitterte, heterogene Gruppen, die keine gemeinschaftliche Kommunikations- und Symbol-Basis haben und die Bildung einer neuen, homogenen und breit funktionierenden Kultur nur mit Gewalt durchsetzen können (eine ähnliche Situation muss auch bei der ursprünglichen arnachischen Struktur im später europäischem Raum geherrscht haben).
Und schon befinden wir uns bei den Problemen, die bereits seit einigen Jahrzehnten das „befreite“ Afrika plagen – und erneut setzen einstige Regime-Mächte an und intervenieren in die Bildung einer Kultur (denn um nichts anderes geht es bei den Konflikten letztendlich).
Ein durchaus ähnliches Phänomen stellte sich im nahen Osten ein – westliche Staaten, allen voran Großbritannien und später USA, intervenierten sowohl zu Zeiten des osmanischen Reiches als auch bei dem nachfolgendem, immer noch anhaltendem Nahostkonflikt. Auch hier fand, anders als bei dem politischem und gesellschaftlichem „Auspendlungsprozess“ der Staaten in der europäischen Geschichte, eine starke Beteiligung von technisch überlegenen Mächten statt, die für eine deutliche Verkomplizierung und Schärfung der Konflikte sorgte.
Egal, wie nötig diese historischen und aktuellen Militärinterventionen angesichts brutaler, Menschenrechte verletzender Diktaturen auch erscheinen mögen, daraus ergibt sich letztendlich nur ein weiterer Konflikt: Das „westliche Modell“ der Demokratie und alles, was dazu gehört, lässt sich nicht einfach in die Situation Afrikas und des nahen Ostens integrieren – denn es setzt komplexe Verzahnungen von Symbolen, von Institutionen, Glauben und Moral voraus, die aktuell in diesen Kriesenregionen gar nicht geben kann. Gerade die Interventionen des Westens (vor allem militärischer Natur) radikalisieren einigermaßen strukturierte Gruppen in Afrika und dem nahen Osten (Beispiel IS) gegen den Westen, der wieder zu einem „clash“ der Kulturen provoziert – nur können sich mittlerweile gebildete, aggressive Terror-Gruppen dank einer komplexen Vernetzung der Welt materiell zur Wehr setzen, anders, als es zur Kolonial- und Anfangszeit des Nahostkonflikts der Fall war.