Montag, April 29, 2024
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Braucht Sachsen wirklich mehr Zuwanderung? – DGB-Chef gibt sein Urteil über Kretschmers Worte ab

Sachsen braucht laut dem Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Sachsen, Markus Schlimbach, tatsächlich mehr Zuwanderung von Fachkräften. Damit bestätigte Schlimbach gegenüber Sputnik die kürzlichen Äußerungen von Ministerpräsident Michael Kretschmer zum Thema.

„Ich stimme Kretschmer zu“, sagte Schlimbach in einem Sputnik-Gespräch. „Wir sind mit Abstand das älteste Bundesland Deutschlands, es fehlen durchaus in den nächsten Jahren viele Fachkräfte, einfach weil der Nachwuchs gar nicht da ist. Deshalb ist die Zuwanderung für Sachsen in den nächsten Jahren dringend notwendig.“ Zuvor hatte Kretschmer in einem Interview für die „Welt am Sonntag“ gesagt, Sachsen brauche Fachkräftezuwanderung und übrigens ein „positives offenes Klima“. Auch in seinem Wahlprogramm für die kommende Landtagswahl plädiert er dafür. 

Laut dem Statistischen Landesamt Sachsen lag das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Sachsen 2018 bei 46,8 Jahren und ist damit seit 1990 um mehr als sieben Jahre gestiegen.

„Und die Rückkehr der in den letzten 30 Jahren nach Westdeutschland abgewanderten Fachkräfte wird nicht stattfinden, solange die Lohnunterschiede da sind“, so Schlimbach.

Er verweist weiter auf die wissenschaftlichen Einschätzungen, dass bis 2030 ein Drittel der in Sachsen vorhandenen Arbeitsplätze nicht durch den vorhandenen Nachwuchsnachbesetzt werde. 

Ob die proklamierte Zuwanderung die Löhne, wie viele befürchten, nicht nach unten treiben wird? „Das ist bei uns in Deutschland ein Grundsatz, dass man Menschen nicht unterschiedlich bezahlen darf, wenn sie eine unterschiedliche Herkunft, aber eine gleiche Qualifikation haben“, so der Gewerkschafter. Das habe auch in vielen Fällen funktioniert. „Wenn man sie unterschiedlich bezahlt, dann lagern Konflikte im Betrieb, und das braucht kein Unternehmer.“ Ob er aus seiner Erfahrung da aber keine Fehltritte kennt?

„Allerdings werden Leute ohne oder mit geringerer Qualifikation schlechter bezahlt“, erwidert Schlimbach, aber „bei den Fachkräften werden normalerweise schon Leute mit Ausbildung gemeint, egal ob mit einer Hochschul- oder beruflichen, denn das ist schon Qualifikation“.  

Auf die Frage, in welchen Bereichen die Fachkräfte fehlen würden, antwortete der gebürtige Chemnitzer Schlimbach, es seien Fachkräfte sowohl in der Pflege und im Gesundheitsbereich, als auch in der Industrie und im Handwerk, die in den nächsten Jahren gebraucht würden. 

Schaut man auf die Arbeitslosenquote in Sachsen, lag diese im Juli bei 5,3 Prozent – zwar um 2,2 Prozent höher als in Deutschland, aber schon um 3,2 Prozent niedriger als in Sachsen 2014. „Allerdings kann ein Drittel der Fachkräfte nicht durch die Zuwanderung gewonnen werden“, sagt Schlimbach weiter. „Wir müssen auch innerhalb von Sachsen in die Arbeitslosen investieren, dafür sorgen, dass die Menschen innerhalb von Deutschland zu uns kommen, dass die Hochschulabsolventen in Sachsen bleiben und nicht in andere Bundesländer abwandern.“ In dieser Hinsicht glaubt der Experte, dass die Regierung von Ministerpräsident Kretschmer in die Richtung schon ziemlich viel gemacht habe, wie etwa die extra Betreuung der Langzeitarbeitslosen.

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