Samstag, April 27, 2024
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Camping für alle, außer Sinti und Roma – Rassismusvorwürfe gegen Campingplatz-Betreiber in Bayern

Ein Campingplatz in Bayern hat einem Urlauber per E-Mail mitgeteilt, Sinti und Roma sowie Handelsreisende und Schausteller hätten keinen Zutritt zum Campingplatz. Ein klarer Fall von Rassismus, sagt Linken-Abgeordneter Niema Movassat und stößt eine Debatte auf Facebook an.

Einen ruhigen und erholsamen Urlaub in traumhafter, südlicher Hanglage verspricht der „familiär geführte Campingplatz“ Pullman Camping. Egal, ob individueller Kurzurlaub oder Urlaub mit der ganzen Familie, im Wohnwagen, Wohnmobil oder Zelt – Camping-Freunde werden ihre reine Freude haben, verspricht Pullman Camping auf seiner Internetseite.

Wer jetzt seine Zeltausrüstung zusammenpackt und sich auf maximale Entspannung im Bayerischen Wald einstimmt, sollte jedoch ein kleines Detail beachten.

So gastfreundlich und offen für die individuellen Bedürfnisse der urlaubshungrigen Camper sich der Betreiber des Campingplatzes auch gibt – offenbar gibt es für bestimmte Personengruppen Einschränkungen. Darauf hat der Linken-Abgeordnete Niema Movassat auf seiner Facebook-Seite aufmerksam gemacht. Der Politiker veröffentlichte am Mittwoch eine schriftliche Antwort von Pullman Camping, die ein Gast erhalten hatte. Darin heißt es wörtlich: „Wir weisen darauf hin, dass wir keine Handelsreisenden, Schausteller sowie Mitglieder von Sinti und Roma auf unserem Campingplatz aufnehmen.“

Für Movassat ist diese Aussage purer Rassismus.

„Rassismus, weil es sich alleine an der Zugehörigkeit eines Menschen an eine bestimmte Ethnie festmacht“, schreibt der Politiker. „Während der verbrecherischen NS-Zeit wurden 500.000 Sinti und Roma ermordet. Es fing mit Ausgrenzung und Diskriminierungen an. Wer als Unternehmer Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausgrenzt, stellt sich in eine Tradition menschenverachtender deutscher Geschichte. Nie wieder!”

Mit diesem Thema trifft Movassat offenbar den Nerv seiner Leser, wie 273 Reaktionen, 114 Kommentare und 85 geteilte Inhalte innerhalb von 20 Stunden zeigen. Die meisten Kommentatoren stimmen dem Abgeordneten zu, dass die Formulierung in der E-Mail absolut nicht vertretbar und offen rassistisch ist. Auch der Versuch von Pullman Camping, den Sachverhalt gerade zu rücken, vermag daran nicht viel zu ändern.

Der Betreiber wolle sich für die E-Mail in aller Form entschuldigen, die Formulierung sei „einfach falsch gewählt“ heißt es in dem Schreiben. Die Grundorientierung des Campingplatzes sei der Erholung und der Freizeit gewidmet.

„Aufgrund äußerst negativer Erfahrungen aus der Vergangenheit bei Anfragen von Gruppen mit mehrere Fahrzeugen, die über einen längeren Zeitraum bleiben wollen und zudem Sonderkonditionen erwarten, wurden wir im Nachhinein böse überrascht. Schausteller und auch Handelsreisende (unabhängig der Herkunft, ethnischer Zugehörigkeit, etc.) bereiteten uns und auch den weiteren Gästen auf dem Platz des Öfteren Probleme und hielten sich nicht an die Platzordnung. Der Handel (von in diesen Fällen Sinti-Gruppen) wird auf unserem Platz einfach nicht geduldet. Da die Anfrage dies vermuten ließ, wurde diese unglückliche Antwort formuliert“, so die Betreiber.

Den Kommentaren darunter lässt sich entnehmen, dass die meisten Leser von dieser Richtigstellung nicht überzeugt sind. Die Betreiber hätten damit nichts besser gemacht und den Rassismus-Vorwurf nur bestätigt, heißt es beispielsweise. Außerdem seien damit nicht nur Sinti und Roma, sondern auch ganze Berufsgruppen diskriminiert worden. Es finden sich unter den Kommentatoren aber auch solche, die Verständnis dafür haben, dass ein Campingplatzbetreiber nach schlechten Erfahrungen von seinem Hausrecht Gebrauch macht und bestimmten Gästen den Zutritt verweigert. So schreibt ein User:

„Ich finde, dass diese Formulierung etwas weicher hätte klingen können aber es bringt es auf den Punkt.
Wenn der Betreiber schlechte Erfahrungen gemacht hat und dadurch Rufschaden und finanziellen Schaden erleidet, ist es sein Recht zu sagen, dass er das nicht mehr möchte. Und in meinen Augen ist es kein Rassismus sondern Schutz. Einmal Eigenschutz und Schutz der Gäste. Und wie in der Stellungnahme zu sehen ist, sind schlechte Erfahrungen der Grund. Wenn ich als Gast mich auf Mallorca am Strand betrinke und scheiße verhalte, ziehen die dortigen Ämter auch ihre Konsequenzen. Immer gleich diese Rassismusschiene regt mich so auf. Die Menschen, die sich am meisten aufregen, haben meistens keine Ahnung, wieso ein Unternehmer diesen Schritt geht. Meint ihr, er freut sich solche Schritte gehen zu müssen? Es sind potenzielle Einnahmen, die wegfallen. Wenn diese Einnahmen aber nicht den Ärger und finanziellen Schaden aufheben, würde jeder Kaufmann sich so entscheiden.“

Dass es auch weniger ausgewogene Fürsprecher des Campingplatzes unter den Kommentatoren gab, darauf weist Niema Movassat selbst hin. Er lösche bestimmte Kommentare, weil es auf seiner Facebook-Seite keinen Platz für Rassismus gebe.

Quelle!:

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