Dienstag, April 30, 2024
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Deutschland ist eine tickende Zeitbombe

Im Zentrum der Europäischen Union fällt Deutschlands exportabhängige Wirtschaft Stück für Stück auseinander. Die deutsche Wirtschaft war bisher in der Lage, die Krise der Exporteure zu vermeiden, welche jede andere große Exportnation der Welt getroffen hat – von Herstellern von Fertigwaren wie China und Süd-Korea, bis zu Rohstoff-Exporteuren wie Russland und Saudi Arabien.

Das US-Finanzministerium hat kürzlich bekannt gegeben, dass China, Japan, Korea, Taiwan und Deutschland wegen potenzieller Währungsmanipulationen unter Beobachtung stehen. Der Bericht besagte, dass Deutschland einen erheblichen bilateralen Handelsüberschuss mit den USA aufgebaut hat. Zusätzlich hält es den zweitgrößten Leistungsbilanzüberschuss der Welt, mit rund 8,3 Prozent des BIP.

Währungsmanipulationen sind es jedoch nicht, die Deutschland auf diese Beobachtungsliste gebracht haben. Es ist die Tatsache, dass die europäische und chinesische Nachfrage nach deutschen Produkten gefallen ist und infolgedessen die USA zum Ziel deutscher Exporte geworden sind, um die Differenz wieder gutzumachen. Exporte in die USA sind allerdings nur ein Pflaster auf eine tiefere Wunde.

Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren neben den Exporten, welche den Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands ausmachen. Deutschland ist zu einem signifikanten Gläubiger geworden [A.d.Ü.: Target 2], die Netto-Auslandsvermögen stiegen von Null in den 1990ern auf rund 40 Prozent des BIP bis Ende 2010.

Die Zinsen sind niedrig und deutsche Banken werden innerhalb der Europäischen Union als sicherer Hafen zur Geldaufbewahrung angesehen. Aber da Deutschland ein Gläubiger ist, sind viele der Werte in deutschen Büchern nur unbezahlte Schulden anderer Länder der Eurozone. Dies bedeutet, dass Deutschland in höchstem Maße einer Eurozone ausgesetzt ist, die sich nach wie vor nicht nennenswert von der Krise 2008 erholt hat.

Ein Leistungsbilanzüberschuss wird normalerweise positiv gesehen. Wenn aber Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss von 8,3 Prozent des BIP hat, warum wird dieser dann nicht zur Stimulation der Inlandsnachfrage genutzt? Entweder ist Deutschland nicht bereit oder unfähig ihn zu diesem Zweck zu nutzen. Das liegt zum Teil daran, dass Deutschland ein Gläubiger ist und im Ausland und in seine eigenen Banken und Unternehmen investiert.

Und damit sind wir bei der Wurzel des gesamten Problems. Deutschland exportiert fast die Hälfte seines BIP. Es hat der EU nach 2008 Austerität auferlegt, was zu enorm hohen Arbeitslosenquoten in Süd-Europa geführt hat. Die Nachfrage ist nicht auf das Niveau von vor der Finanzkrise zurückgekehrt, doch Deutschland war in der Lage die Krise zu begrenzen, während der meiste Rest Europas entweder immer noch darunter leidet oder in der Flaute steckt. Jedoch gibt es Grenzen für die US-Nachfrage und die Duldung deutscher Exporte.

Dies alles bietet verschiedene einzigartige Prismen, durch welche man beobachten kann, wie das bindende Gewebe der Europäischen Union zerfasert, weil die wirtschaftliche Logik des Blocks zunehmend unlogisch wird.

Deutschland ist das Kraftzentrum der EU und die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Aber die Wahrheit ist, die Deutschen stehen vor einer tiefgreifenden Krise und es gibt keinen Weg, sie zu verhindern. Wenn der Sturm zuschlägt, dann werden seine Auswirkungen in den USA und auf der ganzen Welt zu spüren sein. Investoren werden dann weltweit in Deckung gehen.

John MauldinVon John Mauldin

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