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Die Kirche und das Geld

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Die evangelische und katholische Kirche in Deutschland erhalten jedes Jahr rund zehn Milliarden Euro an Kirchensteuern. Hinzu kommen

staatliche Gelder und Gewinne aus Finanzgeschäften. Der Reichtum führt immer wieder zu

Finanzskandalen. Die Kirchen in Frankreich dagegen sind auf Spenden angewiesen, staatliche Zuschüsse gibt es nicht. Wie gehen die Kirchen mit ihrem Geld um?

Der Politologe Carsten Frerk kritisiert das Finanzgebaren der deutschen Kirchen schon seit vielen Jahren. Im Finanzbericht des Bistums Köln – einem der reichsten Bistümer der Welt – entdeckt er hinter einem Milliardenvermögen großangelegte Immobilien- und Fondsgeschäfte.

 

Alte Verträge zwischen Kirche und Staat führen in anderen Kommunen zu stetigen Einnahmequellen. In Frankreich dagegen sind Kirche und Staat strikt voneinander getrennt. Ein Landpfarrer im Raum Lyon verdient gerade einmal 960 Euro. Kirchengebäude müssen verkauft, Kirchen abgerissen werden, weil ihr Unterhalt nicht mehr finanziert werden kann.

Autor Michael Wech geht in seinem Film „Die Kirche und das Geld“ den weit verzweigten Kirchenfinanzen nach und zeigt, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Kirchenfinanzsysteme in Deutschland und Frankreich haben.

So wird der Fall eines deutschen Pfarrers aufgerollt, der Millionen unterschlagen hat, ohne dass seine bischöfliche Aufsichtsbehörde aus diesem Vergehen grundlegende Konsequenzen zieht. In Frankreich, im Bistum Lyon dagegen, haben die Pfarrer mit strikten Sparmaßnahmen zu kämpfen und an vielen Orten, auch in der Metropole Paris, verfallen die Kirchen, weil das Geld für die Sanierung fehlt.

Die Fälle sind symptomatisch und zeigen, dass es auf beiden Seiten Probleme gibt. Doch eines macht der Film deutlich: Nicht nur Transparenz und Kontrolle sind wichtig. Gerade die enge finanzielle Verknüpfung von Kirche und Staat in Deutschland gehört dringend auf den Prüfstand (Vatikan AG: Scheinheilige Geschäfte (Video)).

Hier geht es zum Video auf arte (bis zum 19.01.2016 online)

Im TV: Dienstag, 26. Januar um 8:55 Uhr (75 Min.)

Wie der Staat die Kirchen finanziert

Obwohl die beiden großen christlichen Kirchen heute weniger als zwei Drittel der Bevölkerung organisieren, werden viele ihrer Belange durch die öffentliche Hand finanziert. Und das betrifft keineswegs nur Krankenhäuser oder Sozialstationen, die von der Allgemeinheit in Anspruch genommen werden können. Ob Bischofsgehälter, die Ausbildung kirchlichen Personals oder Missionswerke – konfessionslose und andersgläubige Bürgerinnen und Bürger zahlen alle kräftig mit (Die katholische Kirche und der Missbrauch: Verstörte Kinder Gottes (Video)).

Carsten Frerk gibt einen systematischen Überblick, zu welchen Gelegenheiten der Staat von den Kirchen zur Kasse gebeten wird. Er problematisiert versteckte Begünstigungen wie die steuerliche Absetzbarkeit der Kirchensteuer, erläutert die rechtliche und historische Fragwürdigkeit der so genannten Staatsleistungen und stellt die Frage, warum die Allgemeinheit soziale Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft bezuschusst, obwohl dort die Arbeitnehmerrechte weitgehend außer Kraft gesetzt sind (Zahl der Verbrechen im Vatikan steigt: Wirtschaftsdelikte, Pädophilie und Drogenhandel).

Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten: Die Zuwendungen der öffentlichen Hand an die Kirchen übersteigen deren Einnahmen aus der Kirchensteuer beiweitem. Und da die Kirchen steuerbefreit sind, tragen sie nichts zur Finanzierung der gesellschaftlichen Infrastruktur bei, von der sie profitieren (Blutgeld: Die gesegnete Geldvermehrung des Vatikans (Videos)).

Die Kirche und das liebe Geld

Die Kirche und das Geld sind ein uraltes Thema, über das immer wieder diskutiert wird und aktuell ist. Die Autoren wollen die Diskussion um die Kirchenfinanzen versachlichen und wenn nötig, „auch kritisch und mahnend den Finger erheben.“

Finanzskandale der jüngeren Zeit waren nicht nur Anlass für zahlreiche Kirchenaustritte, sondern ließen auch wilde Spekulationen über die reiche Kirche ins Kraut schießen. Der aufgeregten Debatte in den Medien setzt dieses Buch nüchterne Aufklärung entgegen.

Wie kam es eigentlich zu unserem System der Kirchensteuer? Warum werden Bischöfe vom Staat bezahlt? Wie setzt die Kirche ihre finanziellen Mittel tatsächlich ein und wer bestimmt darüber? (Alles muss ans Licht – das geheime Dossier des Vatikans: Die Händler im Tempel (Video))

Literatur:

Scheinheilige Geschäfte: Die Finanzen des Vatikans von Curzio Maltese

Nazis auf der Flucht: Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen von Gerald Steinacher

Vatikan AG: Ein Geheimarchiv enthüllt die Wahrheit über die Finanz- und Politskandale der Kirche von Gianluigi Nuzzi

Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen. von Ernst Klee

Alles muss ans Licht: Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes von Gianluigi Nuzzi

Quellen: PublicDomain/PRAVDA TV/arte am 15.01.2016

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