Samstag, April 27, 2024
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Die Lösung gegen Corona-Pandemie? Warum Mund-Nasen-Schutz sinnvoll ist

In vielen Apotheken sind Atemschutzmasken nicht mehr zu bekommen. Die WHO und das Robert-Koch-Institut raten gar davon ab, den Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit zu tragen. Der Hygieniker Klaus-Dieter Zastrow ist empört: Es sei das wichtigste Mittel im Kampf gegen das Virus.

Kann man sich mit dem Mund-Nasen-Schutz (MNS) gegen die Covid 19-Epedemie schützen? „Im öffentlichen Raum ist es definitiv nicht angebracht“, meint der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar H. Wieler, im Interview mit dem „Österreichischen Rundfunk“. Es sei ein unnützer Verbrauch von Masken, wenn diese in der Öffentlichkeit getragen werden, so der Fachtierarzt für Mikrobiologie weiter: „Für diejenigen, die erkrankt sind, ist es so, dass sie damit die Verbreitung des Virus ein wenig eindämmen. Aber diese Masken sollen eigentlich im Krankenhaus getragen werden, damit sich das Krankenhauspersonal nicht bei Personen ansteckt. Es wäre besser, die Masken für sinnvollere Einsätze zu sparen.“

„Mund-Nasen-Schutz hilft“

Dem widerspricht mit aller Deutlichkeit der Hygieniker Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow und bezeichnet die Ausführungen des deutschen Veterinärmediziners Wieler als „völligen Unsinn“. „Wir können doch mit dem Mund-Nasen-Schutz die einzige Quelle tatsächlich dichtmachen. Das ist ein mechanischer Schutz, so, als wenn sie jemandem den Mund zukleben. Da wird dann eben nichts mehr rauskommen. Das ist eine derartige Fehlinformation, die natürlich dazu beiträgt, dass das Virus immer weitergetragen wird.  Würden alle einen MNS tragen, dann könnte keiner mehr etwas weitergeben und der Spuck wäre schnell vorbei.“

Von 2000 bis 2016 leitete Zastrow den „Berufsverband der Deutschen Hygieniker“. In seiner Funktion beriet er Bundesminister genauso wie den Berliner Senat. Mit der Arbeit der Bundesregierung und des Robert-Koch-Institutes geht er hart ins Gericht. Statt ständiges Händewaschen anzuordnen, sollte der Bevölkerung der Mund-Nasen-Schutz, also die Mundmaske, verordnet werden, so Zastrow.

Als gutes Beispiel nennt er Tschechien. So müssen dort alle Menschen im Kampf gegen das neuartige Virus in der Öffentlichkeit eine Mund- und Nasenbedeckung tragen. Das beschloss das Kabinett des Regierungschefs Andrej Babis am Mittwoch vor einer Woche. Zur Bedeckung von Mund und Nase könnten medizinische Mund- und Atemschutzmasken, aber auch ein Schal, ein Tuch oder eine Sturmhaube dienen, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Prag der „Deutschen Presse-Agentur“. Laut den aktuellen Zahlen der Johns Hopkins Universität sind in Tschechien rund 1600 Personen infiziert, sechs sind an der Krankheit verstorben.

Japan macht es vor: „Schutz aus Höflichkeit“

Warum es eine derartige Anweisung in der Bundesrepublik nicht gebe, könne sich Zastrow nicht erklären. Zudem soll das Tragen des MNS durch Infizierte durchaus die Ausbreitung des Erregers eindämmen – auch gemäß der offiziellen Linie. Ob jemand tatsächlich infiziert ist, kann jedoch nur im Labor durch einen Test auf das Coronavirus Sars-CoV-2 mittels einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) festgestellt werden.

Doch bei SARS 2-Infektionen besteht schon am Tag zwei vor dem Einsetzen der Symptome eine Infektiosität. Das bestätigt auch der Charité-Virologe Christian Drosten: „Wenn man jetzt in die Öffentlichkeit geht, und man weiß es nicht, ob man nicht vielleicht morgen Symptome kriegt, und man möchte Höflichkeit und Engagement zeigen, dann ist das Tragen einer Maske eine gute Geste“, so Drosten im „NDR Info“. Diese „Höflichkeitsüberlegung“, wie sie Drosten bezeichnet, habe eine gute Intention und sei nachvollziehbar. Zudem erinnere eine Maske daran, dass es jetzt ernst werde und erziele damit einen wichtigen psychologischen Effekt, gibt der Experte und Regierungsberater zu. Dabei könne schon ein Stück Tuch vor dem Mund, das die großen Tröpfchen abfange, Wirkung zeigen, „weil sie dann gar nicht erst fliegen“, bemerkt der Experte.

„Das machen die Asiaten, insbesondre die Japaner, seit Jahrhunderten“, erklärt Zastrow. Das sei kulturell bedingt. „Aus Höflichkeit, wenn es bei ihnen im Hals ein bisschen kratzt, eine Maske aufsetzen, damit sich andere Leute nicht anstecken. Hier ist es so, dass wir gar nicht wissen, wer der Träger ist und deswegen sagen wir, jetzt muss sich derjenige, der gesund ist, schützen, damit er die Viren von irgendeinem nicht aufnimmt und nicht erkrankt.“

Und tatsächlich, trotz der Nähe zum Herkunftsland China, dem weltweit höchsten Bevölkerungsanteil von Senioren und der hohen Bevölkerungsdichte, halten sich die japanischen Infektionszahlen in Grenzen. Auf rund 1300 Corona-Infizierte kommen aktuell 45 Todesfälle.

Mangel an Schutzmasken?

Vor einer Marktkonkurrenz beim MNS warnt der Virologe Drosten: „Es gibt praktisch auf der ganzen Welt einen Mangel an den Masken. Wenn wir auf Europa schauen, ist es flächendeckend so, dass kein Land irgendwelche Vorräte hat.“ Es sei tatsächlich so, dass Krankenhäuser beliefert werden können, „aber es ist nicht so, dass es unbegrenzte Bestände sind“, erklärt der Charité-Direktor. Einkaufsabteilungen in großen Krankenhäusern würden sich deswegen berechtigte Sorgen machen, wenn die Öffentlichkeit auf dieselben Bestände zugreift, so Drosten.

Dass Masken für das medizinische Personal fehlen sollen, glaubt der Wissenschaftler Zastrow nicht. „Wir haben für die Gruppe in Bayern und Thüringen, die ich derzeit betreue – das sind sechs Krankenhäuser – gerade 500.000 Masken bestellt. Da kann keiner sagen, es gibt sie nicht. Es gibt zwar eine Verknappung, weil 97 Prozent der Masken in China hergestellt werden und die Produktion ist dort bekanntermaßen beeinträchtigt. Aber dass es keine Masken mehr gibt, ist totaler Quatsch. Und wer keine Masken im Krankenhaus hat, der hat vorher eine mangelhafte Lagerhaltung gemacht. Das ist ein First In, First Out: Wir wollen sparen, wir wollen nicht viel Geld irgendwo rumliegen haben“, empört sich der Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Vivantes-Kliniken in Berlin.

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