Heute startet die Bestseller-Verfilmung "Fifty Shades of Grey" in den europäischen Kinos.
Der Mittweidaer "Filmbühne"-Betreiber Ronny Leibelt weiß schon jetzt, dass
auch seine Kasse klingeln wird. Wohl ist ihm dennoch nicht.
Mittweida. Eigentlich könnte sich Ronny Leibelt freuen. Seit 12. Dezember vorigen Jahres läuft der Vorverkauf für den heutigen Filmstart von "Fifty Shades of Grey". Bislang über 70 verkaufte Tickets – "das ist ein guter Schnitt", sagt der Inhaber der Mittweidaer "Filmbühne". Doch so richtig freuen will er sich trotzdem nicht. Denn dieser nach der erotischen Roman-Trilogie der britischen Autorin E. L. James entstandene Sado-Maso-Streifen werfe das bisher auf Kinder und Familie ausgerichtete Konzept des Kleinstadtkinos zumindest für eine bestimmte Zeit gehörig über den Haufen.
"Mal ganz davon abgesehen, dass ich bis gestern noch nicht einmal wusste, ob dieser Film P 16 oder P 18 ist", meint der Kinochef. Erst wenige Stunden vor dem Start habe Leibelt erfahren, dass der Film für Zuschauer ab 16 Jahre zugelassen wurde. "Das größere Übel ist aber, dass der Filmverleih die Kinos aufgefordert hat, den Film auch in die 15-Uhr-Vorstellung zu bringen", sagt Leibelt. Und gibt zu bedenken, dass zurzeit Winterferien sind und deshalb die frühen Nachmittagsstunden vor allem den Kinder- und Jugendfilmen vorbehalten sind. "Die Filmverleiher können das fordern", räumt Leibelt ein, obwohl ihm Anweisungen dieser Art so ganz und gar nicht schmecken. Um den Kindern ihren Ferienspaß nicht zu vermiesen, habe er deshalb die für diese Altersgruppe geeigneten Filme vorverlegt – und zwar auf 13 Uhr. Die erste Vorführung von "Fifty Shades of Grey" beginne dann um 14.45 Uhr.
Zur Anweisung des Filmverleihs hat der Mittweidaer Kinobetreiber eine eindeutige Meinung: "Das ist reine Profitgier. Wir haben Ferien, da zieht man eigentlich Kinderfilme vor."
Sicher ist sich Leibelt trotzdem: "Dieser Film wird laufen." Denn in den vergangenen 15 bis 20 Jahren habe sich der Erotikfilm in den deutschen Kinos rar gemacht, sei quasi ein "totes Genre" gewesen. Mit dieser Buchverfilmung werde diese Art von Film nun wieder zu neuem Leben erweckt.
Der Run auf die Tickets gibt Leibelt Recht. Das Freiberger "Kinopolis" beispielsweise hat wegen der großen Kartennachfrage zusätzliche Vorstellungen ins Programm aufgenommen. Wie Sven Sinner vom Management des Hauses gestern sagte, seien bereits die ersten beiden Vorstellungen zum heutigen Filmstart (17.10 und 20 Uhr) zu etwa drei Vierteln verkauft. Am Freitag und Sonnabend werde der P-16-Streifen von Sam Taylor-Johnson zusätzlich 20.30 Uhr gezeigt. Der Mittweidaer Kinochef will dennoch am bisherigen Konzept festhalten. Filme wie die Tragikomödie von Til Schweiger "Honig im Kopf", der sehr gut gelaufen sei, würden da besser ins Konzept eines Kinos wie das Mittweidaer passen.
Der Film "Fifty Shades of Grey" läuft im Mittweidaer Kino "Filmbühne", Theaterstraße 1, in der ersten Veranstaltungswoche von heute bis Mittwoch, jeweils um 14.45 Uhr, 17.15 Uhr und 20 Uhr sowie am Freitag und Samstag zusätzlich in der Spätvorstellung ab 22.30 Uhr.
