Dienstag, Mai 7, 2024
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Forsa-Umfrage: Dresdner Bürger lehnen Pegida überwiegend ab

Eine Pegida-Demonstration in Dresden.

Die islamkritische Bewegung schadet dem Ansehen der Stadt, meint einer Umfrage zufolge die Mehrheit der Dresdner. Aber die Unzufriedenheit mit der Politik ist

 

 

 in keiner anderen Großstadt so hoch wie hier.

Dresden. Die Einwohner Dresdens stehen den Protesten der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) offenbar distanzierter gegenüber, als bisher zu erkennen war. So ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa, dass 71 Prozent der 1016 befragten wahlberechtigten Dresdner derzeit Pegida als das größte Problem ihrer Stadt sehen, vor allem weil sie ihrem Ansehen schade. Andererseits trat auch ein starkes Unbehagen über die "Politik, so wie sie stattfindet" zutage. Zwei Drittel der Dresdner (66 Prozent) sind damit unzufrieden. Mit dieser Stimmungslage stellt Sachsens Metropole die bundesweiten Werte auf den Kopf und wird zum statistischen Schlusslicht: Deutschlands Bürger sind im Durchschnitt zu 62 Prozent mit der aktuellen Politik einverstanden.

Klare Islam-Ablehnung

Nur drei Prozent der Dresdner bekennen sich zur Teilnahme an Pegida-Aufzügen, heißt es in der Umfrage im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Stern", die heute veröffentlich wird. Hochgerechnet auf die etwa 430.000 Wahlberechtigten der Stadt wären das 13.000 Teilnehmer. Acht Prozent der Elbestädter konnten sich aber zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 28. Januar und 2. Februar eine Demo-Teilnahme vorstellen. Damit beliefe sich das Pegida-Potenzial in Dresden auf etwa 35.000 Menschen. Die übergroße Mehrheit wolle aber "nicht in die Nähe von Pegida gerückt werden".

Besonders hohe Sympathiewerte genießt die Protestplattform unter den älteren Semestern, vor allem zwischen 45 und 59 Jahren Jahren. Hauptantrieb bei ihren Anhängern ist in Dresden aber die Kritik an der lokalen Politik mit 29 Prozent. Erst danach folgen die Ausländerproblematik mit 26 Prozent und die Lage am Wohnungsmarkt (11 Prozent). Diese Punkte wurden ohne inhaltliche Vorgaben abgefragt.

Dem Islam steht Dresdens Einwohnerschaft insgesamt sehr skeptisch gegenüber. Die Bundesbürger akzeptieren den Islam für Deutschland zu 56 Prozent, in den neuen Ländern denkt ebenfalls fast die Hälfte so, ergab die Umfrage. In Dresden betrage die Zustimmung aber nur 38 Prozent. Selbst von Anhängern der Linken erklärten nur 38 Prozent, bei der SPD 37 und der CDU 28 Prozent, dass der Islam zu Deutschland gehöre.

Der bisher vorherrschenden Meinung, dass der Pegida-Protest aus der "Mitte der Gesellschaft" komme, schließen sich laut Forsa nur 39 Prozent der Dresdner an. 46 Prozent meinten, die Pegida-Protestierer stünden für "eine kleine Minderheit am rechten Rand des politischen Spektrums". Sie seien "eindeutig anfällig für Fremdenhass und rechtsradikales Gedankengut".

"Dresden ist sehr konservativ"

Den Politikwissenschaftler und Parteienforscher Eckhard Jesse (66) hat die Umfrage nur in einem Punkt überrascht: die große Unzufriedenheit der Dresdner mit der aktuellen Politik. "Das ist signifikant", sagte er. "Schaut man auf die objektiven Verhältnisse und deren subjektive Widerspiegelung – Dresden geht es ja nicht schlecht -, wird eine gewisse Frusthaltung deutlich", so Jesse. Für ihn ist Pegida hier nicht zufällig entstanden. "Dresden ist die konservativste Großstadt Deutschlands", so Jesse. Er misstraut auch der auffallend starken Distanzierung von Pegida. "Die Leute sollten ja von sich aus sagen, was sie stört", argumentiert er. Da Pegida derzeit in aller Munde sei, habe dieses Thema schon "eine gewisse suggestive Wirkung". Die Forsa-Umfrage ist der erste repräsentative Versuch, die Pegida-Proteste zu erklären.

 

 
erschienen am 12.02.2015 (Von Uwe Kuhr)

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