Gegen sechs schulpflichtige Kinder in Mannheim ist Bußgeldbescheid erlassen worden, weil die Schüler wegen der Beteiligung an den Klimademonstrationen „Fridays for Future“ („Freitage für die Zukunft“) im Unterricht unentschuldigt fehlten. Das berichtete die Mannheimer Abteilung der Klimabewegung auf sozialen Netzwerken.
Die bestraften Schüler sollen demzufolge an der Demonstration am 24. Mai in Mannheim teilgenommen und dadurch zwei Schulstunden (á 45 Minuten) verpasst haben. Nun müssen ihre Familien 88,50 Euro zahlen.
„Der erste bekannt gewordene Fall“
„Diese Bußgeldbescheide stellen damit den ersten bekannt gewordenen Fall ordnungsrechtlicher Strafen gegen Teilnehmer*innen von Fridays for Future Demonstrationen dar“, so die Bewegung in einem auf Facebook veröffentlichten Statement.
Fridays for Future Mannheim sehe „keine Schuld bei den Schüler*innen, die sich für eine konsequente Klimapolitik einsetzen“, und solidarisiere sich mit den Betroffenen“. Die Organisation rief auf sozialen Netzwerken auf, die Rechtshilfe für betroffene Jugendliche zu unterstützen.
Nach Drohungen weiterer Schulen passierte nichts
Schüler, die wegen der Protestteilnahme Schulunterricht versäumten, sollen in Baden-Württemberg sowie in anderen Bundesländern mehrere Drohungen von Schulleitern erhalten haben, so das Portal „Spiegel Online“. Unter möglichen Strafen waren demnach keine Versetzung wegen zu vieler unentschuldigter Fehlstunden und ein Verbot zur Teilnahme an einer Klassenfahrt.
Allerdings wurden offenbar keine erzieherischen und disziplinarischen Maßnahmen unternommen. Neben dem Fall in Mannheim soll auch kein Bußgeldverfahren im Zusammenhang mit einer „Fridays for Future“-Demo eingeleitet worden sein.
„Schulen haben im Frühjahr mit drastischen Konsequenzen regelrecht geprahlt, passiert ist aber nicht wirklich etwas“, zitiert „Der Spiegel“ die Anwältin Sibylle Schwarz, die Schüler und Schülerinnen in schulrechtlichen Fragen berät.
Strafe für „politisch engagierte“ Kinder
Vier Familien von bestraften Schülern des Mannheimer Geschwister-Scholl-Gymnasiums meldeten sich anonym bei der Zeitung „Mannheimer Morgen“, schrieb das Blatt am Mittwoch. Demnach zeigten sie sich befremdet und empört, dass eine Schule, die sich nach Sophie und Hans Scholl benennt, so mit Kindern umgehe, die sich „politisch interessieren und engagieren“.
Die Geschwister Scholl wurden bekannt als Mitglieder der „Weißen Rose“, einer Gruppe, die während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv war.
Seit Monaten demonstrieren weltweit vor allem Schüler und Studentenfreitags, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Die Bewegung geht auf eine Protestaktion der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg zurück.
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