Montag, April 29, 2024
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„Für den Frieden und gegen die Kriegstreiber“ – Ostermarsch 2019 in Berlin

Gegen Aufrüstung und Kriegspropaganda hat sich der Berliner Ostermarsch am Samstag gewendet. Immer wieder haben Teilnehmende und Redner auch vor der anhaltenden Konfrontation gegenüber Russland gewarnt. Einen Wunsch haben sie immer wieder geäußert: Dass die Menschen gemeinsam für Frieden und den Schutz von Natur und Umwelt auf die Straße gehen.

Der Frieden ist bedroht wie nie zuvor, hat Michael Müller, Bundesvorsitzender der Naturfreunde Deutschlands, am Samstag in Berlin festgestellt. Er wünsche sich deshalb, dass die Friedens- und die Umweltschutzbewegung zusammenfinden und gemeinsam demonstrieren mögen. Das sagte Müller zum Auftakt des Berliner Ostermarsches.

Auch andere Redner wünschten sich mehr Gemeinsamkeit derjenigen, die für Umweltschutz protestieren, mit jenen, die für den Frieden auf die Straße gehen. So sagte Jutta Kausch von der Friedenskoordination Berlin (Friko) zum Abschluss des Ostermarsches: „Gehen wir dorthin, wo die Menschen besorgt sind. Suchen wir die Verbindung zu den Klimaschützern. Wenn sie nicht zu den Friedensdemos gehen, gehen wir zu ihnen.“

Manche der Teilnehmenden am diesjährigen Ostermarsch in der bundesdeutschen Hauptstadt waren enttäuscht von dem relativ geringen Zuspruch am sonnigen Ostersamstag. Rund 1.500 Menschen kamen, wie die Veranstalter mitteilten. Zwischen Auftakt- und Abschlusskundgebung vor der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz zogen sie durch Berlins Mitte. Touristen waren überrascht über den Demonstrationszug, manche klatschten Beifall.

Gegen Kriegstreiber und Kriegspropagandisten

Christa Weber, Moderatorin der Kundgebungen, freute sich über alle, die zum Ostermarsch kamen. „Wir demonstrieren für den Frieden, gegen die Kriegstreiber und gegen die Kriegsgewinnler“, erklärte sie zu Beginn. Für sie zählt ZDF-Moderator Claus Kleber zu den Kriegspropagandisten.

Dieser hatte am 4. April zu Beginn des „Heute-Journals“ die Meldung verkündet, Nato-Truppen würden gegen in Estland eingefallene russische Einheiten im Einsatz seien. Er fügte hinzu: „Das ist nur eine Vision, aber eine realistische.“ 

Er habe damit den Beginn des Dritten Weltkrieges verkündet, empörte sich nicht nur Moderatorin Weber beim Ostermarsch. „Das ist die Vorbereitung zu einem Angriffskrieg“, warnte sie. „Zum dritten Mal in hundert Jahren bedrohen deutsche Truppen das russische Volk. Das russische Volk, das uns vom Faschismus befreit hat, und das dabei 27 Millionen Menschen verloren hat.“

Reden und Transparente für Frieden

Weber und die anderen Redner kritisierten die Politik der Nato, die sich nach dem Ende des Kalten Krieges neue Feinde gesucht hat, um sich nicht auflösen zu müssen. Für die gegenwärtige Aufrüstung müsse nun Russland als Feindbild herhalten. Widerstand gegen die offizielle Konfrontationspolitik auch der Bundesregierung brachten zahlreiche Transparente zum Ausdruck. Darauf wurde Frieden mit Russland ebenso gefordert und die Lüge von der angeblichen russischen Gefahr widerlegt.

Wie nie zuvor seit 30 Jahren sei der Frieden in Europa bedroht, betonte der Naturfreunde-Vorsitzende Müller in seiner Rede zum Auftakt. „Es kommt auf uns an, uns einzumischen, denn offenkundig ist die Politik nicht in der Lage, den Trend zur Militarisierung des Denkens, des Handelns und der Politik zu stoppen“, stellte er klar. „Deshalb müssen wir es tun, das ist unsere Aufgabe.“

Aus Sicht von Müller kann das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert neuer Gewalt und erbitterter Verteilungskämpfe oder das einer nachhaltigen, demokratischen und sozialökologischen Entwicklung werden. Er warnte vor einem „doppelten Selbstmord der Menschheit“: Dem schnellen durch steigende Rüstung und Kriegsgefahr und einem langsamen durch den „Krieg gegen die Natur“.

Ein altes aktuell gebliebenes Lied

„Wer Frieden will, muss Frieden schaffen“, forderte der Verbandsvorsitzende und sagte „Nein zur Herrschaft des Marktes und der Gier“. Die Rüstung müsse ebenso wie der Waffenexport gestoppt und die Rüstungskontrolle neu belebt werden. Mit Blick auf die Umwelt sprach sich Müller, der SPD-Mitglied ist, für eine sozialökologische Reformpolitik aus.

„Sag mir, wo Du stehst“ – dieses Lied der DDR-Singegruppe „Oktoberklub“ aus dem Jahr 1967 erklang vor der Volksbühne zu Beginn des Ostermarsches. Sein Schöpfer, Hartmut König, sang es am Samstag live. Viele sangen mit, vor allem jene, die aus der DDR kamen. Und es klang aktuell wie einst, auch wenn es damals etwas anders gemeint war.

Der ehemalige Liedermacher, FDJ-Funktionär und DDR-Vize-Kulturminister singt heute wieder und ist als Publizist tätig. Er bezeichnete die Frage von Krieg und Frieden als heutige „Schicksalsfrage“. Er erinnerte an die offenen und verdeckten Kriege der Nato und des Westens seit 1990, gegen Jugoslawien, gegen den Irak, gegen Libyen, gegen Syrien und aktuell gegen Venezuela.

Künstler für den Frieden

König wandte sich dagegen, dass heute wieder deutsche Soldaten vor der Westgrenze Russlands stehen. Diese Tatsache ignoriere die Trauer um 27 Millionen Tote der Sowjetunion durch den Krieg der deutschen Faschisten. „War das der Dank für unsere Befreiung vom Hitlerfaschismus?“

König machte klar: „So gefährdet, wie die Welt ist, darf sie nicht bleiben!“ Danach beschrieb er in einem weiteren Lied „So wäre die Welt, wenn Frieden wäre“. Neben ihm traten außerdem die Sängerin Johanna Arndt und der chilenische Gitarrist Nicolás Miquea auf.

Unterschiedliche Sichten und ein gemeinsames Ziel

Sie sei dabei, „weil wir für den Frieden sind“, erklärte eine 19-Jährige aus Baden-Württemberg gegenüber Sputnik kurz und klar, warum sie beim Berliner Ostermarsch mitmachte. „Es sollte beim Ostermarsch um Frieden gehen und nicht gegen einzelne Länder gehetzt werden“, fügte sie hinzu. Umwelt- und Friedensbewegung müssten aus ihrer Sicht aber nicht gemeinsam demonstrieren, weil es zwei verschiedene Themen seien.

Für den 91-Jährigen Dedo Staubesand aus Berlin war es selbstverständlich, beim Ostermarsch dabei zu sein. Er erinnerte an das christliche Motto: „Friede auf Erden und den Menschen in Wohlgefallen.“ Ebenso würden die Sozialisten in ihrem „Lied von der roten Fahne“ singen: „Arbeit, Brot und Völkerfriede – das ist unsere Welt“. Zwischen diesen Sichten gebe es für ihn keinen Unterschied.

Staubesand meinte, die Kriegsgefahr wachse in den letzten Jahren besonders durch die westliche Politik gegenüber Russland. Russlands Präsident Wladimir Putin habe mehrmals, unter anderem 2001 vor dem Bundestag, beide Hände zur Zusammenarbeit ausgestreckt. „Aber er wird bloß als der böse Teufel dargestellt. Die sollen miteinander reden!“

„Kleines Häuflein“ Aufrechter und Friedensbewegter

Unter den Teilnehmenden am diesjährigen Ostermarsch in Berlin war wieder der bekannte Berliner Schauspieler Gunter Schoß. Für ihn war es erneut selbstverständlich, mit dabei zu sein, wie er gegenüber Sputnik sagte: „Um Gesicht zu zeigen, geht es. Um das, was hier auf den Transparenten steht, zu unterstützen.“ Ihn bewege die Militarisierung der Sprache ebenso wie die Gefahr in Folge der aufgekündigten Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge.

Es gehe darum, die Aufrüstung zu verhindern. Das wird aus seiner Sicht „aber sehr schwer, weil wir zu wenige sind, die auf der Straße sind“ Zu seinen Anliegen gehöre wie im Vorjahr, „den Hintern hochzukriegen“. Schoß bedauerte, „dass wir doch ein kleines Häuflein sind“.

In diesem war neben ehemaligen Angehörigen der DDR-Armee NVA und anderer einstiger bewaffneter Kräfte der DDR auch der ehemalige Oberstleutnant der Bundeswehr Jochen Scholz zu sehen. Er mache beim Ostermarsch mit, sagte er, seit die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges zu einer Einsatz- und Interventionsarmee umgebaut worden sei. Ihr früherer Verteidigungsauftrag sei damals, und endgültig mit dem Nato-Krieg 1999 gegen Jugoslawien, „über Bord geworfen“ worden.

Kein Klimaschutz ohne Einsatz für den Frieden

Auch Scholz bedauerte, dass nur relativ wenige Menschen zum Ostermarsch kamen. Das liegt aus seiner Sicht mit daran, dass die tonangebenden Parteien „unisono in die gleiche Richtung denken und argumentieren“. Zu den Folgen gehöre, dass am Samstag die Zahl der Menschen älterer Generationen die der Jüngeren deutlich überwogen habe. Er würde begrüßen, wenn Friedens- und Umweltbewegung zusammenkommen würden.

„Bei der Umwelt geht es ja nicht nur ums Klima, sondern um vieles mehr“, sagte der Ex-Offizier. Er erinnerte daran, dass der Kampf um knappe Ressourcen zu den Kriegsgründen zähle. Friko-Aktivistin Kausch erinnerte bei ihrer Abschlussrede daran, dass Militär und Rüstung zu den größten Umweltzerstörern gehören.

„Eine klimafreundliche Welt hilft gar nichts, wenn kriegerische Handlungen sie unbewohnbar machen“, erinnerte sie und fragte: „Warum gehen die Menschen nicht auch zahlreich auf die Straße, um für eine friedliche Welt zu demonstrieren, um die Welt vom Krieg zu befreien? Ist doch der Krieg die größte Gefahr für diesen Planeten und das Überleben der Menschheit.“

Unkritische Satire statt Aufklärung durch Medien

Das Medieninteresse am Ostermarsch in der bundesdeutschen Hauptstadt war eher gering. Der Sender „Rundfunk Berlin-Brandenburg“ (RBB) hatte immerhin gleich zwei Kamera-Teams im Einsatz. Während das eine normal berichtete, begleitete ein anderes einen mit US-Flagge behangenen Mann in gutem Anzug, der außerdem US-Fähnchen verteilte. Mit dem RBB-Mikrofon in der Hand wollte er von Demonstranten unter anderem wissen, welche Gefühle die US-Fahne bei ihnen auslöse.

Manche sahen das als gezielte Provokation, was wahrscheinlich in einer der öffentlich-rechtlichen Satiresendungen gesendet wird. Diese beteiligen sich längst an der medialen Aufrüstung, bedauerte Friko-Aktivistin Kausch, obwohl sie sich als kritisch darstellen würden. Sendungen wie die „heute show“ oder „extra 3“ würden sich über die angeblich schlecht ausgerüstete Bundeswehr lustig machen, statt hinter die Fassade zu schauen. Zum anderen beteiligen sie sich immer wieder am Russland- und Putin-Bashing.

Mit zurechtgebogenen Geschichten werde bei den Menschen für die Aufrüstung und die Konfrontationspolitik geworben. „Dabei stirbt die Wahrheit Zeile für Zeile“, so Kausch. „Wir brauchen Frieden und keine Kriegsbündnisse!“, rief sie aus und forderte zu weiteren Aktionen auf.

Quelle!:

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