Samstag, Mai 4, 2024
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Greta auf Abwegen und Theologe als deutscher Klimabotschafter: Fünf Fragen zum Klimagipfel in Madrid

Am Montag kommt in Madrid die UN-Klimakonferenz zum 25. Mal zusammen. Sputnik beantwortet die wichtigsten Fragen zum Forum.

Was will man mit den Verhandlungen erreichen?

Vor gut vier Jahren wurde in Paris auf der solchen UN-Klimakonferenz das Pariser Abkommen geschlossen. Auf der Klimakonferenz vor einem Jahr im polnischen Kattowitz schloss sich die EU kurzerhand mit Inselstaaten und Ländern Afrikas zusammen, um mehr Ehrgeiz im Klimaschutz zu fordern. Im Jahr davor wurde die internationale Kohleausstiegsallianz gegründet.

„Zeit zu handeln“, lautet das Motto der diesjährigen Konferenz – es wird erwartet, dass die Vertreter aus 196 Staaten nun endlich wirksame Schritte gegen die Erderwärmung unternehmen und sie auf deutlich unter zwei Grad begrenzen. Es wird dieses Jahr nach dpa-Angaben vor allem das Ziel vorangetrieben werden, 2020 ehrgeizigere nationale Klimaschutz-Pläne vorzulegen. Zudem wird diskutiert, nach welchen Regeln ein internationaler Markt im Klimaschutz funktionieren kann. Auch die Frage, wer die Behebung der durch den Klimawandel verursachten Schäden speziell in armen Ländern bezahlen soll, steht auf der Agenda. Auf Ministerebene wird aber erst in der zweiten Konferenzwoche verhandelt.

Wer vertritt Deutschland?

Leiterin der deutschen Delegation ist Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). Die sogenannten Klima-Diplomaten sind auch dabei, darunter Nicole Wilke, Leiterin des Referats Internationaler Klimaschutz, Karsten Sach, Leiter der Unterabteilung „Internationale Zusammenarbeit“, und Jochen Flasbarth, Umweltstaatssekretär – alle  vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Auch der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, kommt als Mitglied der Delegation. Bals hat Theologie studiert, arbeitete danach in einem Münchener Journalistenbüro unter anderem zu Umwelt- und Klimaschutzthemen und ist seit 1991 bei der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch tätig, die sich für globale Gerechtigkeit und den Erhalt von Lebensgrundlagen engagiert. 

Kommt Greta Thunberg noch?

An der Klimadebatte in den USA bemängelte die schwedische Klimaaktivistin und Gründerin der „Fridays For Future“-Bewegung, Greta Thunberg, im September etwas enttäuscht, dass der Klimawandel „hier eine Frage des Glaubens und kein Fakt“ sei. Nachdem der Klimagipfel wegen der Unruhen aus Chile nach Madrid verlegt wurde, suchte Thunberg sich einen emissionsfreien Katamaran aus. Der Gipfel wird zunächst ohne sie starten – nach eigenen Angaben wird sie erst am Dienstag in Europa ankommen, und zwar nicht in Madrid, sondern in Lissabon. „One of my heroes. God bless you, Greta“ (Eine meiner HeldInnen. Gott segne dich, Greta), unterstützen sie ihre Anhängerinnen auf Twitter. „Warum können wir diesen Gipfel nicht verlegen? Das kostet ein paar Millionen mehr, aber für Greta würde ich das machen“, kommentieren die anderen. Als Thunberg noch nach Reisemöglichkeiten suchte, wurden ihr auch Flugzeuge vorgeschlagen, denn die meisten Delegationen kommen von den beiden amerikanischen Kontinenten per Luft. 

In New York fand im September schon ein UN-Klimagipfel statt, wozu noch einer in Madrid? 

Am 23. September 2019 hatte bereits ein UN-Klimagipfel in New York City stattgefunden, wo Greta Thunberg  ihre hochemotionale „Wutrede“ gehalten hatte. Gastgeber war UN-Generalsekretär António Guterres – „The time to act is now“ (Jetzt ist die Zeit zu handeln) jetzt wiederholte er das Mantra, wie auch seine Vorgänger, schon damals – mehreren Journalisten zufolge eher eine Schaufensterveranstaltung zum Anschauen, Bewundern und Nachmachen. Die Weltklimakonferenz in Madrid ist dagegen ein ständiges Format und ist als Folgekonferenz des vom 2. bis 15. Dezember 2018 in Kattowitz in Polen abgehaltenen United Nations Framework Convention on Climate Change (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen) anberaumt.  

Durchbruch kaum in Sicht

Die neue Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat eine Reduktion der CO2-Emissionen bis 2030 um 50 bis 55 Prozent ins Auge gefasst. Daran, dass der Gipfel einen echten Durchbruch bringen kann, gibt es aber große Zweifel. Nach derzeitigem Stand reichen die Pläne der Staaten für das Einsparen von Treibhausgasen bei Weitem nicht aus – und viele Länder schaffen nicht einmal das, was sie angekündigt haben. Laut Guterres seien die bisherigen Bemühungen um den Klimaschutz „absolut unzureichend“. Es mangele eindeutig an politischem Willen. In Madrid könnte es beispielsweise Probleme mit Brasilien geben. Präsident Jair Bolsonaro will zwar nicht mehr aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen, wie er einst angedroht hatte, möchte aber Klimaschutz nach seinen eigenen Regeln machen. Wenn  z.B. Frankreich einen großen Solarpark in Brasilien bauen will, würden die Emissionsminderungen aufs französische Konto gehen. Bolsonaro möchte die eingesparten Tonnen CO2 dabei auch auf sein Klimakonto angerechnet haben. Doppelt gezählte Minderungen sollen nicht möglich sein, findet jedoch unter anderem die Europäische Union.

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