Samstag, Mai 4, 2024
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Gröhnemeyers gebrülltes Meinungsdiktat

Herbert Gröhlemeyer brüllt im Sprachduktus längst vergangen geglaubter Zeiten von der Bühne in die euphorisierte und johlende Masse. Vom gespenstischen Stimmtimbre wie Schicklgrubers hinkender Knecht, im zweifelhaften Inhalt bis auf einen anderen ideologischen Zugang vielleicht zumindest im Ergebnis nicht weit entfernt. Ja, das Timbre verrät viel über einen Menschen und seinen Charakter und das Gesagte noch viel mehr über ideologische Nähe und deren Verwerflichkeit. „Wenn Politiker schwächeln,…, dann liegt es an uns, zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat.“, tönte er in sich überschlagender Stimme und beweist in diesem seltenen Moment der seelischen Nacktheit die schreiende und geifernde Verachtung für demokratische Entscheide und deren daraus entstandene Instrumente. Links und rechts waren und sind sich an den extremen und radikalen Rändern immer einig, sie treffen sich in ihrem Kreis des ideologischen Wahnsinns: Das Gesagte der demokratischen Vertreter ist „Geschwafel“, die Demokratie und ihre Vertreter sind „schwach“, um am Ende folgerichtig „diktieren“ zu können. Vom Diktieren zum Diktator, vom kritisierten Geschwafel zur Meinungstyrannei. Willkommen in der Vorhölle des Faschismus, die nur das eigene Gebrüllte zulässt und die Meinung der anderen als heutiges Geschwafel einer in Zukunft zu diktierenden Gesellschaft abtut. Der autoritäre Grundgedanke eint jene vorsätzlichen Gesinnungsterroristen, die ihre verfassungsfeindliche Haltung hinter der Political Correctness, hinter einer geheuchelten Toleranz verstecken. Es wäre aber zuviel der Ehre, die man Grönemeyer zuteilwerden lässt, wenn man ihn als Ideologen mystifiziert. Nicht zuletzt seine gegenüber einem Fotojournalisten zu Tage getretene Gewaltbereitschaft zeigt, dass es sich beim einst umjubelten Star in Wahrheit um einen kleinen, präpotenten, demutslosen Heißläufer handelt. Einen, der sich selbst in Wahrheit niemals im Griff hatte. Und dessen mangelnde Disziplin und Selbstbeherrschung sein wahres Gesicht authentisch zu Tage fördert. Denn es kann ja nur aus einem rauskommen, was bereits tief drinnen steckt. „Aufbrausend und charakterlos, dumm und unaufmerksam, unwissend und unehrlich – was kann man mit solchen Menschen anfangen?, fragte bereits Konfuzius.

© Gerald Grosz
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