Mittwoch, Mai 1, 2024
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„Händewaschen bringt gar nichts“: Hygienearzt kritisiert Maßnahmen zum Schutz vor Covid-19

Händewaschen, mindestens 20 Sekunden mit Seife. So lautet eine der Empfehlungen, die der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, sowie die Bundesregierung immer wieder verlauten lassen. Hygieneexperte Klaus-Dieter Zastrow widerspricht.

Die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz sowie zum Schutz von anderen Personen vor der Ansteckung mit Erregern von Atemwegsinfektionen seien das Einhalten der Husten- und Niesregeln, das Abstandhalten (mindestens 1,5 Meter) und 20 bis 30 Sekunden Händewaschen mit Seife, heißt es in den Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Gesundheitsminister Jens Spahn sowie der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, heben das immer wieder in den zahlreichen Pressekonferenzen hervor. Doch ist das wirklich so hilfreich im Kampf gegen die Covid 19-Pandemie?

Alternative zur Händedesinfektion?

Auf der Seite des Robert-Koch-Instituts findet man Empfehlungen der sogenannten „Kommission für Krankenhaushygiene und Infektions­prävention“ (KRINKO). Dort heißt es: „Obwohl bereits durch Händewaschung die Rate von Nosokomialen Infektionen herabgesetzt werden kann, ist abhängig vom Ausmaß der Kontamination die Wirksamkeit nicht ausreichend, so dass die Händewaschung keine Alternative für die hygienische Händedesinfektion ist.“ Zudem sei bessere Hautverträglichkeit alkoholischer Einreibepräparate im Vergleich zu Handwaschpräparaten durch klinische und durch Anwendungsstudien belegt.

Angesprochen auf die KRINKO-Empfehlungen seiner Organisation, sagte RKI-Präsident Wieler in einer Pressekonferenz am 18. März, dies seien Richtlinien für Personal und Ärzte in Krankenhäusern, wo man deutlich höhere Hygienemaßnahmen fahre als im häuslichen Umfeld. „Selbstverständlich können sie einen Teil der Viren mit Händewaschen abtöten. Aber wir reden ja hier über Mengen, wir reden über absolute Zahlen und Quantitäten und Qualitäten. Das heißt, dass sie die Menge der Erreger so stark wie möglich verringern. Und sie können durch ein gutes Händewaschen die Dosis von Infektionen und Viren so stark reduzieren, dass sie für die Übertragung keine Rolle spielen“, betont der deutsche Veterinärmediziner und Fachtierarzt für Mikrobiologie, der entscheidend die Bundesregierung in der Corona-Krise berät.

Zastrow: „Ein Virus reicht“

„Händewaschen bringt gar nichts“, empört sich dagegen der Hygieneexperte Prof. Dr. Klaus-Dieter Zastrow im Sputnik-Interview. „Mit Wasser und Seife können sie vielleicht Schmutz und ein paar Tausend Viren und Bakterien abschwemmen von ihrer Hand. Aber sie sind nicht tot, sondern leben vielleicht dann noch im Waschbecken und auf dem Wasserhahn fröhlich weiter. Und sie können auch nicht alles abschwemmen. Nehmen wir mal an, sie haben eine Million Viren auf der Hand, das ist nicht viel. Und jetzt spülen sie durch Wasser und Seife 950.000 davon runter. Dann haben sie immer noch 50.000. Diese reichen allemal, um eine Infektion hervorzurufen. Es reicht im Prinzip auch ein Virus, weil die Vermehrung bei dieser Erkrankung in der Mundhöhle stattfindet“, erklärt Zastrow.

Der Facharzt für Hygiene war bis 2016 unter anderem Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Deutscher Hygieniker. In dieser Funktion hat er mehrere Bundesminister sowie den Berliner Senat beraten und Leitlinien in der Hygiene erarbeitet. Von 1987 bis 1995 leitete er das Fachgebiet „Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene“ beim Robert-Koch-Institut. Neun Jahre war er Vorsitzender der KRINKO und Geschäftsführer der ständigen Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes (Stiko). Seit 2002 ist er Chefarzt und Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin (IHU) der Vivantes Kliniken Berlin

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