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Himmelsgeheimnisse: Astronomie in der Steinzeit

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Die Höhle von Lascaux in Südwestfrankreich ist einer der wichtigsten Orte der Kulturgeschichte. Vor rund 17.000 Jahren wurden hier Malereien von großer Ausdruckskraft geschaffen, die zu den

ältesten Kunstwerken der Menschheit zählen. Nach einer neuen Theorie sollen die Künstler nicht nur ihre damalige Umgebung, sondern auch den Sternenhimmel sehr genau beobachtet haben.

1940 entdeckten vier Jungen per Zufall die Höhle von

Lascaux mit ihren prächtigen Darstellungen von Tieren wie Stieren, Pferden und Hirschen. Seit 1963 ist sie im Original nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich, da ihr sonst durch Feuchtigkeit und Mikroorganismen die Zerstörung droht. Millionen von Besuchern sehen sich jedoch die exakte Kopie der Höhle, “Lascaux II”, an.

Bis heute gibt diese Schatzkammer aus der Steinzeit den Forschern Rätsel auf. Denn über das, was die Menschen zu dieser Kunst inspirierte und was sie vermitteln wollten, gibt es unterschiedliche Theorien. Schmückten sie eine Kultstätte zu Ehren ihrer Götter oder ist die Höhle ein Lexikon ihres Wissens für die Nachwelt?

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(Wildpferde, Stiere und andere Tiere schmücken die Höhle von Lascaux)

Theorien über Lascaux

Fast alle Darstellungen zeigen große Huftiere – Stiere, Pferde, Hirsche, Auerochsen und Bisons. Lange dachten Wissenschaftler, es handle sich dabei um Beutetiere der steinzeitlichen Jäger. Aber diese Interpretation greift zu kurz, denn manche der dargestellten Tiere waren zu der Zeit, als die Höhlenmalereien entstanden, bereits ausgestorben. Eine andere Interpretation geht davon aus, dass es sich um eine Art prähistorische Enzyklopädie handelt, in der der Glaube und die Mythen der Menschen ihren bildlichen Ausdruck fanden.

Vor 17.000 Jahren lebten die Menschen im Einklang mit der Natur als Jäger und Sammler. Gibt es eine Verbindung zwischen ihrer Lebensweise und den Malereien? Sicher ist: Die Maler von Lascaux wählten die Höhle mit Bedacht. Exakt am längsten Tag des Jahres, zur Sommersonnenwende, erhellen die Strahlen der untergehenden Sonne die Darstellungen bis weit in die Höhle hinein. Offenbar beobachteten die Menschen damals aufmerksam den Lauf der Sonne. Das war für sie überlebenswichtig, denn nur wenn sie rechtzeitig Vorräte anlegten, konnten sie die harte Winterzeit überstehen.

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(Das Innere der Höhle wird einmal im Jahr von der Sonne beleuchtet)

Stellen die Tiere Sternbilder dar?

Die Erkenntnis, dass die wechselnden Jahreszeiten und die damit verbundenen Positionsverschiebungen der Gestirne für die Menschen so wichtig waren, brachte Wissenschaftler auf eine neue Spur. Bei den Tierdarstellungen in den Höhlen handelt es sich möglicherweise um Abbilder des Firmaments mit seinen Sternbildern, so lautet ihre Hypothese. Um sie zu belegen, untersuchten die Forscher Position und Ausrichtung von Auerochsen, Pferden und Hirschen in der sogenannten Großen Stierhalle von Lascaux. Mithilfe von Computerprogrammen rekonstruierten sie den Sternenhimmel, wie er vor 17.000 Jahren aussah, und projizierten ihn auf die Malereien.

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(Ähnlichkeiten zu Sternbildern entdeckt)

Und tatsächlich war zu erkennen, dass die gezeichneten Umrisse dreier Tiere – darunter ein Auerochse – den heutigen Sternbildern Steinbock, Skorpion und Stier mit ihren wichtigsten Sternen sehr ähnlich sehen. Auch die Platzierung dieser Tiere auf der Höhlenwand kommt der Position der Sternbilder am damaligen Himmel ziemlich nahe. Und noch ein Indiz fanden die Forscher für ihre Sternen-Hypothese: Unmittelbar über der Rückenlinie des Auerochsen befinden sich schwarze Punkte, in denen man die Plejaden erkannte, das markante Siebengestirn im Sternbild Stier. Aber welche Bedeutung könnten diese Sterne für die Menschen von Lascaux gehabt haben?

Ankündigung des Herbstbeginns

Im Verlauf eines Jahres scheinen die Plejaden auf unterschiedlichen Bahnen über den Himmel zu ziehen. In Wirklichkeit verändert sich mit dem Lauf der Erde um die Sonne nur der Ausschnitt des Sternenhimmels, den wir bei Nacht sehen können. Einmal im Jahr zeigt sich die Konstellation besonders auffällig: Anfang Mai steht sie direkt nach Sonnenuntergang strahlend hell am Abendhimmel – astronomisch kein besonderes Datum.

Doch vor 17.000 Jahren sah der Sternenhimmel ganz anders aus. Schuld daran ist die Eigenrotation der Erde. Deren Drehachse verschiebt sich nämlich ganz allmählich – der Globus “eiert”. Damit verändert sich auch der Sternenhimmel, so wie er von der Erde aus zu sehen ist. Er scheint sich über unserem Planeten zu drehen. In der Altsteinzeit zeigten sich die Plejaden später im Jahr auffällig hell nach Sonnenuntergang, nämlich genau zum Herbstanfang.

Für die damaligen Bewohner der Nordhalbkugel war das ein entscheidender Zeitpunkt. Denn es galt, innerhalb weniger Wochen die Vorräte für den Winter anzulegen. Vielleicht kündigten die Plejaden als unübersehbare Himmelsboten den Menschen von Lascaux den Beginn der Jagdsaison an.

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(Das Siebengestirn der Plejaden)

Wann beginnt die Astronomie?

Die Annahme, dass die eiszeitlichen Jäger und Sammler des heutigen Europa bereits frühe Sternenkundler waren, ist nicht unumstritten, und noch sind einige Fragen offen. Wie schafften es die Menschen zum Beispiel, sich an die Positionen der Sterne zu erinnern, wenn sie sich tief in der Höhle befanden? Benutzten sie bereits primitive Messinstrumente oder fertigten sie Skizzen auf Tierhäuten an?

Sollte die Theorie weiteren Forschungsergebnissen standhalten, müsste der Beginn der astronomischen Wissenschaft 12.000 Jahre früher angesetzt werden als bisher angenommen. Die frühesten bekannten Aufzeichnungen über Sternbeobachtungen werden auf die babylonische Zeit vor etwa 5.500 Jahren datiert. Sicher weiß man aber nun, dass schon die Menschen der Steinzeit die Zeichen des Himmels aufmerksam beobachteten. Was sie tatsächlich darin gelesen haben, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben.

Link zum Video hier.

Quellen: PublicDomain/NASA/zdf.de/ZED/Reuters vom 11.12.2014

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