Egon von Greyerz: »In einer Welt manipulierter Wirtschafts- zahlen und Märkte ist es nicht immer einfach, seine Sinne beisammen zu halten. Die Weltwirtschaft basiert jetzt auf Fantasie und Hoffnung und hat sehr wenig mit Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3)Realität zu tun. Aber das Problem ist, Eric, dass dies praktisch niemand versteht. Ob es ein Bankanalyst oder ein Gewinner des Wirtschafts-Nobel-Preises ist, sie alle verbreiten die selbe
falsche Botschaft.
Die westliche Presse und die Nachrichtenmedien berichten nur, was ihnen von Regierungen und den Eliten vorgegeben wird. Es gibt keine Analysen und auch keinen Versuch, die Wahrheit herauszufinden. Deshalb befinden wir uns in einer Ära der Indoktrination und der totalen Gehirnwäsche der Massen. Die meisten Menschen sind vollkommen apathisch und unfähig zu realisieren, dass sie einen Weg entlang geführt werden – sowohl moralisch, als auch wirtschaftlich -, der das Leben auf der Erde erheblich schwieriger machen wird – nicht nur für die derzeitige Generation, sondern höchstwahrscheinlich für mehrere folgende Generationen.
Einige von uns, darunter auch KWN-Leser, verstehen die Risiken sehr gut, aber die Welt insgesamt empfindet unsere Botschaft als Untergangsprophetie. Für die meisten Menschen sind die Schuldenexplosion und die Exzesse einfach Normalität und sie glauben, dass dies für immer so weiter gehen wird. Sie verstehen nur wenig von den Risiken und der Notwendigkeit Schritte einzuleiten, um sich gegen diese Risiken abzusichern. Und die Risiken finden sich auf vielen verschiedenen Ebenen, gesellschaftlich, finanziell, wirtschaftlich, geopolitisch und dazu gehören auch Krieg und soziale Unruhen.
Es birgt einen Vorteil, Eric, fast ein halbes Jahrhundert an Geschäftsleben hinter sich zu haben. Die Schule des Lebens und persönliche Erfahrungen können niemals aus Büchern gelernt werden.
Ich kann mich an den Minenboom in Australien, als junger Banker in Genf, in den späten 1960ern erinnern. Die Nickelmine Poseidon stieg beispielsweise innerhalb eines Jahres von $ 0,80 auf $ 270. Zu dem Zeitpunkt wurde sie drei Mal höher bewertet, als Australiens größte Bank. Der Aktienkurs brach jedoch schnell in sich zusammen und das Unternehmen ging pleite.
In den frühen 1970ern kam ich nach England und erlebte das Öl-Embargo der OPEC im Jahr 1973. Innerhalb eines Jahres war Öl von $ 3 auf $ 12 gestiegen, was für das Vereinigte Königreich und die Weltwirtschaft verheerende Auswirkungen hatte. Ich war damals Chef der Finanzabteilung bei Dixons. Über die Zeit machten wir das Unternehmen zum größten Elektronik-Einzelhändler des Vereinigten Königreichs und zu einem Unternehmen der FTSE 100. Aber auf dieser Reise gab durchaus auch einige Rückschläge.
Die Zinsen stiegen 1974 und ich zahlte 21 % auf meine Hypothek. Heute kann sich in den meisten Länder niemand mehr 5 % Zinsen leisten. Und wenn sie auf 15 oder 20 % steigen, ich bin überzeugt, dass dies geschehen wird, dann wird sich natürlich niemand den Zins leisten können. Mit niemand meine ich sowohl die Privatleute, als auch Unternehmen und souveräne Staaten.
In den Jahren 1973 bis 1974 kollabierten auch die Aktienmärkte weltweit. Der FT-Index verlor über 60 % und der DOW rund 50 %. Ich hatte meine ersten Optionen in der Firma bei 130 Pence und der Kurs fiel auf 9 Pence. Dixons war zu jeder Zeit profitabel und hatte keine Probleme mit Schulden. Es war eine gute Lektion darüber, was mit Aktienkursen selbst starker Unternehmen geschehen kann.
Auch gab es einen Bergarbeiter-Streik in England, der erhebliche landesweite Stromabschaltungen zur Folge hatte. Unsere Läden hatten nur 3 Tage die Woche Strom. An den anderen Tagen haben wir Fernseher und Radios bei Kerzenlicht verkauft. Dann gab es einen Streik der Müllmänner, London war überall voller Müll in den Straßen. Und da waren die folgenschweren Bombenanschläge der IRA in London und überall im ganzen Königreich.
Letztlich besserten sich die Dinge und der Zyklus drehte. Thatcher und Reagan hatten Glück, zum richtigen Zeitpunkt an die Macht zu kommen und sie konnten den neuen Aufwärts-Zyklus nutzen. Wenn es um Führer geht, bin ich recht zynisch, ich denke, sie sind Instrumente ihrer Zeit. Sie sind nicht diejenigen, welche die Veränderungen herbeiführen, aber sie sind die richten Leute, um die Veränderungen umzusetzen, welche aufgrund der Umkehr des Zyklus‘ geschehen mussten. Thatcher und Reagan waren eindeutig exzellente Führer für die Umsetzung der Veränderungen, welche der Zyklus herbeigeführt hatte.
In den 1980er begann also dann überall der Bullenmarkt, bei den Aktien, den Immobilien, den Bonds und auch die Kreditexpansion und die Gelddruckerei. Finanzmarkt-Regulierungen wurden in vielen westlichen Ländern aufgehoben und dies setzte die große internationale Expansion der US-Investmentbanken in Bewegung, hin zur weltweiten Dominanz und ihrer derzeitigen oligarchischen Position. Es führte auch zum massiven Aufbau der finanziellen Massenvernichtungswaffen, genannt Derivate.
In den aufgeblasenen Wertanlagenmärkten kam es 1987 und 2000 zu ernsthaften Rückschlägen, aber dies gab den Regierungen und Zentralbanken nur zusätzlichen Anreiz für die Flutung der Märkte mit mehr Kredit und gedrucktem Geld. Jeder liebte Greenspan, obwohl niemand jemals verstand, was er sagte. Aber das machte nichts, denn sein finanzieller Blödsinn ließ die Aktien und Immobilien boomen.
Und als Bernanke übernahm bewunderten alle seine Fähigkeit die US-Schulden von $ 8 Billionen auf $ 17 Billionen zu verdoppeln, insbesondere da er das in nur 8 Jahren tat. Die USA benötigten 200 Jahre, um von keinen Schulden auf $ 8 Billionen zu kommen, aber Bernanke schaffte es, die US-Schulden in nur 8 Jahren mehr als zu verdoppeln. Ich bin sicher, dass dieser Rekord nicht lange halten wird.
Yellen und ihr Nachfolger werden noch viel, viel mehr drucken müssen, um die USA und die Weltwirtschaft zu retten. Ich glaube, hunderte Billionen Dollar werden nicht ausreichen, es werden wahrscheinlich eher Billiarden werden. Und wie viel auch immer sie drucken, es wird dieses Mal keinen Effekt haben, was auch immer Krugman und die Keynesianer sagen. Es ist einfach nicht möglich, ein Problem mit den selben Mitteln zu lösen, welche es erst erschaffen haben.
Ich hatte das Glück in einer Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Prosperität zu leben. Aber seit der Abschaffung der Golddeckung des Dollars 1971, wurde reales wirtschaftliches Wachstum, welches auf harter Arbeit, Ersparnissen und Investitionen beruhte, durch Währungsabwertungen, Kreditausweitung, Gelddruckerei und finanzieller Manipulation oder Repression ersetzt. Und was absolut sicher ist, ist dass das ungesunde ökonomische Klima, welches wir derzeit vorfinden, nicht von Dauer sein kann.
Es ist nicht eine Frage ob, sondern nur wann es enden wird. Davon bin ich zu 100 % überzeugt. Der massive Aufbau von Schulden seit der Krise 2006 bis 2009 ist ein nutzloser und verzweifelter Versuch,Humpty Dumpty wieder ganz zu machen. Leider kann die Welt dieses Mal aber nicht wieder ganz gemacht werden.
Wenn wir unter der Oberfläche kratzen, dann finden wir auf jedem Kontinent und in jedem Land einen Überfluss an unlösbaren Problemen, ob es nun die exponentielle Schulden-Explosion in Japan oder China ist oder eine bankrotte EU mit dem zusätzlichen Problem der Migrantenkrise. Die meisten Schwellenmärkte stehen vor dem Kollaps, weil die Rohstoffpreise zusammenbrechen und Chinas Expansion gestoppt hat. Aber das größte Problem sind natürlich die USA.
Dies ist ein Land, welches mehr als 50 Jahre über seinen Verhältnissen gelebt hat. Seit 1960 hatten die USA keinen realen Haushaltsüberschuss mehr. Die Schulden stehen, nicht fundierte Verbindlichkeiten mit eingerechnet, bei $ 230 Billionen und da können wir wertlose Derivate-Positionen von mindestens $ 400 bis $ 600 Billionen hinzurechnen. Dies garantiert, dass die USA zu einem nicht mehr weit entfernten Zeitpunkt pleite gehen wird und der Dollar wird im Atlantik, im Pazifik und im Golf von Mexiko versinken.
Ich weiß, dass die US-Regierung und die Medien allen erzählen, dass die USA in exzellenter Verfassung sind. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 5 % und der Aktienmarkt steht nahe seinem Höchststand. Dank manipulierter Zahlen und totaler Apathie der Medien ist niemand an den wahren Zahlen oder der Wahrheit interessiert.
Lassen Sie mich nur ein paar Beispiele geben. Die durchschnittlichen Realeinkommen in den USA stehen heute auf dem Stand der 1970er. Die wahre Arbeitslosigkeit liegt nicht bei 5 %, sondern bei 23 % und nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung sind die Gewinne der S&P-Unternehmen 25 % von ihrem Höchststand gefallen. Wenn wir die realen S&P-Gewinne nehmen und sie um Aktienrückkäufe korrigieren, sind sie sogar um 30 % zurückgegangen. Aber niemand schaut sich die realen Zahlen an. Was auch immer die Regierung oder die Wall Street berichtet, wird ohne kritische Analyse als Wahrheit akzeptiert.
Verstehen Sie mich nicht falsch, Eric, ich bin kein Pessimist. Alles was ich mache ist, die Menschen auf die Wahrheit und die Risiken aufmerksam zu machen und die Risiken auf der Welt sind heute größer, als jemals zuvor. Folglich müssen die Menschen alle machbaren Maßnahmen in die Wege leiten, abhängig von ihren Lebensumständen. Eine offensichtliche Absicherung gegen all diese Risiken sind physische Edelmetalle, die außerhalb des Bankensystems und außerhalb des Landes gelagert werden, in welchem man lebt.
Viele Länder werden Devisenverkehrsbeschränkungen einführen, insbesondere jene mit kollabierenden Währungen. Die EU, die USA, Großbritannien und Japan und viele andere sind wahrscheinliche Kandidaten dafür. Es wird auch zu Nahrungsmittelengpässen und Bankschließungen kommen. Große Städte werden ein ungemütlicher Ort zum Leben sein.
Eric, ich hoffe wirklich, dass ich mit den meisten meiner Prognosen falsch liebe, aber ich fürchte ich werde Recht behalten, auch wenn es schwierig ist, den Zeitpunkt dieser Ereignisse vorauszusagen. Und wie ich bereits mehrfach betont habe, sind die Familie und ein enger Freundeskreis in Krisenzeiten wichtiger, als alles andere.«
Quelle: Der Nachtwächter
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