Sonntag, April 28, 2024
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Mangel an Wasserexpertise in der Dritten Welt

Schulterschluss staatlicher Versorger mit lokalen Privatanbietern

Witten/Wien – Den öffentlichen Wasserversorgern der Dritte-Welt-Ländern mangelt es vielmehr an Fachwissen als an Geld. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage von Umwelttechnikern der Universität Witten/Herdecke http://www.uni-wh.de unter 150 Führungskräften staatlicher Wasserbetriebe aus allen Kontinenten. Die Entwicklungshilfe der Industriestaaten solle die Wissenschaft mehr einbinden, um neue Lösungen zu entwickeln und Aus- und Weiterbildung von Wassertechnikern zu fördern, so die Schlussfolgerungen der Forscher.

Versorgung wird immer schwieriger

Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser wird in Entwicklungsländern immer schwieriger. Während es in den wasserreichen Industriestaaten schon lange flächendeckende Anschlüsse gibt, ist das hier oft nicht der Fall. “Die großen Städte wachsen extrem. Mit der zunehmenden Bevölkerung schrumpft die Wassermenge, die pro Kopf zur Verfügung steht”, berichtet Studienautor Michael Harbach im pressetext-Interview. Ein im April anlässlich der Weltwasserkonferenz in Istanbul präsentierter Bericht nennt auch den Klimawandel als Faktor, der das Wasservorkommen in den Ländern des Südens verringert.

Da angesichts dieser Situation die staatlichen Versorger in immer größere Bedrängnis geraten, hält auch die Diskussion um die Privatisierung des Wassers an. Diese werde in Entwicklungsländern ebenso emotional geführt wie im Norden, berichtet Harbach. “Zu unserer Überraschung ist bei den staatlichen Wasserversorgern selbst die Meinung nur wenig verbreitet, dass das Wasser in Bürgerhand zu bleiben hat. Vielmehr dominiert das Ziel, die Versorgung der Kunden zu erreichen – notfalls durch Schulterschluss mit der Privatwirtschaft”, so Harbach. Viel mehr als internationalen Konzernen vertraue man allerdings lokalen Privatanbietern, sofern diese das nötige Know-how einbringen könnten.

Global Players als Wissensvermittler

Denn gerade an Fachwissen über Technologie und Management-Praktiken mangle es den staatlichen Versorgern, so ein Ergebnis der Studie. Einerseits würden die in Weiterbildungs-Konferenzen vermittelten Inhalte kaum im Betriebsalltag umgesetzt, andererseits wanderten fähige Wasserfachleute meist in besser bezahlte Jobs der Privatwirtschaft und der Industrieländer ab. Harbach sieht Modelle des Franchisings als mögliche Lösung. “Die internationalen Player werden dabei zu Trägern des Know-hows für die lokalen Privatbetreiber, wodurch diese für die Banken kreditwürdiger werden.” Sicher zu stellen sei dabei allerdings die Refinanzierung durch den Betreiber sowie dessen lokale Akzeptanz.

“Grundsätzlich ist bei privater Versorgung die kritische Betrachtung immer wichtig. Wasser ist nicht dafür geeignet, große Profite zu machen”, warnt die Ökologin Karo Katzmann, Autorin des Buches “Schwarzbuch Wasser”, gegenüber pressetext. Global Players seien in Entwicklungsländern vor allem interessiert, in den Megacitys tätig zu werden und mit dem Argument, auch strukturschwache Gebiete zu erschließen, die Behörden zu überreden. “Oft werden diese Verträge dann nicht erfüllt. Manchmal werden sogar vorhandene Brunnen geschlossen, um die Menschen von der Belieferung abhängig zu machen”, so die Umweltexpertin.

Garantien für die Ärmsten notwendig

Der Vorschlag der Wittener Forscher, ein Kooperationsmodell anzustreben, begrüßt allerdings auch Katzmann. “Private Beteiligung kann das Problem überbrücken, dass staatliche Anbieter oft nicht wissen, wie das Netz saniert werden kann.” Damit der Zugang zu Wasser als Menschenrecht verwirklicht werden könne, sollte man jedoch den Ärmsten zumindest die lebensnotwendige Menge an Trinkwasser kostenlos zur Verfügung stellen. “Das wäre ein Sockelbetrag von rund 20 Litern pro Tag. Dieses von der WHO festgesetzte Minimum entspricht einer halben Klospülung.” (Ende)

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