Freitag, Mai 3, 2024
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Katastrophen? Terror? Warum Berlin „schlecht gerüstet“ für den Ernstfall ist

Die Hauptstadt Berlin kann ihre Bevölkerung im Katastrophenfall nicht ausreichend mit Wasser versorgen. Das melden am Dienstag mehrere Berliner Medien. Der Grund: „In Berlin fehlen mehr als 1000 Brunnen“, schreibt eine Berliner Zeitung. Sollte das Wassernetz der Stadt bei einem Terror-Akt ausfallen, droht eine lebensbedrohliche Wasserknappheit.

„Im Katastrophenfall kann die Bevölkerung in Berlin nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden“, meldete die „Berliner Morgenpost“ am Dienstag. Es fehlen der Hauptstadt mehr als 1000 Brunnen. Diese Erkenntnis gehe aus der aktuellen Antwort der Berliner Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Daniel Buchholz hervor.

Berlins Bevölkerungswachstum und Wasserknappheit

„Es gibt zwar gut 2000 Straßenbrunnen in Berlin“, meldete dazu das „Inforadio“ des RBB am Dienstagnachmittag. Aber: Nur ein Drittel der Brunnen könnte im Notfall auch tatsächlich Wasser in ausreichender Qualität für Berlin liefern. „Für rund die Hälfte der Berliner Brunnen ist das Land zuständig, für die übrigen der Bund. Die Brunnen sollen sicherstellen, dass die Bevölkerung im Notfall unabhängig vom Trinkwassernetz versorgt werden kann.“

Der aktuelle Bestand an Brunnen in der Hauptstadt wird von der Stadt Berlin „als nicht ausreichend bewertet“, heißt es in der Antwort der Umweltverwaltung des Senats auf die Anfrage der SPD. Denn „bei nur 624 Anlagen ist die Qualität ausreichend, um als Notwasserbrunnen zur Verfügung zu stehen“, so die „Morgenpost“ in ihrem aktuellen Bericht. Tatsächlich müssten viel mehr Brunnen vorhanden sein, um die Bevölkerung mit ausreichend gutem Wasser zu versorgen, sollte das reguläre Wassernetz nach einer Katastrophe oder einem Terroranschlag ausfallen.

Die Senatsverwaltung kritisierte weiterhin, dass bereits das vorliegende Konzept zur Trinkwassernotversorgung in Berlin von 2009 einen Fehlbestand „von 1000 Brunnen“ aufweise. Vor allem wegen des starken Bevölkerungswachstums in der Hauptstadt sei es notwendig, die Zahl der Wasserstellen und Brunnen zu erhöhen. Außerdem fehle seit etwa zehn Jahren die Zusicherung des Bundes, entsprechende Mittel für die Bundesbrunnen im Berliner Raum bereitzustellen.

Alarmierende Zahlen für Berlin

„Das sind alarmierende Zahlen“, zitierte die Berliner Zeitung den SPD-Umweltpolitiker Daniel Buchholz, der die Anfrage an den Senat eingebracht hatte.

„Ganz offensichtlich schaffen es weder die Bezirke noch das Land und der Bund, die Notfallbrunnen in Berlin instand zu halten“, kritisierte er. Die Versorgung der Bevölkerung im Katastrophen- oder Terrorfall sei überaus wichtig und nur über intakte Brunnen zu garantieren. Einzelne Berliner Bezirke würden nun versuchen, „eigene Wege zu gehen“. Demnach habe Steglitz-Zehlendorf Gelder aus dem Sonderinvestitionsprogramm „Siwana“ beantragt, um „einige neue Straßenbrunnen“ zu errichten. Neukölln wolle in den kommenden vier Jahren 50 neue Brunnen bauen, in Friedrichshain-Kreuzberg seien sechs neue Brunnenkonstruktionen geplant. 

Beim „Siwana“-Fonds handelt es sich um den sogenannten „Nachhaltigkeitsfonds“ für die Stadt Berlin, um „Krisenzeiten vorzubeugen.“ Der Fonds basiert laut Aussagen des Senats auf dem neuen Gesetz „über die Errichtung eines Sondervermögens Infrastruktur der wachsenden Stadt“ und wurde auf einer Senatssitzung im Dezember 2016 sowie vom Berliner Abgeordnetenhaus im Januar 2017 verabschiedet.

Berlin hat zu wenige Brunnen im europäischen Vergleich

Dass Berlin als europäische Großstadt im internationalen Vergleich zu wenig Brunnen habe, stellte die „B.Z.“ bereits im Sommer 2018 fest. „Zu wenig Trinkbrunnen“, schrieb die Boulevard-Zeitung damals: „Berlin abgeschlagen hinter Rom und Paris.“ Allerdings seien Brunnen auch „keine billige Angelegenheit“. Zu den Einbaukosten zwischen 10.000 und 15.000 Euro (pro Brunnen, Anm. d. Red.) kämen jährliche Betriebskosten von rund 3500 Euro hinzu. Der Brunnen müsse dann noch an das Netz angeschlossen werden, die Strecke dorthin sollte möglichst kurz ausfallen. Das teilten die Berliner Wasserbetriebe der Zeitung damals mit. 

Außerdem erschreckend: „Tatsächlich sind andere europäische Metropolen mit öffentlichen Wasserquellen besser ausgestattet als Berlin.“

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