Montag, April 29, 2024
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Michael Klonovsky: Saurons Auge richtet sich auf Syrien

Unionspolitiker denken öffentlich darüber nach, ob sich die Bundeswehr an einem Militäreinsatz in Syrien, also gegen die Truppen Assads, beteiligen soll. Das heißt, deutsche Soldaten könnten in Kampfhandlungen mit der russischen Armee geraten, was man dort, anders als 1941 (als die Rote Armee aber auch schon technisch ebenbürtig und numerisch überlegen war, nur die schiere Kampfkraft der Wehrmacht war welthistorisch singulär), mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nehmen wird; die deutsche Truppe jagt niemandem mehr einen Schrecken ein. Die Deutschen nach 1945 sind besessen von der Idee, sich auf Gedeih und Verderb einer Schutzmacht zu unterwerfen, um nie wieder so isoliert dazustehen und von allen anderen gemeinsam verprügelt zu werden wie unter Hitler. Momentan werden freilich, wie ein Qualitätsjournalist formulieren könnte, die geopolitischen Karten neu gemischt. Der Globus teilt sich wieder in zwei Blöcke. Die USA und die Nato-Staaten stehen auf der einen Seite, Russland und China auf der anderen. Primär geht es wie immer um die Energiequellen. Ein direkter Konflikt kommt für keine Seite in Betracht. Die Sollbruchstellen für Stellvertreterkriege sind Syrien und der Iran. Der schiitische Iran, mit dem die Russen zusammenarbeiten, ist in der arabischen Welt einfach zu isolieren, weswegen die aus demokratie- und menschenrechtsgläubiger Sicht keinen Deut angenehmeren Saudis auf einmal westliche Verbündete sind. Der Westen ist anscheinend gerade dabei, den Krieg in Afghanistan zu verlieren, den zu gewinnen ohnehin unmöglich ist, was kluge westliche Beobachter und die von dort unverrichteter Dinge abgezogenen Russen von Anfang an prophzeit haben. Die Scheinwerfer bzw. Saurons Auge richten sich auf Syrien.

Deutschland spielt außenpolitisch nirgendwo mehr selbständig mit, soll jedoch nach inzwischen traditioneller amerikanischer Ansicht vor allem daran gehindert werden, auf welche Weise auch immer mit Russland zu kooperieren. Natürlich ist die amerikanische Außenpolitik durch den Isolationisten Trump derzeit so irritiert wie irritierend. Der tiefe Staat ist aber vor allem ein geduldiger, nicht so leicht durch Wahlen austauschbarer, die Konstanten werden bleiben. Die Deutschen können heute so wenig von der amerikanischen Leine gehen wie die BRD 1952 nach der Stalin-Note, sie dürfen nicht einmal neutral werden, ohne erhebliche Folgen zu riskieren (elektronische Spionage, Abgeschnittenwerden von Geheimdienstinformationen über Terroristen, Migrationswaffe), und die Frage ist, ob es einen Sinn hätte, das zu tun. Ein besonders Schlauer unterbreitete mir neulich die These, die Bundeswehr sei deshalb so heruntergewirtschaftet worden, weil wir damit aller Welt signalisierten, dass wir gar nicht mehr mitspielen wollten und präventiv um Schonung bäten (praktisch dasselbe Verhalten wie jenes, mit welchem die deutsche Gesellschaft gewalttätigen Migranten begegnet). Zu diesen Zusammenhängen finden sich hier einige interessante Überlegungen, deren besonderer Reiz darin besteht, dass sie schon im September 2015 niedergeschrieben wurden.

Ich mag aber gar keine geopolitische Eingeweideschau treiben, weil ich eh nichts erkenne, sondern nur darauf hinweisen, wer in Syrien auf der Gegenseite Assads und der Russen steht, mithin also, wenn sich die Bundeswehr in diesen Konflikt hineinkompromittieren lässt, wer dort unsere Verbündeten wären. AFP meldet:

„Vor dem Beginn der Offensive auf die syrische Rebellenhochburg Idlib bereiten sich die ausländischen Dschihadisten dort auf einen Kampf auf Leben und Tod vor. Denn für die tausenden Usbeken, Uiguren und Tschetschenen, die ab 2013 für den ‚Heiligen Krieg‘ nach Syrien gekommen waren, ist Idlib der letzte Rückzugsort im Land.

Eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht mehr und nach Hause zurückkönnen sie auch nicht. ‚Diese Leute können unter keinen Umständen in Syrien integriert werden, sie können nirgendwo anders mehr hin und sind daher womöglich bereit, zu sterben‘, sagt der Syrienexperte Sam Heller von der International Crisis Group. Während syrische Rebellen in türkisch kontrollierte Gebiete in Nordsyrien gebracht werden könnten, komme dies für die ausländischen Dschihadisten nicht infrage.

Viele haben bereits in Afghanistan oder Pakistan gekämpft, bevor sie sich ab 2013 dem Al-Kaida-Ableger in Syrien oder dem IS anschlossen. Während die meisten heute für das Bündnis Hayat Tahrir al-Scham (HTS) kämpfen, das rund 60 Prozent von Idlib kontrolliert, sind andere in kleineren Al-Kaida-nahen Gruppen organisiert wie der Islamischen Partei Turkistans (TIP).“ (mehr hier)

Im Grunde könnte die Bundeswehr dann auch Angriffe auf Berlin fliegen. Vor allem wäre dort die Luftabwehr deutlich schwächer.

PS: In dem verlinkten Artikel, moniert Leser ***, finde sich das „sehr bekannte ‚Zitat‘ von Thomas P. M. Barnett: ‚Das Endziel ist die Gleichschaltung aller Länder der Erde. Sie soll durch die Vermischung der Rassen herbeigeführt werden. Mit dem Ziel einer hellbraunen Rasse in Europa. Hierfür sollen in Europa jährlich 1,5 Millionen Einwanderer aus der dritten Welt aufgenommen werden. Das Ergebnis ist eine Bevölkerung mit einem durchschnittlichen IQ von 90, zu dumm, um zu begreifen, aber intelligent genug, um zu arbeiten.’“ Allerdings, so ***, sei es ihm „trotz intensiver Suche nicht gelungen, dieses Zitat aus dem Buch zu extrahieren. Also steht es entweder in einem anderen Buch, oder ist frei erfunden. Bei allem was uns heilig ist, sollten wir nicht auf Hoaxe reinfallen, die nur dazu dienen sollen, unsere Meinung zu diskreditieren. Bei allem, was Barnett so absondert, ist er schon anrüchig genug.“

PPS: Kamerad **** bestätigt diesen Einwand: „Christian ‚Fatalist‘ Reißer arbeitet sich seit geraumer Zeit auf seinem Bücherleser-Blog nicht zuletzt an Desinformationen ab, die leider von allzu vielen alternativen Medien – egal ob nun fahrlässig oder vorsätzlich – verbreitet werden“, was Barnett betrifft etwa hier.

Quelle!:

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