Samstag, Mai 4, 2024
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Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln – Gutachter: Pflichtverletzende Amtsträger noch am Leben

Mehr als zwei Wochen vor der geplanten Veröffentlichung eines neuen Gutachtens über Missbrauchsfälle im katholischen Erzbistum Köln hat der Gutachter bereits brisante Details seiner Untersuchung offenbart. Ob dies mit Kenntnis oder gegen den Willen des Erzbistums geschehen ist, lässt sich derzeit nicht mit Sicherheit sagen.Der neu bestellte Gutachter des Kölner Erzbischofs, Rainer Kardinal Woelki, hat im Hinblick auf Fälle sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener durch Amtsträger des Erzbistums erklärt, es habe Pflichtverletzungen „noch lebender Amtsträger“ gegeben. Dies werde das unter seiner Leitung angefertigte Gutachten belegen. Gercke schilderte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die belasteten Amtsträger des Erzbistums derzeit versuchten, die gegen sie erhobenen Vorwürfe auszuräumen, was aber, so Gercke „nicht in jedem Fall gelungen“ sei. Namen nannte der Anwalt nicht.Gercke deutete stattdessen an, dass derzeit noch geprüft werde, was aus diesem zweiten Gutachten öffentlich gemacht werden könne. Gercke wörtlich:

„Ich verrate heute nicht zuviel, wenn ich sage: Die Reaktionen des einen oder anderen potenziell Verantwortlichen oder seiner Anwälte lassen erwarten, dass es äußerungsrechtlich zum Schwur kommen könnte.“Prof. Björn GerckeRechtsanwalt gegenüber „Kölner Stadt-Anzeiger“Rechtsanwalt Björn Gercke von der Kölner Kanzlei Gercke und Wollschläger war vom Kölner Erbischof Rainer Kardinal Woelki mit einer Art Gegengutachten beauftragt worden, weil ein bereits fertiges Gutachten, das Missbrauchsfälle im Erzbistum aufdecken sollte, von Woelki „wegen methodischer Mängel“ zurückgezogen wurde. Die betroffene Kanzlei wehrt sich gegen diese Charakterisierung ihrer Arbeit. Doch nicht nur deshalb hat Kardinal Woelki massive Kritik einstecken müssen. Ungewöhnlich für die Katholische Amtskirche, im Umfeld der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) wurde von einigen Amtsbrüdern und dem Vorsitzenden der DBK selbst, Bischof Georg Bätzing, öffentlich vorgetragene Kritik an Woelki artikuliert.

Erzbischof von Köln Rainer Maria Woelki (Archivbild) - SNA
– Geboren 1956 in Köln
– Studium in Bonn und Freiburg
– Priesterweihe 1985
– Weihbischof in Köln 2003
– Erzbischof von Berlin 2011
– Kreierung zum Kardinal 2012
– Erzbischof von Köln seit 2014

Der Druck aus dem Amtsapparat der Katholischen Kirche in Deutschland, aber vor allem auch von der Basis des Kirchenvolkes war so groß, dass der als stolz beschriebene Woelki sich genötigt sah, öffentlich Fehler einzugestehen. Diese Einsicht betraf allerdings nicht das von ihm in Auftrag gegebene neue Gutachten. Das soll am 18. März endlich Gewissheit über die immer drängenderen Fragen des Kirchenvolkes bringen, was kirchliche Amtsträger über sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen durch kirchliche Würdenträger wussten bzw. möglicherweise verheimlichten.

Warum der beauftragte Gutachter Gercke nun über den Umweg einer Äußerung gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ dieser Veröffentlichung zuvor gekommen ist, stellt im Moment noch ein Rätsel dar. Allerdings könnten die Andeutungen Gerckes und die Erfahrung des Umgangs mit dem ersten Gutachten ein Motiv gewesen sein, Fakten zu schaffen, bevor das Erzbistum erneut ein Stoppzeichen setzt.

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