Dienstag, April 30, 2024
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Navid Kermani: Ein Muslim mit iranischen Wurzeln als deutscher Bundespräsident?

In Deutschland läuft die Suche nach einem neuen Bundespräsidenten. Ein Kandidat ist Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Aber auch der Muslim mit iranischen Wurzeln Navid Kermani wird als Nachfolger von Joachim Gauck gennant. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hält Kermani für „geeignet“.

Joachim Gauck wird nicht zur nächsten Präsidentenwahl am 12. Februar antreten. Deshalb läuft in Berlin die Suche nach einem Nachfolger auf Hochtouren. Die Union aus CDU und CSU strebt dabei eine einvernehmliche Nominierung für die Nachfolge von Gauck zusammen mit der SPD an, so heißt es aus der Union.

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) will eine „parteiübergreifende Lösung“. Bei einer Bundespräsidentenwahl müsse es zwar „grundsätzlich auch möglich sein, mit unterschiedlichen Konzepten und unterschiedlichen Personen in die Wahl zu gehen“, jedoch könne es bei dem derzeitigen gesellschaftlichen Klima, „das stark auf Ausgrenzung und Spaltung abzielt“, durchaus ein Gewinn sein, „gemeinsam jemanden zu finden, der in der Lage ist, die Gesellschaft zusammenzuhalten“, sagte Maas dem „Handelsblatt“.

Wer könnte das sein, vielleicht der iranstämmige Muslim Navid Kermani? Sein Name taucht in den vergangenen Wochen immer öfter auf. SPD-Parteichef Sigmar Gabriel sagte, dass er den 48-Jährigen für „geeignet“ hält. Kermani wird bereits seit etwa einem Jahr als möglicher Gauck-Nachfolger genannt.

2010 gehörte Kermani bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten auf Vorschlag der hessischen Grünen der 14. Bundesversammlung an. Am 23. Mai 2014 hielt er die Festrede anlässlich der Feierstunde des Deutschen Bundestags zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes, was für Aufsehen sorgte. In Deutschland scheinen sich einige Kommentatoren sicher zu sein, dass ein Kandidat wie Kermani als „brillianter Redner und profunder Kenner von Religion und Politik“ gerade „jetzt eine spannende Alternative sein könnte“, schreibt der „Kurier“.

Seine Unerfahrenheit in Parteipolitik könnte allerdings gegen Kermani sprechen. Der Zeitung zufolge ergab eine Umfrage von TNS Emnid, dass die Deutschen bei der Wahl zum Bundespräsidenten die politische Erfahrung des Kandidaten für entscheidend halten.

Wer ist Navid Kermani?

Kermani ist ein deutsch-iranischer Schriftsteller, Publizist und Orientalist. Er wurde mit zahlreichen renommierten Kultur- und Literaturpreisen ausgezeichnet. 2015 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Kermani wurde 1967 in Siegen als vierter Sohn iranischer Eltern geboren, welche 1959 in die Bundesrepublik Deutschland eingewandert waren. Er hat die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft. Kermani wuchs in der vom Protestantismus geprägten Stadt Siegen auf und folgt dem Religionsverständnis seines schiitischen Großvaters.

Er ist mit der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur verheiratet. Zusammen sind sie die Eltern von zwei Töchtern und leben in Köln. Sein Vater ist Arzt und arbeitete im katholischen St.-Marien-Krankenhaus Siegen, Kermanis drei ältere Brüder sind ebenfalls praktizierende Ärzte. Im Alter von fünfzehn Jahren arbeitete Kermani als Lokaljournalist für die Westfälische Rundschau. Während des Studiums schrieb er für überregionale deutsche Zeitungen und von 1996 bis 2000 war er fester Autor im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Kermani studierte Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Köln, Kairo und Bonn. Unterstützt von der Studienstiftung des deutschen Volkes verfasste er eine Dissertation mit dem Titel „Gott ist schön“.

Damit wurde er 1998 im Fach Orientalistik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn promoviert; 2006 habilitierte er sich im Fach Orientalistik mit der Schrift „Der Schrecken Gottes – Attar, Hiob und die metaphysische Revolte“. Von 2000 bis 2003 war er Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Köln.

In den Themen seiner literarischen Arbeit kreist Kermani um menschliche Grenzerfahrungen angesichts des Todes, im Alltag, der Erfahrung der Musik oder der Sexualität. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Koranästhetik und der islamischen Mystik.

Seit Oktober 2007 ist Kermani Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, von 2009 bis 2012 war er Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). 2009 wurde Navid Kermani außerdem zum Korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg ernannt. Er war von 2006 bis 2009 Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Seit 2013 gehört er dem Kuratorium des Avicenna-Studienwerks an.

Bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2010 gehörte Kermani auf Vorschlag der hessischen Grünen der 14. Bundesversammlung an. Am 23. Mai 2014 hielt Navid Kermani die Festrede anlässlich der Feierstunde des Deutschen Bundestags zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes. (Quelle:Wikipedia)

Am kommenden Donnerstag kommen die Spitzen von Union und SPD in Berlin zu einem Treffen zusammen, bei dem es auch um die Bundespräsidentenwahl gehen könnte.

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