Donnerstag, Mai 2, 2024
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Niederknien

Seit einigen Tagen erleben die USA eine neue Episode im vermeintlich politisch-korrekten, doch wohl eher absurd-grotesken, illusionären Theaterstück. In der National Football Leage, NFL, dem Verband der amerikanischen Variante des Rugby, also des testosterontriefenden Spiels mit dem seltsamen Leder-Ei, ist es zu einem Eklat gekommen. Erst einzelne Spieler, dann geschlossene Mannschaften, verweigerten der US-Flagge und der Nationalhymne die Ehrerweisung aufrecht zu stehen – neuerdings ist Niederknien angesagt.

Ursprünglich handelte es sich dabei um eine Art stillen Protest gegen urbane Polizeigewalt, welche sich laut der BlackLivesMatter-Bewegung vornehmlich gegen Schwarze richtet, und für soziale Gerechtigkeit. Diese spezielle Form des Protests wurde am 1. September 2016 von Colin Kaepernick ins Leben gerufen, dem schwarzen Quarterback der San Francisco 49ers, als er sich zusammen mit seinem Mannschaftskameraden Eric Reid beim Abspielen der Nationalhymne hinkniete. Zu der Aktion äußerte er sich wie folgt:

»Ich bin nicht anti-amerikanisch. Ich liebe Amerika. Ich liebe die Menschen. Deshalb tue ich dies. Ich will helfen Amerika besser zu machen. Ich denke, diese Unterhaltungen zu führen hilft jedem dabei, ein besseres Verständnis dafür aufzubringen, woher jeder seinen Standpunkt bekommt.«

In den Vereinigten Staaten ist es durchaus ein Affront, wenn jemand der Hymne oder der Flagge keinen Respekt erweist – der dortige “National“stolz ist bekanntermaßen sehr ausgeprägt. So wird vor jedem Spiel der NFL die Nationalhymne gesungen und der Pöbel auf den Rängen steht anstandsgemäß auf, wirft sich die rechte Hand auf die Brust und ist stolz auf sein Amerikanerdasein. Doch selbst diese letzte Bastion der – vor allen Dingen – rassenübergreifenden Einigkeit wurde nun zu Fall gebracht.

Tucker Carlson von FoxNews fasst den Rahmen zusammen:

»Football ist nicht nur der populärste Sport in diesem Land, es ist auch die einzige uns verbliebene Institution, welche alle hierzulande vereint – über Rassen, Einkommen und Geographie hinweg. Und viele derjenigen Amerikaner, unabhängig wen sie im vergangenen Herbst gewählt haben, welche dieselbe Mannschaft lieben, finden mittels Football zusammen.

Leider ist dies jetzt nicht mehr möglich. Jetzt ist selbst das letzte unparteiische Rückzugsgebiet durch die Politik eingenommen worden. Am Samstag tweetete der Präsident, dass Spieler, welche gegen die Nationalhymne protestieren, gefeuert werden sollten. Und wie bestellt intensivierten sich die Proteste.«

Bei einem Spiel in London ist es gar soweit gekommen, dass die US-Spieler bei ihrer eigenen Hymne auf die Knie gingen und der britischen Hymne stehend die Ehre gaben. In Chicago blieb die gesamte Mannschaft aus Pittsburgh der Hymne fern, mit Ausnahme eines Armeeveteranen, welcher sich als Einziger auf das Feld begab und die Hymne sang – stehend und stolz (was sein Trikot über Nacht zum gefragtesten Spielertrikot im Internet machte). Dieser entschuldigte sich jedoch Tags drauf vor laufenden Kameras dafür, dass er seine »Mannschaft im Stich gelassen« habe.

Die Ablehnung der Ehrerweisung für Hymne und Flagge durch die Spieler wird von den Fans in den Stadien mit lautem Buhen und Pfiffen erwidert und die Kontroverse wird in den US-Medien aktuell massiv hochgekocht, insbesondere, weil US-Präsident Donald Trump sein absolutes Unverständnis für diese Form des Protestes deutlich zum Ausdruck brachte und somit ein “Rassist“ ist.

Einem Volk, welches über 70 Jahre mit anti-nationaler Propaganda indoktriniert wurde, wie das deutsche Volk, mangelt es gewiss an Verständnis dafür, warum diese Angelegenheit unter den Amerikanern derart hohe Wellen schlägt, dass selbst eingefleischte Football-Fans die Trikots ihrer bisher verehrten Helden auf den Grill legen und verbrennen. Doch die Hymne und die Flagge stehen in den USA für etwas, was es hierzulande nicht gibt und Tucker Carlson bringt dieses Etwas auf den Punkt:

»Warum ist es also gefährlich für dieses Land? Nun, zunächst einmal aus dem Grund, aus welchem wir die Nationalhymne überhaupt so oft singen, vor der Flagge stehen und den Fahneneid leisten und all die anderen etwas albernen bürgerlichen Rituale, welche von den Linken seit Langem verachtet werden. Warum sind sie wichtig?

Weil die Liebe zum eigenen Land letztlich alles ist, was wir haben. Wir sind nicht wie andere Länder, mit einer homogenen Bevölkerung und einer gemeinsamen Geschichte und Religion. Wir haben nicht einmal eine gemeinsame Sprache! Der gemeinsame Glaube an Amerika, das Land, ist also der einzige Klebstoff, welcher uns miteinander verbindet.«

Ein inhomogenes Land, ohne gemeinsame Geschichte, Religion und Sprache, zusam- mengehalten durch den Glauben an dieses inhomogene Land, ohne gemeinsame …

Klingt nach einem schwer traumatischen Zirkelschluss.

Alles läuft nach Plan …

Beitragsbild: Der Nachtwächter

Quelle: http://n8waechter.info/2017/09/niederknien/

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