Sonntag, April 28, 2024
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Polnischer Soldat spricht von Mitschuld an Ermordung von rund 700 Migranten

Der im Dezember aus Protest gegen die Politik seines Landes in der Migrantenkrise nach Belarus übergelaufene polnische Soldat Emil Czeczko hat auf einer Pressekonferenz am Donnerstag zugegeben, an der Erschießung von 200 bis 700 Flüchtlingen beteiligt gewesen zu sein.„Innerhalb von zehn Tagen, in denen ich an den Erschießungen teilgenommen habe, konnten 200 bis 700 Menschen getötet worden sein“, sagte Czeczko. Ihm zufolge wurde die erste Erschießung mit seiner Beteiligung am 9. Juni letzten Jahres begangen.„Mein Kollege und ich wurden angewiesen, zwei Gruppen von Menschen zu töten. Nachdem wir die erste Gruppe von Migranten erschossen hatten, stieg eine zweite Gruppe von Migranten aus dem Lastwagen“, so der Soldat weiter.Die Leichen seien in speziell vorbereitete Gruben geworfen worden, hieß es. „Ich habe einmal versucht, mit meinen Kollegen in der Einheit zu sprechen. Während unseres Gesprächs behauptete ein Kollege, dass eine solche Grube bis zu 72 Personen enthalten könne“, fügte Czeczko hinzu.

Vom 9. bis 18. Juni 2021 habe er auf Anordnung der polnischen Grenzschutzbeamten täglich an der Erschießung von Migrantengruppen mit jeweils etwa 20 Personen an der polnisch-belarussischen Grenze teilgenommen, hieß es weiter.Der 25-jährige Czeczko hat inzwischen politisches Asyl in Belarus beantragt.Der Internationale Strafgerichtshofs (ICC) zu Kriegsverbrechen in Den Haag hat am Donnerstag gegenüber SNA bestätigt, einen Antrag zum „Völkermord an Migranten“ in Polen erhalten zu haben und diesen prüfen zu wollen.„Wir können den Erhalt des Antrags bestätigen, da der Antragsteller selbst diese Tatsache öffentlich gemacht hat. Wie bei allen derartigen Bewerbungen werden wir die eingereichten Materialien in Übereinstimmung mit dem Römischen Statut und mit voller Unabhängigkeit und Unparteilichkeit analysieren“, teilte der Pressedienst des ICC mit.Ein belarussisches Menschenrechtszentrum, welches die Interessen von Emil Czeczko in Belarus vertritt, hatte zuvor angegeben, dass das ICC einen Antrag auf Einleitung eines Verfahrens zum Völkermord an Migranten in Polen angenommen habe.

Minsk spricht von Gewalt auf polnischer Seite

Der belarussische Grenzschutz mahnte mehrfach, dass es an der Grenze zwischen Polen und Belarus von polnischer Seite wiederholt zu Gewalt gegen Flüchtlinge komme, die sich dort vor Monaten versammelt hatten. Neben dem Einsatz von Schockgranaten machten die polnischen Einsatzkräfte auch übermäßigen Gebrauch von Reizgas. Weil dadurch Flüchtlinge auf belarussischer Seite zum Teil schwer verletzt wurden, ermitteln belarussische Strafverfolger, um das Vorgehen der polnischen Einsatzkräfte aufzuklären.Während die Behörden in Belarus das Schweigen der EU zu der übermäßigen Gewalt der polnischen Einsatzkräfte kritisieren, beschuldigt die Europäische Union die Regierung in Minsk, die Flüchtlingskrise absichtlich ausgelöst zu haben.Präsident Lukaschenko hat die Verantwortung für die Krise zwar von sich gewiesen, erklärte aber, die Flüchtlinge auf ihrem Weg in die Europäische Union nicht aufhalten zu können. Aufgrund der EU-Sanktionen fehlten seinem Land die dafür nötigen Kräfte und Mittel. Dennoch haben belarussische Behörden am Grenzübergang Brusgi / Kuznica ein Logistikzentrum in eine Flüchtlingsunterkunft umgewidmet, während auf polnischer Seite vermehrt sogenannte Push-Backs unternommen werden.

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