Montag, April 29, 2024
StartPolitikPutin und die neue Weltordnung: Jetzt ist der Zusammenhang klar

Putin und die neue Weltordnung: Jetzt ist der Zusammenhang klar

Über Politik schreibt die britische „Financial Times“ nur, wenn ein politisches Ereignis nach Ansicht der Redaktion maßgeblichen Einfluss auf das Leben von Bankern, Börsenhändlern und Geschäftsleuten hat. Genau so eine Nachricht hat die Gallionsfigur aller Finanzblätter vor zwei Tagen veröffentlicht.

„Donald Trump und Wladimir Putin wollen eine neue Weltordnung schaffen“ – betitelte die  „Financial Times“ ihren Artikel. Nahezu zeitgleich wusste auch die US-amerikanische Zeitung „Politico“ über die neue Weltordnung zu berichten. Und zwar, dass diese durch den Schritt besiegelt werde, den Trump auf Putin zugegangen sei.

In dem Text mit dieser Überschrift steht in etwa das, was schon im „FT“-Artikel zu lesen war. Nämlich, dass Wladimir Putin und Donald Trump nicht nur die „amerikanische Weltordnung“ zerlegt, sondern schon eine neue geschaffen hätten. Und die gefalle der US-Expertencommunity überhaupt nicht.

Einen ähnlich alarmierenden Bericht veröffentlichte parallel zu den beiden Artikeln die US-amerikanische Denkfabrik „Brookings Institution“, der renommierteste Think Tank der USA, wie die Zeitschrift „The Economist“ schreibt.

Wenn sogar derart angesehene Einrichtungen Berichte zu Trump, Putin und der Zerstörung der „liberalen Weltordnung“ verfassen, dann erweckt das den leisen Verdacht, westliche Medien und Experten würden insgeheim Themenlisten verwenden, die von solchen einflussreichen Kreisen zusammengestellt werden, dass niemand es wagt, diese Briefingblätter nicht zu benutzen.

Ein sehr maßgebendes Segment der US-amerikanischen (und vielleicht sogar der supranationalen) politischen Elite versucht beharrlich – unter Einsatz buchstäblich aller verfügbaren Medien- und Expertenkanäle – seinem westlichen Zielpublikum einen gewissen Gedanken zu vermitteln, der bei eben diesen Eliten offenbar das Gefühl einer Existenzkrise auslöst. Jedenfalls bekommt man angesichts der Vehemenz der vielfältigen Anti-Trump- und Anti-Putin-Berichte diesen Eindruck.

Aus den Vorwürfen an Putin und Trump kann man ein ganzes Mosaik wunder Punkte zusammenlegen, die bei den Auftraggebern und Sponsoren tonangebender Medien und Experten eine derart negative Reaktion auslösen, wenn sie nur berührt werden.

Etwa beunruhigt sie der Umstand, dass die oben genannten Staatschefs für die uneingeschränkte nationale Souveränität eintreten, während die Weltordnung, die sie gegenwärtig abbauen, voraussetzt, dass der Souveränität eines Staates – auch der USA – massive Grenzen gesetzt sein müssen.

Mehr noch: Eingeschränkt wurde die Souveränität nicht nur mittels internationaler Verträge oder UN-Beschlüsse, sondern auch durch Aktivistenoligarchen wie George Soros oder ganze Kohorten von Entscheidern in einflussreichen NGOs sowie solchen Einrichtungen wie dem IWF, die niemand gewählt hatte.

Sie alle konnten unumschränkt in die souveränen Angelegenheiten von Staaten eingreifen. Allein der Versuch, sich dieser Einmischung zu widersetzen, katapultierte ganze Staaten oder einzelne Politiker aus der „zivilisierten Welt“, was umgehend eine Farbrevolution oder schlicht die physische Vernichtung nach sich zog.

Was man Putin und Trump auch noch vorwirft, ist der politische Realismus, der zur vorrangigen geopolitischen Philosophie erhoben worden sei. Den Anhängern der alten Weltordnung war das Gefühl, die stärkste und einflussreichste Gruppe von supranationalem politischem Einfluss zu sein, nicht genug.

Ein Blick auf den ideologischen Gehalt der Reden von George Soros, Hillary Clinton oder gar Bill Gates genügt, um es gestochen scharf zu erkennen: Und zwar deren Wunsch, sich nicht einfach nur als eine supranationale Elite wahrzunehmen, sondern als eine Art „Progressoren-Kaste“, die die unbelehrbaren Völker des Planeten mit eiserner Hand zum allgemeinen Glück führt – einem Glück unter der Aufsicht der liberalen „Progressoren“, deren Ideologie längst keinen Funken echten Liberalismus‘ mehr enthält.

Wenn Trump oder Putin offen erklären, es gebe so ein Phänomen wie das Nationalinteresse und sie seien bereit, mit ideologisch Andersgesinnten zu verhandeln, zerlegen sie eben jenen „Progressoren“-Rahmen, in den das globale Politiksystem seit dem Ende des Kalten Krieges eingepfercht worden ist.

In den Texten wutentbrannter „Progressoren“ stößt man auf den besonders bitteren, gegen den US-Präsidenten gerichteten Vorwurf, er habe durch sein Verhalten gezeigt, dass die neoliberale Weltordnung selbst in ihrer Heimat – in Washington nämlich – bereits gescheitert sei. Für pragmatische Analysten war ihr Zusammenbruch indes vorhersehbar.

Noch vor dem Präsidenten-Gipfel in Helsinki stellte der US-Historiker Hal Brands, Professor für globale Politik an der John Hopkins University, fest:

„Das neue Ziel der US-Strategie wird nicht darin bestehen, die konkurrierenden Weltmächte in eine wirklich globale Weltordnung zu integrieren. Das Ziel wird sein, das bestehende internationale System – ein erfolgreiches, aber unvollkommenes – vor den Versuchen zu schützen, es zu verwüsten. Diese Schlussfolgerung ist schwer zu akzeptieren, weil sie mit dem enormen Optimismus unvereinbar ist, der für die Ära typisch war, die nach dem Ende des Kalten Krieges anbrach.“

Eine wirklich bittere Erkenntnis – aber nur für die Anhänger einer Globalisierung nach dem Soros-Prinzip und dem Ende der Geschichte nach Fukuyama. Für alle anderen Weltbürger ist diese Erkenntnis eine gute Nachricht. Das Ende der Historie hat sich bloß als das Ende der liberalen Weltordnung entpuppt. Die Geschichte ist nicht zu Ende, wir haben noch viel Aufregendes vor uns.

Iwan Danilow

* Die Meinung des Autors muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen.

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