In den USA ist eine Debatte um steigende Mordraten entbrannt. In 35 Großstädten des Landes sei die Zahl der Tötungsdelikte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich angewachsen, heißt es in einem Bericht der New York Times.
Die Gründe für den Trend bleiben jedoch unklar und die bekannten Lager stehen sich gegenüber:
Zurückhaltung der Polizei. Nach der öffentlichen Debatte um den
Mord an dem schwarzen Jugendlichen Michael Brown durch einen Polizisten in der Kleinstadt Ferguson seien viele Polizisten vorsichtiger. Dies nutzten Gewalttäter aus.
So oder so, die Zahlen sind alarmierend. In New York hat die Mordrate von Jahresbeginn bis Mitte August um neun Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum zugenommen. 190 Menschen hatten dort 2014 durch Gewaltdelikte ihr Leben verloren, dieses Jahr waren es bereits 208. In New Orleans waren es dieses Jahr 120 Tote im Vergleich zu 98 im Vorjahr, in Milwaukee 104 gegenüber 86 in 2014. Ähnliche Zahlen kommen aus rund 30 weiteren US-Städten.
Experten verweisen zwar darauf, dass der Vergleichszeitraum noch zu gering ist, um tiefgreifende Rückschlüsse zu ziehen. Auch liegen die Zahlen noch erheblich niedriger als Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre.
Die New York Times führt eine Reihe anderer möglicher Gründe an. Dazu zählt das Blatt Bandenkriege, die geringen Hürden für einen Waffenkauf und eine vermeintlich steigende Gewaltbereitschaft unter jungen Männern in sozialen Brennpunkten. Der Polizeipräsident von Chicago, Garry McCarthy, plädiert daher dafür, Täter, die wiederholt durch Vergehen mit Waffen auffällig geworden sind, härter zu bestrafen. Die Diskussion ist in vollem Gange. Im August sind 70 führende Polizeibeamte aus dem ganzen Land zu einem eilends einberufenen Treffen zusammengekommen. Das US-Justizministerium plant für September eine Konferenz zum Thema.
Literatur:
So lügt man mit Statistik von Walter Krämer
Schwarzbuch USA von Eric Frey
Rassismus in den USA: Historie und Analyse einer Rassenkonstruktion von Oliver Demny
Quellen: PublicDomain/heise.de vom 07.09.2015