Samstag, April 27, 2024
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Saudis in Rage: Erst Katar – dann Russland?

Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Katar durch Saudi-Arabien und mehrere andere Regionalmächte, darunter Ägypten, ist für viele völlig überraschend gekommen. Das Königreich beginnt einen Krieg um den Gas-Weltmarkt, schreibt das russische Portal Svobodnaja Pressa (zu Dt.: Freie Presse).

Die von Riad gegen Doha erhobenen Beschuldigungen, den islamischen Extremismus zu unterstützen, wecken Befremden, da ja gerade die Saudis neben den Katarern als die Hauptsponsoren des Krieges in Syrien betrachtet werden.

In diesem Zusammenhang vermutet die Agentur Bloomberg, dass dies „mit dem Kampf gegen den Terrorismus“ nichts zu tun habe.

Die Nahost-Krise um Doha widerspiegelt die akuten ökonomischen Diskrepanzen, die zwischen beiden Ländern bereits seit 22 Jahren bestehen. Vor dem Hintergrund der niedrigen Gaspreise haben sich diese Widersprüche nun offenbart.

Da Katars Hauptbusiness vor allem das Erdgas ist, welches sich außerhalb der Kompetenzen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) befindet, versucht nun Saudi-Arabien, das sich in einer schwierigen finanziellen Lage befindet, Doha zu nötigen, seinen Reichtum mit ihm zu teilen.

Es geht um gigantische Summen. Im Jahr 2015  betrug Katars Export bei einer Bevölkerungszahl von nur einer Million Menschen ganze 79,9 Milliarden Dollar, wobei für etwa 34,7 Milliarden Dollar Waren importiert wurden.

Im benachbarten Königreich besteht indes ein katastrophaler Geldmangel: Die Gold- und Devisenreserven der Saudis sind seit 2014 von 740 Milliarden bis auf jetzt 509 Milliarden Dollar geschrumpft. Und morgen könnte die Situation noch schlechter werden, da sich auf dem Ölmarkt ein „Bärentrend oder bestenfalls ein Seitentrend herausgebildet hat“.

Das Gas aber wird seinerseits wohl eher im Preis zunehmen. Die  Nachfrage ist hier durch den Klimafaktor bedingt, ebenso durch das Auftauchen von Elektromobilen, die eine umweltfreundliche saubere Energie brauchen, darunter den in Kraftwerken erzeugten Strom, wo statt des Heizöls und Kohle nun Methan zur Stromerzeugung verbrannt wird.

Insgesamt bedeutet Saudi-Arabiens hartes Vorgehen gegenüber Katar Veränderungen am Weltmarkt für Kohlenwasserstoffe und ist ein Vorbote des klassischen imperialistischen Krieges um die Ressourcen eines ärmeren Landes.

Jim Krane, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Baker Institute bei der Rice University in Houston (Texas), den die Agentur Bloomberg zitiert, betonte, dass hinter all dem das Erdgas des Vorkommens Nord-Feld (North Field) stehe, welches das ländliche Katar aus einem Vasallen Saudi-Arabiens in einen Akteur von Weltniveau verwandelt habe.

Laut Krane hat Riad Doha schon seit langem „die Flügel beschneiden“ wollen. Diese Möglichkeit sei aber erst nach dem jüngsten Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in Saudi-Arabien aufgetaucht, als jener „alle Völker mit Gewissen“ dazu aufrief, „den Iran zu isolieren“. Katar habe dem nicht öffentlich zugestimmt, wonach ihm das Königreich Vergeltung versprochen habe.

Mit großer Wahrscheinlichkeit habe der US-Präsident Riad im Tausch gegen 105 Milliarden Dollar schwere Rüstungsaufträge Handlungsfreiheit in Bezug auf Doha gewährt.

Das Gasvorkommen Nord-Feld, das Doha einen phänomenalen Reichtum gewährleistet, ist Teil eines großen Gasfeldes, das bis in den Iran reicht. Deshalb beruhige Doha auch die eigenen Bürger, dass sie keine Blockade zu fürchten bräuchten, denn der Iran würde das kleine Land gewiss mit allem Notwendigen versorgen.

Jedenfalls beginne sich das Schwungrad des Drucks jetzt gerade erst zu drehen, und Katar werde wohl kaum mit kleinen Zugeständnissen davonkommen.

Im Großen und Ganzen entspricht Katars Verdrängung als aktiver Akteur aus der politischen Landkarte des Nahen Ostens nicht allein den Wirtschaftsinteressen Saudi-Arabiens, sondern auch Washingtons politischen Zielen – zumindest den heutigen.

Angesichts der Tatsache, dass Doha über bestätigte Erdgasvorräte von mehr als 25 Billionen Kubikmeter verfügt, die bei dem gegenwärtigen Fördertempo für 160 Jahre reichen würden, könnte der Übergang der Kontrolle über das Vorkommen Nord-Feld an Riad auch  dem russischen Gasgiganten Gasprom und Russland insgesamt Probleme bescheren. Zugleich würde dies auch den Iran treffen, und dies falle in die strategischen Pläne der Vereinigten Staaten, wird in dem vom Portal Svobodnaja Pressa (svpressa.ru) veröffentlichten Artikel geschlussfolgert. (Ende)

Quelle: https://de.sputniknews.com/politik/

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