Sonntag, April 28, 2024
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Südtirols Separatisten wollen „Rad der Geschichte zurückdrehen“ – Italienischer Abgeordneter

Francesco Lollobrigida, der Fraktionschef der Partei „Fratelli d`Italia“ (Brüder Italiens) in der italienischen Abgeordnetenkammer, hat gegenüber Sputnik Italien die jüngsten antiitalienischen Aktionen in Südtirol kommentiert.

In Südtirol – Italiens Provinz mit einem weitgehend selbstständigen Status und einer überwiegend deutschsprachigen Bevölkerung – kam es im November mehrmals zu provokanten Protestaktionen. Vor einer Woche verpackten Aktivisten der Partei „Süd-Tiroler Freiheit“, deren Vertreter auch im Südtiroler Landtag sitzen, den Grenzstein am Brenner in eine blaue Folie und bezeichneten ihn als „Sondermüll“. Anlass war die Besatzung des Brenners durch italienische Truppen am 11. November 1918.

Zuvor hängten Vertreter der Partei an 15 Standorten in Bozen, Meran und Brixen Plakate mit der Aufschrift „Der Arzt konnte kein Deutsch…“ auf. Auf dem Plakat waren die Füße einer mit einem weißen Tuch bedeckten Leiche auf dem Obduktionstisch zu sehen. Am großen Zeh des linken Fußes hing ein Zettel mit der Aufschrift: „Hier stirbt das Recht auf Gebrauch der Muttersprache!“

Separatisten „streben Konflikt an“

Lollobrigida kritisierte die Handlungen scharf. Die Menschen, die hinter der Aktion am Brenner stehen, seien „Clowns, die etwas zu beweisen versuchen, ohne die Fähigkeit zu haben, es mit Worten zu tun“.

„Andererseits ist das ein sehr ernster Fall. Er ist in einem historischen Augenblick eingetreten, wo Extremisten von der ‚Süd-Tiroler Freiheit‘ und von der ‚Südtiroler Volkspartei‘ bestimmt einen Konflikt anstreben, der in Alto Adige (italienische Bezeichnung der Autonomen Provinz Bozen – Anm. d. Red.) zu nichts Gutes führen wird.“

Laut dem Fraktionschef haben südtirolische Politiker viele Privilegien von Rom bekommen. Einige Parteien wollten jedoch noch mehr Präferenzen, und das sei das Ziel der Provokationen. Die separatistischen Bestrebungen sehen nach seinen Worten eher realitätsfremd aus: „Manche von ihnen wollen sich abtrennen, das Rad der Geschichte zurückdrehen.“

Das seien Menschen, die „keine Italiener sein wollen, jedoch noch mehr Vorteile von Italien möchten und es dann mit Vandalismus beleidigen “.

Italiener sind „Ausländer im eigenen Land“

Lollobrigida beklagte, dass Italiener in Südtirol „in ihrem Heimatland als Ausländer behandelt“ werden, und forderte, allen Bürgern der Provinz gleiche Rechte zu gewähren.

„Wir müssen alle südtirolischen Gesetze anfechten, die diskriminierend gegenüber den italienischsprachigen Bürgern sind.“

Südtirol

In Südtirol leben laut der offiziellen Webseite der Provinz rund 520.000 Menschen mit drei verschiedenen Muttersprachen. 69,4 Prozent der Bevölkerung gehören der deutschen, 26 Prozent der italienischen und 4,5 Prozent der ladinischen Sprachgruppe an.

Der Pariser Vertrag von 1946, die italienische Verfassung und das Zweite Autonomiestatut von 1972 sind die rechtlichen Grundlagen der Südtiroler Autonomie.

Die Tafel mit der Aufschrift „Südtirol ist nicht Italien“ am Brennerpass (Archiv)
CC BY-SA 3.0 / LLORENZI SUEDTIROL IST NICHT ITALIEN, AL CONFINE ITALO AUSTRIACO, AL PASSO DEL BRENNERO
Die Tafel mit der Aufschrift „Südtirol ist nicht Italien“ am Brennerpass (Archiv)

Der Südtiroler Landeshaushalt beläuft sich dem offiziellen Portal zufolge auf derzeit rund sechs Milliarden Euro pro Jahr. Er speist sich aus den Steuereinnahmen, die innerhalb Südtirols erwirtschaftet werden. Von diesen Einnahmen verbleiben neun Zehntel im Land, das verbleibende Zehntel wird an Rom abgetreten.

Mit den Geldern aus dem Landeshaushalt werden – anders als in anderen Regionen Italiens – Zuständigkeiten wie das gesamte Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Universität, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die Verwaltung des gesamten Netzes von Staats- und Landesstraßen finanziert.

mo/sb/sna

Quelle!:

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