Montag, April 29, 2024
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Syrischer Flüchtling kandidiert erstmals für Bundestag – „Dem deutschen Volke“ will er auch ändern

„Kandidat für den Bundestag für die Grünen“, steht im Twitter-Account von Tareq Alaows. „Jurist und aktiv bei Seebrücke, Flüchtlingsrat, S27 – Kunst und Bildung“. Am heutigen Mittwoch gab der inzwischen 31-Jährige bekannt, dass er „als erste aus Syrien geflüchtete Person für den Bundestag kandidiert“. Sein Fall sorgt gerade für viel Aufsehen.„Vor fünf Jahren bin ich in Deutschland angekommen“, erzählt Alaows in einer Art Wahlkampfvideo, auf Twitter angeheftet. Jetzt wolle er den hunderttausend Menschen, die auf der Flucht seien und „hier mit uns leben“, eine politische Stimme geben. Er würde sich besonders für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen.

In Syrien hat er nach eigenen Angaben neben dem Jurastudium jahrelang als Mitarbeiter des Roten Halbmondes (private Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Damaskus, Mitglied der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung – Anm. d. Red.) in Kriegsgebieten humanitäre Hilfe geleistet und Menschenrechtsverletzungen dokumentiert. 2015 sei er dann in Deutschland angekommen und sei in einer Turnhalle in Bochum untergebracht worden. Dort habe er auch für bessere Lebensbedingungen geflüchteter Menschen gekämpft. Wenige Wochen nach der Ankunft sei er politisch geworden und habe die selbstorganisierte Gruppe Refugee Strike Bochum mitbegründet. 2018 habe er die ersten Seebrücken-Demos mitorganisiert, als „Seehofer und Co. die zivile Seenotrettung blockiert haben“.

Wie der nordrhein-westfälische Landesverband der Grünen angibt, ist Alaows von den Mitgliedern aus Oberhausen und Dinslaken als Kandidat für den entsprechenden Bundestagswahlkreis gewählt worden. „In Deutschland ist NRW meine Heimat“, sagt Alaows auf gutem Deutsch weiter in dem Video. Die Grünen hätten da die Chance, einen sozialen und ökologischen Wandel zu vollziehen. „Wir müssen die Klimakrise, die soziale Krise und die Krise der Asyl- und Migrationspolitik als zusammenhängend begreifen“, schreibt der junge Mann weiter.Über 11.000 Menschen gefällt sein Video bereits, über 1.700 Menschen haben es geteilt und viele begrüßen die Entscheidung, für den Bundestag zu kandidieren. Einige Nutzer fragen allerdings, warum die klugen Köpfe wie er nicht etwa für ihre Heimat Syrien kämpfen würden. Was einige allerdings gleich interessierte: Hat er schon die deutsche Staatsbürgerschaft, um in den Bundestag gewählt zu werden? Auch wurde darauf hingewiesen, dass acht Jahre rechtmäßiger Aufenthalt in Deutschland als Voraussetzung für die Einbürgerung von Ausländern gelten. Allerdings kann die Frist bei besonderen Integrationsleistungen wie nachgewiesenen besonderen Deutschkenntnissen auf sechs Jahre verkürzt werden.In einem Interview mit „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ gibt der Bundestagskandidat die Antwort bekannt. Er habe derzeit eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, die man etwa durch besondere Integrationsleistungen bekomme. Die deutsche Staatsangehörigkeit habe er bereits beantragt und rechne damit, dass er spätestens am Tag der Wahl deutscher Staatsbürger sein werde.

Wie Alaows weiter im Interview erzählt, will er das Ertrinken von Geflüchteten im Mittelmeer und Situationen wie in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln oder in Bosnien verhindern. Dafür will er in den Bundestag die Perspektive einer geflüchteten Person einbringen. Alaows geht noch weiter und meint, es solle dort nicht mehr heißen „Dem Deutschen Volke“, sondern „für alle Menschen, die in Deutschland leben“.Der Frage, warum er denn aus Syrien geflüchtet sei, wich der junge Mann aus. „Es gab keinen einzelnen Auslöser. Die ganze Entwicklung im Land hat dazu beigetragen.“ Nicht zuletzt wollte er nicht eines Tages zum Wehrdienst eingezogen werden, um für die von ihm abgelehnte Diktatur zu kämpfen.

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