Montag, April 29, 2024
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U-Ausschuss zum Anschlag auf Weihnachtsmarkt: Zweifel an Haupttäterschaft von Anis Amri

Laut Medienberichten wurden erstmals Zweifel, dass Anis Amri der Haupttäter des Anschlags auf dem Berliner Breitscheidplatz war, im Untersuchungsausschuss des Bundestags offen formuliert. Ungereimtheiten und Widersprüche zur offiziellen Tat und Alleintäter-Version würden zunehmen.

Die Abgeordneten im Bundestag geben sich laut dem Onlinemagazin „Telepolis“ mit den offiziellen Darlegungen zum Anschlagsgeschehen auf dem Berliner Breitscheidplatz vom Dezember 2016 nicht zufrieden. „Irgendetwas ist nicht schlüssig“, sagte der Ausschussvorsitzende Klaus-Dieter Gröhler (CDU).

Zahlreiche Punkte zum Tathergang sind noch ungeklärt und lassen die bisherige Darstellung des Anschlags fragwürdig erscheinen.

Keine Fingerabdrücke von Amri im LKW

Der vom verantwortlichen Tatortermittler am 05. März präsentierte Spurenbefund wirft nun die Frage auf, ob der Tunesier Anis Amri tatsächlich am Lenkrad des Sattelschleppers saß, der auf dem Weihnachtsmarkt insgesamt zwölf Menschen tötete und Dutzende verletzte. Zu dem „Attentäter Amri“ gebe es gerademal zwei Treffer, beide außen an der Fahrertür des LKW. Von Amri-Spuren innerhalb der Kabine ist nicht die Rede.

Autor und NSU-Experte Thomas Moser zieht im Telepolis-Artikel Vergleiche mit dem NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag von Baden-Württemberg, bei dem er damals selbst Sachverständiger war. Der Landtag hatte aufgrund von Ungereimtheiten eigenständig Ermittlungen in Auftrag gegeben. Moser fordert derartige Maßnahmen auch für den „Anis-Amri-Untersuchungsausschuss“, da die Aussage des Chefs der 7. Mordkommission von Berlin am 5. März 2020 im Bundestag die früheren Antworten des Bundesinnenministeriums (BMI) fraglich erscheinen lassen.

In einem Dokument vom Sommer 2019 hatte die Bundesregierung noch behauptet, es seien „im und am LKW zuordenbare Fingerabdruck- und DNA-Spuren von Anis Amri und des LKW-Fahrers L.U. (…) gesichert“ worden. So steht es in einer Antwort des Bundesinnenministeriums (BMI) vom 27. Juni 2019 auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Täter schlendert nach Anschlag in Richtung Tatort?

Ungereimtheiten gibt es auch zu einem Video, dass den angeblichen Attentäter zeigt, wie er wenige Minuten nach der Tat am U-Bahnhof Zoo „eher gemütlich durch einen Korridor schlendert“, aber nicht zur U-Bahn hinunter, sondern seltsamerweise den Weg nach oben, also eher zurück Richtung Tatort. Auf dem Video sehe Amri nicht aus wie jemand, der kurz zuvor am Steuer eines 40-Tonners saß, durch eine Menschenmenge und Verkaufsbuden gefahren war, möglicherweise noch den polnischen Speditionsfahrer erschossen hat, aus einem verwüsteten Cockpit mit zerbrochener Windschutzscheibe kam und vielleicht selber verletzt war. Zu dem Video sagt CDU-Mann Gröhler:

„Haben Sie das Video mal mit einem Polizeipsychologen angeschaut? Ich habe es ein Dutzend Mal getan. Irgendetwas ist nicht schlüssig. Viereinhalb Minuten nach der Tat läuft er völlig ruhig durch die Kamera. Er soll vorher 12 Menschen ermordet haben, ist nicht abgehetzt, nicht verschwitzt.“

Auf die Frage von Gröhler warum Amri einen Weg Richtung Tatort gegangen sei, antwortet ein Zeuge des Bundeskriminalamtes (BKA):

„Natürlich, das erscheint nicht logisch. Aber wir haben keine Anhaltspunkte, die das erhellt hätten.“

Selektive Ermittlungs-Ausrichtung

Da die Alleintätertheorie längst unglaubwürdig sei, so Telepolis-Journalist Moser: „wäre es nicht einmal etwas Besonderes, wenn auch Amris Haupttäterschaft in Zweifel stünde.“

Bisher würde die Ermittlung ausschließlich an der Person Anis Amri gemessen. Eine derartige selektive Ausrichtung sei bereits aus NSU-Ermittlungen bekannt. Vor der Aufdeckung des NSU-Trios wurde nicht in alle Richtungen ermittelt und nach seiner Aufdeckung im November 2011 nur noch in Richtung der mutmaßlichen Täter Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Politologe Moser, der den NSU-Komplex von Anfang an kennt, kommt zu dem Schluss:

„Eine tendenziöse und letztlich erfolglose Ermittlungspraxis. Methodisch lässt sich hier beobachten, wie leicht ein ganzer hierarchischer Apparat manipuliert werden kann. Eine zentrale Stelle muss lediglich den Namen ‚Anis Amri‘ vorgeben, und alle folgenden Stellen suchen nur noch in dieser Richtung.“

Das habe aber auch Auswirkungen auf Politik und Medien. Die Presse folge zum Großteil dieser Täterfestlegung und ihrer daraus entstehenden Logik: „Wer in der Geschichte zählt, ist nur noch Anis Amri.“

Quelle!:

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