Sonntag, April 28, 2024
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US-Militär und Pharma-Konzerne: Wem das Ebola-Hilfsprogramm der USA wirklich nützte

Ebola-Hilfe der US-Behörde USAID, Collage // CC-BY Wilhelm von Pax

1,4 Milliarden US-Dollar, soviel Geld floss aus Steuereinnahmen der USA in die Region Westafrikas zum Kampf gegen den Ebola-Ausbruch im vergangenen Jahr. Zuständig für ein funktionierendes Hilfsprogramm vor Ort war die US-Behörde für Entwicklungshilfe USAID. Wie sich nun herausstellt war die Hilfe für die Erkrankten kaum sinnvoll. Insgesamt wurden Fehler, Gruppe existiert nicht! Überprüfen Sie Ihre Syntax! (ID: 3)28 Patienten in den 11 von den USA errichteten Medizinzentren behandelt. Profitiert hat hingegen das Militär und

Pharma-Konzerne.

Verspätete Hilfe fast vollkommen nutzlos

usaebolahilfe

 

Wann die US-Hilfe in den Ebola-Gebieten einsetzte // Quelle: New York Times

Die Ebolafieber-Epidemie begann Anfang 2014 im Südosten Guineas und wurde im März offiziell bekanntgegeben. In den folgenden Monaten wurden in den benachbarten Ländern Sierra Leone und Liberia weitere Erkrankungen gemeldet, Anfang August auch in Nigeria. Erste Fälle traten am 29. August im Senegal und am 24. Oktober in Mali auf. Ende September 2014 wurde in den USA erstmals ein Fall von Ebolafieber außerhalb Afrikas nachgewiesen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation erkrankten im Verlauf der Epidemie – einschließlich der Verdachtsfälle – bisher 25.826 Menschen an Ebolafieber, von denen 10.704 starben (Stand: 12. April 2015). Die Ermittlung dieser Fallzahlen, die auf Meldungen der Gesundheitsbehörden der betroffenen Länder beruhen, ist u. a. aufgrund unzureichender Laborkapazitäten nicht gesichert, so dass die WHO von einer deutlich höheren Dunkelziffer ausgeht.[1]

Die dramatische Situation in den betroffenen Ländern Westafrikas bewirkte, dass viele Regierungen und NGOs Hilfsgelder bereitstellten oder selbst mit medizinischem oder militärischen Personal Vorort Hilfe leisteten. So gab beispielsweise die EU im Laufe der Epidemie bekannt, eine Milliarde Euro Hilfsgelder in die Region fließen zu lassen.[2] Aber auch andere Staaten reagierten. So zum Beispiel der US-Kongress. Er bewilligte insgesamt 1,45 Milliarden US-Dollar. Die US-Entwicklungshilfebehörde schoss später weitere 150 Millionen US-Dollar, mit denen weitere Behandlungseinheiten und Schutzkleidung für die Helfer beschafft werden sollten, hinzu. Ein Großteil der Gelder wurde  dabei für die Errichtung medizinischer Behandlungszentren durch die rund 3000 entsendeten US-Soldaten verwendet.[3]

Wie sich nun herausstellt, wurden in den insgesamt 11 Behandlungszentren, nur 28 Patienten behandelt. Das liegt unter anderem daran, dass die Hilfe viel zu spät eintraf. Als die Epidemie im September 2014 ihren Höhepunkt erreicht war noch keine US-Hilfe in Liberia eingetroffen. Erst Mitte November öffnete das erste Behandlungszentrum, die anderen folgten im Dezember bzw. Januar. Zu diesem Zeitpunkt war die Epidemie bereits voll unter Kontrolle. Wöchentlich traten nur noch weit unter 100 Krankheitsfälle auf. Kurzum: Die Errichtung der Behandlungszentren war also zu diesem späten Zeitpunkt kein Gewinn mehr für die örtliche Bevölkerung. In Neun der Elf Zentren wurde nie ein Patient behandelt.[3]

Milliardengewinn der Pharmakonzerne

Während die Bevölkerung Liberias, wegen dem späten Zeitpunkt, und die US-Regierung, aufgrund der großen Steuerverschwendung, kaum Nutzen aus dem verspäteten Hilfsangebot ziehen konnten, verdienten Pharmakonzerne offenbar sehr gut daran. Laut Schätzungen von Moneynews-Analysten haben Arzneimittelhersteller wie Mapp Biopharmaceutical Inc., Johnson & Johnson, Glaxosmithkline Plc, NEWLINK Genetics Corp, Novavax Inc. oder Emergent Biosolutions Inc. wegen Ebola, Aufträge im Wert von zwei Milliarden Dollar erhalten. Unter anderem führ medizinische Ausrüstung, Medikamente und Schnelltests.[4] Die US-Regierung, als größter Geldgeber in der Ebola-Krise hat dazu wohl einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Humanitärer Auftrag Hand in Hand mit Militär-Interessen

Doch auch das Pentagon kann sich wohl nicht beklagen. Es ist kein Geheimnis, dass militärische Hilfe in Epidemie-Gebieten neben dem humanitären Auftrag, auch sicherheitspolitische Interessen verfolgen. Die 3000 Soldaten, die US-Präsident Barack Obama zu Höchstzeiten in das Seuchengebiet Westafrikas geschickt hatte[5] leisteten in erster Linie einen durchaus positiven Beitrag für die vom Ebolafieber bedrohte Bevölkerung Westafrikas. Die meisten US-Soldaten waren in Liberia im Einsatz, das neben Sierra Leone und Guinea am stärksten von der Epidemie betroffen ist. Dort halfen sie beim Bau von Ebola-Behandlungszentren, bildeten Gesundheitshelfer aus und leisteten logistische Hilfe.[6] Jedoch sind auch die militärpolitischen Interessen nicht zurückzuweisen. Armeen verfolgen die strategischen Ziele ihres Staates. Das ist ihre Aufgabe. Auch wenn Soldaten helfen, sind sind sie keine Hilfsorganisationen – sie sind immer Partei.

“Das Handbuch der amerikanischen Armee zur Aufstandsbekämpfung, FM-3-24, bezeichnet alles von “medizinischer Hilfe bis zu Infrastrukturprojekten” als Form der “Sicherheitskooperation”.  In FM 3-24  – eine Art Bibel des US- Militärs – steht in umständlichen Sätzen zu lesen: “Auch wenn nicht jede Aktivität der Sicherheitskooperation der Aufstandsbekämpfung dient, so kann Sicherheitskooperation ein effizientes Instrument zur Aufstandsbekämpfung sein. Diese Aktivitäten helfen den USA und dem Gastgeberland, Glaubwürdigkeit zu gewinnen und für das Gastgeberland Glaubwürdigkeit aufzubauen. Das kann Aufstände verhindern helfen, bevor sie entstehen…”[7]

Umgemünzt auf Liberia, wo derzeit 3.000 US-Soldaten eingesetzt sind, heißt das: Die Soldaten dämmen Ebola ein, sie stabilisieren aber auch die liberianische Regierung und sie polieren den Ruf der USA auf. Die strategische Bedeutung dieses Einsatzes wird klar, wenn man sich den geopolitischen und militärischen Kontext der amerikanischen Hilfe vergegenwärtigt: Die USA kämpfen an mehreren Fronten um Afrika. Da ist zunächst die wirtschaftspolitische. China ist heute in vielen Bereichen die einflussreichste Nation in beträchtlichen Teilen des Kontinents. Die USA haben das geschehen lassen. Erst Präsident Obama versucht nun an Boden zu gewinnen.[8]

Anfang August lud er zum US-Afrika Gipfel nach Washington. Fast fünfzig afrikanische Staatschefs kamen. Es war der größte Gipfel dieser Art in der Geschichte. Amerikanische Unternehmen versprachen Investitionen in Höhe von 33 Milliarden Dollar.[9]

Dann gibt es die sicherheitspolitische, die militärische Front. Die USA führen seit einigen Jahren einen verborgenen, aber sehr intensiven Krieg gegen den Terror in Afrika. Offiziell hat Amerika nur eine einzige Militärbasis auf dem afrikanischen Kontinent: Camp Lemonnier in Djibouti. Doch die US-Armee hat vor acht Jahren Africom gegründet, ihr sechstes Regionalkommando. Allein das ist ein Zeichen für die gestiegene sicherheitspolitische Bedeutung Afrikas für die USA. Africom koordiniert alle militärischen Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent: von Drohnenangriffen über die Entsendung von Spezialeinheiten bis hin zur Ausbildung afrikanischer Partner-Armeen. Seit einiger Zeit arbeiten die amerikanische und die französische Armee eng zusammen, insbesondere in der Sahelzone, aber nicht nur dort. Jüngst haben amerikanische Spezialeinheiten einen Kommandanten der somalischen Al Shabaab Miliz ums Leben gebracht, angeblich kam der entscheidenden Tipp von den Franzosen.”[10]

Die Militarisierung Afrikas schreitet voran — auch die durchaus willkommene Hilfe der USA in Liberia ist ein Teil dieses Trends.

Quellen:

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