Donnerstag, Mai 2, 2024
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Verbotene Archäologie: Die rätselhafte Ruinenstadt Nan Madol (Video)

Auf fast 100 künstlichen Inseln im Pazifik lag das gewaltige Machtzentrum einer elitären Kaste. Wie es vor über 800 Jahren erschaffen wurde und was genau auf den Inseln passierte, ist bis heute ein Rätsel – ebenso wie der plötzliche Untergang des mächtigen Inselreichs.

Die Ruinenstadt Nan Madol mitten im Pazifik ist ein Wunderwerk menschlicher Baukunst. Sie ist auf 92 künstlichen Inseln über eine Fläche von 80 Hektar auf einem Korallenriff angesiedelt. Zehntausende Basaltstangen bilden das Fundament der mysteriösen Stadt. Nan Madol liegt vor Temwen Island, neben Pohnpei, der größten Insel Mikronesiens.

Tausende Arbeiter müssen mehrere hundert Jahre lang gearbeitet haben, um die imposanten Bauwerke zu erschaffen. Die ersten Menschen lebten schon vor über 2.000 Jahren in der Gegend. Ab dem Jahr 900 nach unserer Zeitrechnung entstanden die ersten der künstlichen Inseln, die imposanten Basaltkonstruktionen wohl ab dem Jahr 1200.

Die Stadt war das religiöse Zentrum für eine Elite von Priestern und Machthabern mit Tempeln, Wohnhäusern und Grabmälern. Dem einfachen Volk war das Betreten vieler der Inseln verboten.

Das Venedig der Südsee

Bislang kann niemand erklären, wie die Menschen mit den damals bekannten Werkzeugen so etwas wie Nan Madol erschaffen konnten – und zu welchem genauen Zweck das geschah. Der Name der Stadt bedeutet übersetzt „Zwischenräume“, er bezieht sich auf die Wasserstraßen, die sich kreuz und quer hindurchziehen und auf denen sich die Bewohner fortbewegten. Nan Madol wird deshalb auch das „Venedig der Südsee“ genannt.

Als Baumaterial für die künstlichen Inseln verwendeten die Arbeiter Basalt und Korallensteine. Auf dem Riff und teilweise unter Wasser errichteten sie sechseckige, bis zu neun Meter lange Basaltsäulen und bildeten damit Rechtecke.

Sie sind millimetergenau aufeinandergesetzt, ohne Mörtel. Die Mauern wurden mit Korallensteinen mehrere Meter hoch aufgefüllt, so entstanden hohe Plattformen.

Auf diesen standen Bauwerke aus Holz, so wie Hütten und Tempelanlagen. Wegen der vergänglichen Baumaterialien ist davon nichts erhalten – im Gegensatz zu den steinernen Zeugnissen der untergegangenen Kultur.

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Wie wurden die schweren Steine transportiert?

Manche der Blöcke wiegen bis zu fünf Tonnen, alle zusammen könnten bis zu 750.000 Tonnen schwer sein. Niemand weiß, wie sie an ihren jetzigen Ort geschafft wurden. Während sich unter den Einheimischen der Glaube hält, dass die damaligen Herrscher magische Kräfte nutzten, glauben Archäologen, dass die Steine mit Flößen aus mehreren Steinbrüchen antransportiert wurden.

Das mächtigste Bauwerk ist Nandauwas, eine gigantische Grabplattform. Es nimmt eine Fläche von 3.100 Quadratmetern ein und ist von drei Mauerringen umgeben, von denen einer bis zu zehn Meter dick ist. Das Gebäude ist nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet.

 

In einem anderen Gebäudekomplex wohnte der Herrscher mit seiner Familie, es gab dort einen Badeteich, einen Altar, eine Tempelanlage für einen Krokodilgeist und Räume für die Leibwache.

Auf den Inseln in der Gegend herrschten schon vor der Errichtung von Nan Madol verschiedene Stammesfürsten. Auf Pohnpei unterwarf die Dynastie der Saudeleurs um das Jahr 500 die Inselbevölkerung. 25.000 Menschen dienten fortan den Machthabern, die eine streng hierarchisch gegliederte Gesellschaft schufen (Verbotene Archäologie: Die Welt des Mythos – Brücke zum Ursprung des Menschen).

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Die Legende von den Zauber-Zwillingen

Die Bevölkerung von Pohnpei glaubt heute noch mehrheitlich an die Legende von Zauberer-Zwillingen, die aus einem mystischen Reich auf die Inseln kamen. Sie bauten einen Altar, um einem Gott zu huldigen.

Mithilfe von Magie und einem Drachen bewegten sie die gewaltigen Steine und bauten so die Stadt. Einer der Zwillinge soll der Sage nach der erste Saudeleur gewesen sein.

Es gibt aber auch andere waghalsige Theorien zur Entstehung der rätselhaften Inseln. Die Prä-Astronautiker rund um ihren bekanntesten Vertreter Erich von Däniken sind überzeugt, dass Außerirdische den Ort als Landeplatz für ihre Raumschiffe benutzten und dafür auch erbauten. Ein Indiz ist für sie der merkwürdige alte Name der Stadt – „Riff des Himmels“.

 

Um das Jahr 1628 brach das Reich urplötzlich zusammen. Warum, weiß bis heute niemand. Historiker vermuten, dass neue Stammesfürsten die Inseln eroberten, die Nahnmwarki unter ihrem Anführer Isokelekel. Der Sage nach hatte ein Donnergott mit einer Frau eines Saudeleurs ein Kind gezeugt.

Die Familie musste vor der Tyrannei der Herrscher auf eine andere Insel fliehen. Doch der Sohn, Isokelekel, kehrte später mit einer Flotte zurück und besiegte die Despoten. Er gründete eine neue Dynastie, die Nahnmwarki.

Aber warum wurde Nan Madol überhaupt gebaut? Es war keine Festungsanlage, jeder konnte die Stadt betreten. Zwar führte eine Mauer rundherum, aber sie war an mehreren Stellen weit offen, einmal sogar auf einer Länge von 15 Metern. Wahrscheinlich hatte der mythische Ort rein repräsentative Zwecke und diente als Schauplatz für religiöse Zeremonien.

Nan Madol wurde auch nach 1628 als religiöses Zentrum genutzt, allerdings in kleinerem Ausmaß. Die meisten Menschen zogen weg, wahrscheinlich, weil es zu mühsam war, Nahrung und Wasser auf die Inseln zu schaffen.

Noch bis 1910 wohnte ein Stammeshäuptling auf den Inseln. Die Tempelanlage ist nicht einzigartig, es gibt ähnliche auf Inseln in der Nähe. Keine ist aber so groß und so kunstvoll wie Nan Madol (Die Erforschung prähistorischer Zivilisationen und ihrer weltweiten Zusammenhänge (Videos)).

Die ersten Europäer in Nan Madol

Nan Madol wurde wahrscheinlich von den Spaniern im 17. Jahrhundert entdeckt, darauf weisen Silbermünzen in den Ruinen hin. 1839 wurde eine spanische Kanone gefunden, die wahrscheinlich von einem untergegangenen Schiff stammte.

Doch wie ein Lauffeuer verbreitete sich das Gerücht, die Ruinenstadt sei eine Festung von Piraten gewesen und dort sei ein gewaltiger Schatz versteckt. Goldsucher zerstörten wertvolle historische Spuren in der Stadt. 1843 erwähnte der Spanier Francisco Michelena y Rojas die Ruinenstadt in einem Reisebericht.

Als Erster gegraben hat der deutsche Vizegouverneur Victor Berg im April 1907 in der Stadt, im Auftrag des Völkerkundemuseums Leipzig. Die Einheimischen warnten ihn vor einem Fluch. Berg glaubte nicht daran, ging allerdings so dilettantisch vor, dass viele Fundstücke nicht mehr zugeordnet werden können.

  

Mysteriös: Berg starb tatsächlich einen Tag, nachdem er das Grab des Eroberers Isokelekel öffnen ließ. Die Ärzte diagnostizierten einen Sonnenstich, die Einheimischen gingen natürlich von der Rache der Götter nach der Entweihung der heiligen Orte aus.

Bergs Aufzeichnungen gingen verloren, aber der Schmuck, die Waffenteile und Angelhaken, die er fand, liegen noch immer im Leipziger Museum.

Heute ist die künstliche Inselgruppe ein zauberhafter, mystischer Ort: Mangroven überwuchern die Ruinen, viele der Wasserstraßen sind versandet oder versumpft. Kein Wunder, dass sie zum Schauplatz mehrerer Thriller und Science-Fiction-Romane geworden sind. Es gäbe noch viel zu erforschen und zu entdecken in der Ruinenstadt – genau wie im Meer:

Angeblich soll es einen unterirdischen Tunnel zum Wasser geben, dessen Eingang irgendwo in Nan Madol versteckt ist. Entdeckt hat ihn bisher noch niemand.

Literatur:

Dinge, die es nicht geben dürfte: Mysteriöse Museumsstücke aus aller Welt von Reinhard Habeck

Die Botschaft der Megalithen: Wer erbaute die steinernen Wunder? von Hartwig Hausdorf

Wesen, die es nicht geben dürfte: Unheimliche Begegnungen mit Geschöpfen der Andersweltvon Reinhard Habeck

Video:

Quellen: PublicDomain/gmx.net am 19.10.2016

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