Freitag, Mai 3, 2024
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„Verfolgungskultur in Deutschland nicht hoch entwickelt“: Geldwäsche und Terrorfinanzierung steigen

Eine Statistik der Anti-Geldwäsche-Einheit Financial Intelligence Unit (FIU) für 2019 weist für Deutschland Rekordzahlen an Verdachtsfällen auf Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aus. Betroffen sind der Finanz- wie der Nichtfinanzsektor: Immobilien und Glücksspiel. Für 2020 sollen die Zahlen gar noch steigen.

Die Zahl der Verdachtsfälle auf Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in Deutschland ist stark gestiegen: Deutsche Banken und Finanzinstitute, aber auch Notare und Anwälte, Immobilienmakler sowie Veranstalter von Glückspielen meldeten verstärkt ihre Vermutungen. Das geht aus dem neuen Jahresbericht für 2019 der bundesdeutschen Anti-Geldwäsche-Einheit Financial Intelligence Unit (FIU) hervor, der am Dienstag veröffentlicht wird und der Zeitung „Tagesspiegel“ vorab vorlag.

Zahlen binnen Jahresfrist verdoppelt

Die Zahl der Meldungen stieg der Aufstellung der zum deutschen Zoll gehörenden Einheit binnen Jahresfrist um fast 50 Prozent auf 114.914 Verdachtsfälle mit insgesamt 355.000 verdächtigen Transaktionen –  das sind Rekordzahlen. Dabei entfielen 98 Prozent auf den Finanzsektor, vor allem Banken und Finanzdienstleister. Doch auch die Zahl der Verdachtsmeldungen aus dem „Nichtfinanzsektor“ stiegen von knapp 600 auf mehr als 1500.

„Verfolgungskultur“ nicht hoch entwickelt – Kriminelle Clans und Immobileinkäufe

Die FIU hatte bereits in ihrem Jahresbericht 2018 eine „extreme Anfälligkeit“ des Immobilienmarktes für dubiose Geschäfte beklagt sowie Probleme, der Kriminellen habhaft zu werden. Seit etlichen Jahren gibt es immer wieder Hinweise darauf, dass der Immobiliensektor Einfallstor für kriminelle Clans sein kann, die über den Kauf von Immobilien ihre Gelder waschen.

„Ein Problem für uns ist, dass die Verfolgungskultur bei Geldwäsche in Deutschland traditionell nicht hoch entwickelt ist“, so FIU-Chef Christof Schulte zur Zeitung.

Steigende Zahlen erwartet – Manpower für die Unit nötig

Zu befürchten ist vor diesem Hintergrund wohl ein Trend: „Wir werden 2020 noch deutlich mehr Meldungen haben als im vorigen Jahr“, prognostizierte Schulte. Seine Einheit strebe an, vom Bundestag noch zusätzliche Stellen genehmigt zu bekommen.

In betrügerischer Absicht: Konto-Eröffnungen bei Internetbanken

Rund ein Drittel der Verdachtsfälle sollen rein innerdeutsche Vorgänge sein. Viele verdächtige Transaktionen mit Auslandsbezug betrafen Frankreich – etwa im Zuge von Konto-Eröffnungen bei deutschen Internetbanken in betrügerischer Absicht. Aber auch die Niederlande, die Schweiz, die Türkei, Russland, China und die USA, Italien wie Großbritannien gehören zu den Ländern mit mehr als 1000 verdächtiger Transaktionen.

Die FIU mit Sitz in Köln ist zentrale Sammelstelle für Verdachtsmeldungen und sichtet diese – nach einer Bewertung werden gegebenenfalls Informationen an Ermittlungsbehörden weitergeleitet. Die FUI untersteht Finanzminister Olaf Scholz, auch im Wirecard-Finanzskandal trat die FUI in Erscheinung.

ba

Quelle!:

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