Mittwoch, April 24, 2024
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Virologe Streeck zu Coronavirus: Darum wird es keine zweite Welle geben, sondern…

Während der Charite-Virologe Christian Drosten vor einer zweiten Infektionswelle warnt, geht der prominente HIV-Forscher Prof. Hendrik Streeck eher von einer kontinuierlichen oder Dauerwelle aus, die immer wieder hoch- und runtergehen würde. Den Unterschied erklärte er gegenüber RIA Novosti, einer Partnernachrichtenagentur von Sputnik.

Zuvor brachte Streeck, Professor für Virologie und Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, seine Einschätzung in einem FAZ-Interview auf den Punkt, indem er äußerte, es werde aus seiner Sicht keine zweite oder dritte Welle des Coronavirus geben. So etwas könnte man nach seiner Logik sagen, wenn das Virus letztendlich verschwinden würde. Doch er gehe nicht davon aus, das es der Fall sein werde. In einem Gespräch mit RIA Novosti zeigt sich Streeck überzeugt: SARS-CoV2 wird ein neues endemisches Coronavirus werden, also es würde örtlich begrenzt auftreten.

Mittlerweile seien vier endemisch vorkommende humane Coronaviren bekannt, die in der Weltbevölkerung zirkulieren würden. Sie seien in Europa für etwa zehn bis 30 Prozent aller grippalen Infekte beim Menschen in den Wintermonaten verantwortlich. Dabei gebe es in Europa eine Wetterabhängigkeit bei den Coronaviren: Stärkere Ausbrüche beobachte man während der kalten Jahreszeit, in den warmen Monaten komme es geringer vor. Mehrere Daten würden eben suggerieren, dass man im Herbst mit einer Erhöhung der Erkrankungen an Covid-19 rechnen müsse. Einen Impfstoff habe man gegen ältere humanpathogene Coronaviren nicht gefunden – es heißt, auch das neuartige Coronavirus werde man nicht  eradizieren können, bis man einen Impfstoff habe.

Masken ja, Desinfektion nein?

Auch bekräftigte Streeck, dass die Nähe und die Zeit immer noch zwei Hauptfaktoren seien, die die Infektion begünstigen würden. Die Masken dagegen würden gegen eine Infizierung schützen.

„Schutzmasken wirken. Sie können die Übertragung von SARS-CoV-2 vermindern, das haben einige gute Studien gezeigt. Aber wenn man die Maske falsch verwendet, wenn man sie wochenlang ungewaschen trägt, ständig anfasst, dann ist eine solche Maske auch ein Nährboden für Bakterien und Pilze. Das kann andere Schäden anrichten.“

Die Desinfektion dagegen spiele eine eher untergeordnete Rolle, denn SARS-CoV-2 sei eine Tröpfchen- und keine Schmierinfektion. 

Eine russische Firma hat kürzlich einen sogenannten „Desinfektionstunnel“ zur vollständigen Desinfizierung von Personen und Gegenständen präsentiert. Eine entsprechende Einrichtung wurde am Amtssitz des Präsidenten Putin in dessen Residenz im nahe Moskau gelegenen Nowo-Ogarjowo installiert. Das Gerät sorgte im russischen Netz für Diskussionen und sogar Spott. Ob so etwas überhaupt wirksam ist? Darauf antwortete Streeck wie folgt:

„Die Hauptvermehrungsorte von SARS-CoV2 befinden sich in den Bronchien und Lungen. Deshalb ist eine externe Desinfektion wahrscheinlich weniger effektiv. Aber bei anderen Viren, beispielsweise Rotavirus, Norovirus – dies sind Schmierinfektionen, die sich lange an Oberflächen halten können, – da ist eine gute Desinfektion, vor allem eine gute Händedesinfektion wichtig. Für Coronavirus ist es nicht primär.“ 

Ob ähnliche Pandemien sich in den nächsten Jahren wiederholen werden, kann Streeck nicht vorhersagen. „Es kann passieren, dass alte Viren, wie die Spanische Grippe, wieder auftauchen. Es kann passieren, dass bekannte Bakterien unempfindlich gegenüber Antibiotika werden, also multiresistent, und so werden sie zu einem Problem weltweit. Oder die Aedes-Mücke wird durch den Klimawandel bei uns heimisch und wir bekommen es mit Denguefieber zu tun. Es ist ein Faktor, mit dem wir uns beschäftigen müssen. Je besser wir darauf vorbereitet sind, desto schneller und effektiver können wir in der Zukunft damit umgehen. Die wichtigste Zeit einer Pandemie ist die Zeit vor der Pandemie. “

Innerhalb des letzten Tages haben die lokalen Behörden in Deutschland dem Robert-Koch-Institut zufolge 446 neue Corona-Infektionen gemeldet. Dabei gibt es in den meisten deutschen Landkreisen keine oder nur wenige neue Fälle. Lokale Ausbrüche halten die Zahl der Neuinfektionen aber auf einem stabilen Niveau.

* Die in diesem Artikel vorgebrachten Ansichten müssen nicht denen der Redaktion entsprechen.

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