Donnerstag, Mai 2, 2024
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Wo Zuwanderer in deutschen Städten am häufigsten zu finden sind – Studie

In Gegenden und Stadtvierteln, wo arme Menschen leben, ist der Ausländeranteil größer und in den letzten Jahren stärker gestiegen als in wohlhabenderen Gegenden. Darauf macht eine aktuelle Untersuchung für bundesdeutsche Städte aufmerksam. Sie zeigt einen Trend, der vor allem in Ostdeutschland verzeichnet wird, und beschreibt ebenso die Ursachen.

Die Zuwanderung von Ausländern hat die soziale Spaltung in bundesdeutschen Städten weiter vertieft, besonders in Ostdeutschland. Das stellt eine in der vergangenen Woche veröffentliche Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) fest. Danach ist gerade in sozial benachteiligten Stadteilen, wo die meisten armen Menschen leben, der Ausländeranteil am stärksten gestiegen.

Menschen ohne deutschen Pass sind der Studie zufolge im untersuchten Zeitraum von 2014 bis 2017 vor allem in die ärmsten Stadtviertel gezogen. Die WZB-Forscher Stefanie Jähnen und Marcel Helbig weisen darauf hin, dass seit 2016 wieder die Binnenmigration innerhalb der Europäischen Union (EU) für den größten Anteil der Zuwanderung ausmacht. Sie haben für 86 Städte mit insgesamt 3.770 Stadtteilen erstmals untersucht, wie sich Zuwanderer 2014 bis 2017 räumlich verteilten.

Osten sozial tief gespalten

Ein Großteil der Zuwanderer habe nur ein geringes Einkommen und wenig bis kein Vermögen, so die beiden Sozialwissenschaftler. „Ihre Integration in den deutschen Wohnungsmarkt dürfte in erster Linie dort stattfinden, wo bereits andere Einkommensarme (mit oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit) wohnen.“ So seien die Ausländeranteile zwischen 2014 und 2017 dort am stärksten gestiegen, wo die meisten armen Menschen wohnen.

Besonders in ostdeutschen Städten zeige sich der festgestellte Trend: Während in den sozial bessergestellten Stadtteilen der Ausländeranteil nur um 0,7 Prozentpunkte anstieg, wuchs er laut der Studie in den sozial am meisten benachteiligten Ortsteilen um das Zehnfache (7,4 Prozentpunkte). Dagegen sei in den einkommensschwächsten Vierteln westdeutscher Städte (inklusive Berlin) der Ausländeranteil weniger stark (4,1 Prozentpunkte) gestiegen. In den westdeutschen Stadtteilen mit „sehr günstiger sozialer Zusammensetzung“ habe der Ausländeranteil um 1,3 Prozent zugenommen.

Für die ostdeutschen Städte haben Jähnichen und Helbig eine grundsätzlich größere soziale Spaltung ausgemacht: Nach ihren Angaben lagen 2017 neun der zehn Städte, in denen sich einkommensschwache Menschen besonders ungleich über die Stadt verteilen, in den ostdeutschen Bundesländern. Auch zehn von zwölf Städten, in denen die räumliche Trennung sozialer Gruppen zwischen 2014 und 2017 am stärksten zugenommen habe, befinden sich danach im Osten. In vielen westdeutschen Städten (vor allem in Süddeutschland) habe sich die sozialräumliche Spaltung dagegen leicht abgeschwächt.

Nord-Süd-Gefälle deutlich

Die Studie beschreibt neben den Ost-West-Unterschieden ebenso ein Nord-Süd-Gefälle bei der sozialräumlichen Verteilung von Menschen ohne deutschen Pass. Nur für 13 der untersuchten 86 Städte fanden die Forscher keinen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Ausländeranteile und der sozialen Lage der Stadtteile. Danach liegen diese Städte bis auf Hamburg alle im Süden Deutschlands. In den Städten des Ruhrgebiets und des Nordwestens zogen Zuwanderer dagegen vorrangig in die sozial benachteiligten Stadtteile. „Die Last der Integration ist ungleich verteilt“, stellte Helbig laut einer WZB-Pressemitteilung fest. Das sei eine Herausforderung für die Städte wie für ihre Bewohner.

Die WZB-Forscher verweisen auf zwei Ursachen für die von ihnen festgestellte Entwicklung: Das Steueraufkommen der Städte und der Wohnungsleerstand in ihren Vierteln. In Städten mit hohem Wohnungsleerstand sei der Anteil der Ausländer in den sozial sehr ungünstigen Lagen besonders stark angestiegen. Das ist laut den Forschern ein Hinweis darauf, dass Zugewanderte Wohnungen nur dort gefunden haben, wo die Mieten niedrig sind und wenige Menschen leben wollen.

„Dieser Zusammenhang ist immer dann zu erwarten, wenn der Wohnungsmarkt überwiegend ohne staatliche Eingriffe nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage funktioniert“, schreiben sie.

Sie schätzen ein, dass sich mit steigenden Steuereinnahmen der Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Ausländeranteile und der sozialen Lage der Stadtteile abschwäche. Danach verteilen sich Zugewanderte in wirtschaftlich gut entwickelten Städten gleichmäßiger über die Stadt. Das könnte aus Sicht der Forscher daran liegen, dass finanzstärkere Kommunen in der Wohnungspolitik handlungsfähiger sind. Das gelte aber auch für Metropolen mit angespanntem Wohnungsmarkt wie Berlin. Der Mangel an Wohnraum bzw. bezahlbarem Wohnraum könnte paradoxerweise hier die die weitere soziale Spaltung bremsen, meinen die Studienautoren.

Sie heben hervor, durch den jüngsten Zuzug von zumeist einkommensarmen Menschen ohne deutschen Pass in die ohnehin sozial benachteiligten Gebiete würden die Herausforderungen in diesen Quartieren wachsen. „Gerade die finanzschwachen Kommunen können diese Problematik nicht allein bewältigen.“ Es handele sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, an der sich auch Bund und Länder stärker beteiligen müssten, so die WZB-Studie. 

tg

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