Samstag, April 27, 2024
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Zu wenig Polizei: Britische Städte werden den Kriminellen überlassen

In Großbritannien freuen sich die Diebe und Einbrecher. Die Budget-Kürzungen bei der Polizei machen ihnen das Leben leicht. In der Kleinstadt Hartlepool den Notruf zu wählen, kann sich der Bürger sparen – am anderen Ende hebt wahrscheinlich niemand mehr ab. Auf die mehr als 90.000 Einwohner passen nachts nur noch ganze 10 Beamte auf. Und Hartlepool ist keine Ausnahme. 

Auf den Straßen der im Nordosten Englands gelegenen Stadt ist schon längst kein Polizist mehr zu sehen. Polizeifahrzeuge bleiben stehen – für Streifenfahrten gibt es nicht mehr genug Personal. Seit acht Jahren wird bei der zuständigen Cleveland Polizei gekürzt. 12 Polizeiwachen wurden geschlossen, 500 Stellen gestrichen.

In der Küstenstadt Hartlepool sind nun nur noch zehn Polizisten im nächtlichen Einsatz. Die Bürger organisieren sich über Facebook zu Nachbarschafts-Patrouillen, um der Flut von Einbrüchen und Diebstählen etwas entgegenzusetzen.

Die zehn Beamten, die über Nacht ihren Dienst tun, sind dazu gezwungen, Verhaftete ins rund 25 Kilometer entfernte Middlesbrough zu fahren – die Gefängniszelle von Hartlepool ist wegen Sparmaßnahmen geschlossen worden. Der Notruf sei am vergangenen Sonnabend unbesetzt geblieben, fand BBC bei einer Recherche heraus.

Bürger ermitteln über Facebook

Die Situation im 400 Kilometer von London entfernten Hartlepool ist laut MailOnline kein Einzelfall: auch Redcar, Cleveland, Stockton und Middlesbrough haben mit Sparmaßnahmen und steigenden Verbrechenszahlen zu kämpfen. Das Geld fließe in die wohlhabenderen Gegenden, klagen Politiker. Den Einwohnern bleibt nur noch Eigeninitiative. Als dem Mechaniker Paul Timlin sein gesamtes Werkzeug im Wert von mehr als 1600 Euro aus seinem vor der Haustür parkenden Van gestohlen wurde, erschien auch nach zwei Wochen kein Beamter, um den Diebstahl aufzunehmen. Kurzentschlossen veröffentlichte der 57-Jährige die Bilder seiner Überwachungskamera auf Facebook. Als die Diebe auf diesem Weg erkannt wurden, engagierte der Mechaniker einen „harten Kerl“ aus der Umgebung, der sie dazu zwang, das gestohlenen Werkzeug wieder rauszurücken.

„Durch das Posten auf Facebook werden Verbrechen schneller aufgeklärt, als durch den Anruf bei der Polizei. Für die ist so ein Diebstahl ein kleines Vergehen, aber für mich sind es teure Werkzeuge, die für meinen Job unerlässlich sind. Ich rief sofort die Polizei an und ging am nächsten Tag zur Wache, aber man sagte mir, es gäbe nicht genug Polizisten, um sich darum zu kümmern“, so Paul Timlin.

Auch die 37-jährige Geschäftsfrau Corrine Winwood weiß die sozialen Netzwerke zu schätzen: „Die Leute posten einfach ihre Überwachungsvideos auf Facebook, wenn eingebrochen wurde und fragen, ob jemand die Person kennt.“

Darren Price organisiert morgendliche Kontrollgänge von Bürgern der Stadt mit, um Kriminelle abzuschrecken. „Wir machen eigentlich den Job der Polizei“, erklärt er. „Wir wollen, dass die Diebe und Einbrecher wissen, dass es Leute gibt, die nach ihnen Ausschau halten. Wir wollen unsere Gegend so sicherer machen. Die Polizei kommt nicht hier her“, so Price resigniert.

„Kriminelle sind sehr glücklich, weil sie wissen, dass sie damit durchkommen können. Polizisten, die gegen Kleinkriminalität wie Ladendiebstahl und Einbruch vorgehen, gibt es jetzt nicht mehr. Ihnen sind durch die Haushaltskürzungen die Hände gebunden sind“, erklärt Allan Barclay, der Bürgermeister von Hartlepool.

„Die Polizei hat es praktisch aufgegeben, herauszukommen, weil sie einfach nicht über die nötigen Ressourcen verfügt – die Opfer bekommen eine Straftatnummer und das war’s“, weiß auch Hartlepools Labour-Abgeordneter Mike Hill. Die Situation in Hartlepool sei typisch für die meisten britischen Städte.

In Brandenburg dürfen jetzt private Sicherheitsfirmen „Polizei spielen“

Auch hierzulande wird gerne bei Polizisten gespart. In Brandenburg hat die Kriminalität im Zusammenhang mit Zuwanderern laut Märkische Allgemeine im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Von Januar bis November 2017 gingen rund 1550 Körperverletzungsdelikte auf das Konto von sogenannten Zugewanderten – 150 mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Jahr 2014 hat sich die Gewaltkriminalität mit Tätern aus Migrantenkreisen verfünffacht (2014: 257). Laut Sicherheitskreisen, begingen Zuwanderer 2017 20 Prozent mehr allgemeine Straftaten als im Jahr zuvor. Dem gegenüber stehen nur noch 8000 „uniformierte Beschäftigte“. 2009 waren noch 9000 im Dienst. In Brandenburg vergehen durchschnittlich 25 Minuten, bis ein alarmierter Streifenwagen am Einsatzort eintrifft.

Doch die rot-rote Regierung des Landes präsentierte jetzt die Lösung für das Problem. Sie setzt nun auf private Firmen, um für die wichtigste Aufgabe des Staates, die Sicherheit der Bürger zu sorgen.

Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke und der Vorsitzenden der Landesgruppe des Bundesverbands der Sicherheitswirtschaft e.V. unterzeichneten vor wenigen Tagen eine Kooperationsvereinbarung um den laut Mörke „stetig wachsenden Herausforderungen Rechnung zu tragen“, berichtet die Berliner Zeitung.

Die Vereinbarung erlaubt es nun privaten Wachschützern bei Fußballspielen, Stadtfesten oder Großveranstaltungen zusammen mit Polizisten für Sicherheit sorgen. Auch bei der Fahndung nach polizeilich gesuchten Personen sollen die Privatsheriffs künftig helfen dürfen. Alle beteiligten Sicherheitsunternehmen haben darüber hinaus auch die Erlaubnis, an ihren Einsatzfahrzeugen „ein Kooperationsemblem anzubringen“. (MS)

@jouwatch

Quelle!:

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