Montag, April 29, 2024
StartPolitikEuropaStudie: Wiederkehrende Lockdowns nicht notwendig für die Pandemiebekämpfung

Studie: Wiederkehrende Lockdowns nicht notwendig für die Pandemiebekämpfung

Eine neue Studie in Science Advances analysiert die Eindämmung von Ausbrüchen von Infektionskrankheiten. Dort wird gezeigt, dass wiederkehrende strikte Lockdowns für die langfristige Kontrolle von Pandemien nicht notwendig sind – solange moderate Vorsichtsmaßnahmen beibehalten werden.Forscher des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) untersuchten in einer neue Studie mit dem Namen „Low case numbers enable long-term stable pandemic control without lockdowns“ (zu Deutsch: Niedrige Fallzahlen ermöglichen eine langfristig stabile Pandemiebekämpfung ohne Lockdowns, Anm. d. Red.), welche Maßnahmen unter welchen Bedingungen erforderlich sind, um solche strikten Lockdowns zu vermeiden. Sie kommen zu dem Schluss, dass das individuelle Verhalten letztlich darüber entscheidet, ob die Kontrolle über eine Pandemie aufrechterhalten werden kann.Sebastian Contreras vom MPIDS untersuchte zusammen mit seinen Kollegen die Kontrolle der Krankheitsausbreitung durch sogenannte nicht-pharmazeutische Interventionen. Dazu gehören sowohl vorgeschriebene staatliche Maßnahmen als auch freiwillige Verhaltensanpassungen wie körperliche Distanzierung, Alltagsgewohnheiten und Gesichtsmasken. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei niedrigen Fallzahlen die Freiheit maximiert wird, ohne dass Lockdowns erforderlich sind. Ein entscheidender Faktor für die Aufrechterhaltung dieser Freiheit ist jedoch die Beibehaltung eines schnellen und effizienten „Test-Trace-and-Isolate“-Systems – also das Testen gefolgt von Kontaktnachverfolgung und Quarantäne bei Infektion.

Test-Trace-and-Isolate-System bei Unterbrechung von Infektionsketten sehr wirksam

Während der Covid-19-Pandemie hat das Test-Trace-and-Isolate-Verfahren erheblich dazu beigetragen, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Indem die engen Kontakte der infizierten Personen verfolgt werden, können Infektionsketten unterbrochen werden. Dieser Ansatz ist jedoch nur dann wirksam, wenn er rechtzeitig erfolgt und wenn die Fallzahlen innerhalb der begrenzten Rückverfolgungskapazität der Gesundheitsbehörden liegen.

Die Forscher fanden heraus, dass die Covid-19-Inzidenz durch Tests und Kontaktaufnahme auf niedrigem Niveau stabilisiert werden kann und weniger Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung erforderlich sind. Diese Stabilität hängt jedoch von den vorhandenen (freiwilligen und staatlichen) Maßnahmen und den Kapazitäten der Gesundheitsbehörden zur Ermittlung von Kontakten ab und ist eine Frage des Gleichgewichts. Die Forscher vergleichen das System der Kontaktnachverfolgung und Isolierung zum Stoppen der Infektionsketten mit Feuerwehrleuten, die Waldbrände bekämpfen können.„Impfungen und andere freiwillige Maßnahmen zur Verhinderung von Ansteckung werden die Kontrolle weiter erleichtern und wirken wie ein sehr bequemer Regen in unserer Analogie zum Feuer“, sagt Sebastian Contreras.

Modell bestätigt pandemische Entwicklung der jüngsten Vergangenheit

Neben dem neuen mathematischen Ansatz, der von den Forschern erarbeitet wurde, gibt es auch Beispiele aus der Vergangenheit nach der Covid-19-Winterwelle im Jahr 2020, welche die Erkenntnisse aus dem Modell bestätigen. Das Modell behandelt jedoch Pandemien im Allgemeinen und ist somit auch auf andere Infektionskrankheiten über die Covid-19-Pandemie hinaus anwendbar. Die Ergebnisse der Studie ermöglichen es daher den politischen Entscheidungsträgern, wirksame Reaktionsstrategien für die Zukunft zu planen. Als nächsten Schritt ihrer Forschung wollen die Wissenschaftler die Faktoren analysieren, die für die Einhaltung der Maßnahmen verantwortlich sind, indem sie das Zusammenspiel zwischen der Verbreitung von Krankheiten und Informationen untersuchen.

Quelle:

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »