Samstag, April 27, 2024
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Die geheime Seite des Wladimir Putin – kühler Machtmensch oder tief in seiner Seele Kind geblieben?

Viele Mythen ranken sich um einen der mächtigsten Männer des Erdballs. Vom kühlen KGB-Agenten über einen Machtmenschen bis hin zum Oberhaupt Russlands gehen diese Beobachtungen. Seine wahre Identität wird – wie so viele Dinge im Leben – möglicherweise ganz woanders liegen, behauptet der Wiener Sozialforscher Daniel Witzeling.„Putin polarisiert und ist die Zielscheibe für diverse Projektionen“, sagte er im SNA-Interview. „In seiner Genese kann man allerhand Facetten entdecken, die zwei Seiten einer Medaille repräsentieren. Nach außen hin hat er es im Laufe seines Lebens gelernt, Stärke zu demonstrieren, die sich ebenso in seinem Innenleben manifestiert hat. Nach vielen Jahren an der Spitze Russlands hat er eine Routine und Souveränität erreicht, bei der ihm kein anderes Staatsoberhaupt das Wasser reichen kann. Hinter dem Menschen Putin steckt aber mehr als nur der harte Staatschef.“

Die weiche Facette des Wladimir Putin

Wladimir Putin (Archivbild) - SNA, 1920, 20.09.2021
Wladimir Putin (Archivbild)
© SNA / Alexey Panow

„Beobachtet man Wladimir Putin genau“, fährt der Psychologe fort, „offenbart sich einem eher ein ruhiger, introvertierter Mensch als ein extravertierter Polterer. Seine Handlungen wählt er mit Bedacht und neigt nicht zu überbordenden emotionalen Ausbrüchen. Die sportlichen Aktivitäten, und hier insbesondere seine Erfahrungen aus dem Kampfsport Judo, dürften zu der ausgeglichenen Art beigetragen haben. In einem Interview erklärte Putin sinngemäß, dass Präsident eines so enormen Reiches zu sein, eine Aufgabe sei, die einem viele Opfer abverlange. Und das stimmt auch.“

„Alle sehen nur die Macht und die Rolle, aber nicht den Preis, den der langdienende Präsident zahlen muss“, so Witzeling. „Er ist bei weitem kein Soziopath oder Killer, wie es der Westen gerne sehen will, sondern eher ein verspieltes Kind geblieben. Kampfsport lehrt auch Demut vor dem Leben und anderen Menschen. Putin setzt seine Macht nie gegen Schwächere ein, denn dies wäre kein Zeichen von Stärke und gegen den Ehrenkodex in vielen Kampfsportarten.“

Das Kind im Manne: Verspielte Selbstinszenierung

„Geht man noch stärker in die Tiefe des Wesens von Putin, kann man nicht den KGB-Mann erkennen, sondern einen Menschen, der trotz aller Macht und Verantwortung immer noch ein Kind geblieben ist“, behauptet der Sozialforscher. „Ansonsten hätte er nicht so viele Jahre als Staatschef des größten Landes der Welt durchgehalten. Die harte Fassade ist ein Selbstschutzmechanismus, den er braucht, um nicht zu sehr angreifbar zu sein, und die ihm hilft,sich auf der internationalen Bühne zu behaupten.“

Sie sei ein Instrument und reines Mittel zum Zweck, fügt Witzeling hinzu. „Gerade in den Interviews mit dem US-amerikanischen Starregisseur Oliver Stone sieht man zwar einen rational-professionellen Präsidenten, der seine Aufgaben mit großer Routine erfüllt. Es zeigt sich aber ebenso eine Person, die durchaus über einen großen Abstand zu sich selbst und der Wichtigkeit des Amtes verfügt.“Putin sei im arbeitstechnischen Sinne ein Pragmatiker und leide nicht unter einer Profilierungsneurose, stellt Witzeling fest. „Vom Bild des Narzissten ist er Lichtjahre entfernt. Die Darstellung von Härte ist bei ihm nicht ein krampfhaftes Zeigen von Dominanz, sondern eher ein bubenhaft-biophiles Spiel mit der Rolle als Macho, welches eher charmant mit einem Augenzwinkern zu sehen ist. Sogar auf der Showbühne präsentiert sich der sonst eher zurückhaltende Staatslenker.“

Der Archetyp eines russischen Anführers

Mit über 20 Jahren an der Spitze Russlands habe sich Putin weltweit in das kollektive Unbewusste – eine Art des Menschheitsgedächtnisses – eingebrannt, urteilt der Psychologe. „Dadurch hat er für die nachfolgenden Generationen den Nährboden aufbereitet, die internationale Rolle Russlands und die Wertigkeit der Menschen jenseits aller Klischees neu zu definieren. Bei aller Polarisierung, die von der Person Wladimir Putin ausgeht, hat er sich über die Jahrzehnte durch nachhaltige Arbeit international einen gewissen Respekt erarbeitet. In der Gesamtbeurteilung ist Russland durch Putin wieder zur ernstzunehmenden intellektuellen Weltmacht mutiert“, resümiert Daniel Witzeling, Leiter des Humaninstituts Vienna.

Quelle!:

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