Donnerstag, April 25, 2024
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Altmaier will gemeinsames EU-Projekt für Arzneimittelproduktion

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will sich auf EU-Ebene für ein gemeinsames europäisches Projekt zur Arzneimittelproduktion einsetzen.

„Es ist keine gute Idee, die Globalisierung zurückzudrehen, aber es ist die richtige Idee, einseitige Abhängigkeiten zu minimieren und in sensiblen Bereichen die nationale Souveränität zu behaupten oder wiederzugewinnen”, so Altmaier gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Er habe deshalb bereits zwei Initiativen bei der Halbleiterproduktion und Batteriezellenherstellung gemeinsam mit verschiedenen europäischen Partnern aufs Gleis gesetzt.

„Ich kann mir auch gut ein gemeinsames europäisches Projekt für die Arzneimittelproduktion vorstellen. Auch hieran arbeiten wir bereits”, so Altmaier weiter.

Bei der Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos dominieren bisher Anbieter aus Asien den Markt. Geplant ist nun der Aufbau einer großen Produktion in Europa und Deutschland. Auch viele Wirkstoffe für Arzneien werden aus Kostengründen in Fernost hergestellt – etwa für Antibiotika in China und Indien. Die Bundesregierung hatte bereits den Ausbau der Produktion medizinischer Schutzausrüstungen in Deutschland vorangetrieben, um unabhängiger zu werden.

Mit Blick auf die deutsche EU-Ratspräsidentschaft ab Juli sagte Altmaier: „Nach der Überwindung der akuten Corona-Pandemie brauchen wir weltweit, aber auch in der EU selbst, eine Renaissance der Marktwirtschaft, damit wir im globalen Wettbewerb dauerhaft bestehen können.”

Die deutsche EU-Präsidentschaft verfolge daher das Ziel, eine möglichst rasche Erholung der Volkswirtschaften zu ermöglichen. Dem diene auch die neue deutsch-französische Initiative, sagte Altmaier mit Blick auf das Konzept von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron über EU-Wiederaufbauhilfen im Umfang von 500 Milliarden Euro.

„Wir werden die Industriestrategie, die die EU-Kommission kurz vor dem Corona-Ausbruch vorgelegt hat, daraufhin überarbeiten, wie sie am ehesten dazu beitragen kann. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass wir einseitige Abhängigkeiten vermeiden und reduzieren, indem wir internationale Lieferketten stärker diversifizieren”, hieß es.

Altmaier sagte weiter: „Außerdem brauchen wir in der Europäischen Industriestrategie klare Aussagen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für kleine und mittlere Unternehmen. Außerdem muss Europa schneller und besser werden, wenn es um die Ansiedlung der Arbeitsplätze der Zukunft geht: Bei Digitalisierung, Kommunikation und Klimaschutz.” Die traditionellen Industrien wie StahlChemieMaschinenbauAutomobil– und Fahrzeugbau müssten auch künftig in Europa überleben können. „Dafür muss die EU geeignete Rahmenbedingungen schaffen.”

Ärztepräsident: Abhängigkeit von Fernost bei Medikamenten reduzieren

Ärztepräsident Klaus Reinhardt fordert als eine Lehre aus der Corona-Krise mehr europäische Eigenständigkeit bei der Herstellung von medizinischer Schutzausrüstung und Arzneimitteln.

„Deutschland und Europa müssen bei Schutzausrüstung und Medikamenten die Abhängig von Fernost deutlich reduzieren und eigene Produktionsstätten fördern”, sagte Reinhardt der „Passauer Neuen Presse” (Montag).

Zudem forderte er, Krankenhäusern solle „das Vorhalten von Personal und Technik finanziert werden”. „Kliniken sind Einrichtungen der Daseinsfürsorge und keine Industriebetriebe, die sich ausschließlich an Rentabilitätszahlen ausrichten.”

Der Präsident der Bundesärztekammer sagte zugleich, das deutsche Gesundheitssystem sei „mit dieser Pandemie im internationalen Vergleich mit am besten fertig geworden” – einen Komplettumbau halte er deshalb für unnötig und sogar schädlich.

Reinhardt hält es für „sehr wahrscheinlich, dass wir eine zweite Welle der Corona-Pandemie erleben werden, weil wir keine ausreichende Immunität in der Bevölkerung haben”. „Wir sollten jetzt diese Phase nutzen, um uns so gut wie möglich darauf vorzubereiten.”

289 neue Corona-Infektionen und weitere zehn Todesfälle in Deutschland

Das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt insgesamt 178.570 Infektionen (Stand: 25.05.2020, 00:00 Uhr) mit dem Coronavirus in Deutschland, das ist ein Plus von 289 zum Vortag. Weitere zehn Todesfälle wurden gemeldet, insgesamt sind damit bislang 8257 Menschen an dem Virus gestorben. Genesen sind laut Internetseite des RKI rund 161.200 Menschen, rund 800 mehr als am Vortag.

ai/dpa/sna

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