Freitag, März 29, 2024
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Corona-Krise: Deutsche Krankenhäuser gut ausgestattet und Personal unter Druck

Wie gut ist die Bundesrepublik mit Plätzen in der Intensivmedizin ausgestattet? Wie sieht das im internationalen Vergleich aus? Wie gut sind die Krankenhäuser auf die vorausgesagten hohen Zahlen an Corona-Erkrankten vorbereitet? Auf diese Fragen gibt eine neue Statistik Auskunft. Ein Intensivmediziner sagt, woher der Druck auf das Personal kommt.

Die Bundesrepublik hat eine relativ hohe Versorgungsdichte mit Intensivbetten in Krankenhäusern. Das zeigt ein internationaler Vergleich, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag meldete. Danach kamen in Deutschland 33,9 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner, wobei in der aktuellen Krisensituation die Kapazitäten weiter ausgebaut werden.

Die Statistiker stützen sich auf den Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD). Dieser basiere auf verschiedenen Erhebungen in zehn ihrer Mitgliedstaaten aus den Jahren 2013 bis 2020. Die Daten stammen laut Destatis aus dem OECD-Bericht „Beyond Containment: Health systems responses to COVID-19 in the OECD“.

Den Angaben nach weisen Österreich (28,9 Intensivbetten je 100 000 Personen) und die USA (25,8) eine vergleichsweise hohe Dichte auf. „Deutlich geringer waren die Kapazitäten in den gegenwärtig besonders stark von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten Spanien mit 9,7 und Italien mit 8,6 Intensivbetten je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.“

Gute Ausstattung der Krankenhäuser

Bei der Zahl der verfügbaren Krankenhausbetten insgesamt schneide Deutschland international gut ab, schreibt das Statistische Bundesamt.

„So kamen in Deutschland im Jahr 2017 rund 6 Krankenhausbetten auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Noch besser ausgestattet waren nur Japan (7,8 Krankenhausbetten je 1 000 Personen) und Südkorea (7,1).“

Die Zahl der Krankenhausbetten gelte als ein Indikator für die verfügbaren Ressourcen der stationären Versorgung in Krankenhäusern. Sie lasse aber keine Rückschlüsse auf die Qualität der Gesundheitsversorgung zu. 

Bei den aktuell besonders stark von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten liege diese Zahl deutlich niedriger. „So kamen in Frankreich 3,1 und in Italien 2,6 Krankenhausbetten auf 1 000 Personen.“ Für die USA und Spanien wird die Kennziffer mit 2,4 Betten je 1.000 Einwohner angegeben, für Kanada, Schweden und Chile mit nur 2,0 Betten auf 1.000 Personen.

Kliniken gut vorbereitet

„Viele Krankenhäuser sind gut aufgestellt“, beschrieb Christian Karagiannidis, Intensivmediziner an der Lungenklinik Köln-Merheim, gegenüber dem Onlineportal ingenieur.de am Donnerstag die Lage in Deutschland. Er ist Sprecher des Intensivregisters der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (Divi).

„Die großen Kliniken haben die Zeit, die sie durch die Maßnahmen der Bundesregierung bekommen haben, gut genutzt“, so Karagiannidis.

„Wir haben die Zeit gut genutzt, das Divi-Register aufzubauen, sodass wir tagesaktuell sehen können, wie viel freie Kapazitäten wir haben und wie viele Intensivbetten belegt sind.“

Auf den Intensivstationen in rund 750 Krankenhäusern in Deutschland habe es zum 31. März 1.200 gemeldete Covid-19-Patienten gegeben. Und: „Es gibt immer noch ausreichend Kapazitäten zur Behandlung der Erkrankten.“

Der Mediziner sagt in dem Interview: „An der Zahl der Intensivpatienten kann man messen, wie viel wir wirklich schaffen können und wann es kritisch wird. Normale Krankenhausbetten gibt es genug, da gibt es kein Problem. Und bei mehr als 80 Prozent der Menschen verläuft die Krankheit ohne oder mit wenig Symptomen, die bleiben einfach zuhause. Die belasten das Gesundheitswesen nicht.“

Hoher Druck – nicht durch die Patienten

Die Belegung der Intensivstationen habe eine „herausragende Bedeutung“. „Daran ist es in Ländern wie Italien gescheitert. Auch Großbritannien wird ein Riesenproblem bekommen, weil die nicht so viele Intensivbetten haben.“

Der Intensivmediziner beschrieb die Lage in Deutschland so: „Der Klinik-Alltag hat sich so extrem verändert in den letzten Wochen und Monaten, wie ich es selbst noch nie erlebt habe. Aber nicht unbedingt aufgrund der Patienten. Vielmehr sind die psychologischen Auswirkungen enorm. Man merkt schon, dass eine gewisse Unruhe in den Kliniken herrscht, weil keiner so ganz genau weiß, was da auf uns zukommt. Es wird viel diskutiert und das erzeugt bei den Mitarbeitern viel Unsicherheit.“

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