Seit 1993 findet in Frankfurt jedes Jahr die größte und bedeutendste Tattoo-Messe der Welt statt. Im Eröffnungsjahr präsentierten gerade einmal rund 40 Aussteller die neuesten Trends der Tätowierkunst. Das mediale Interesse wuchs über die Jahre kontinuierlich. 2018 waren es bereits 700 internationale Aussteller, darunter einflussreiche Größen der Szene. Für eingefleischte Tattoofans eine Gelegenheit, sich über die neuesten Produkte etablierter Marken zu informieren und diese vor Ort zu testen. Die Tattoo-Convention hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, das dubiose Image des Körperschmucks aufzupolieren. Tattoos werden heute längst nicht mehr nur im kriminellen Milieu angesiedelt. Auch wenn sie in einigen Berufsfeldern noch immer ein Tabu darstellt, ist die Körperbemalung inzwischen Ausdruck individueller Persönlichkeitsrechte und in jeder Gesellschaftsschicht anerkannt.
Vom 12. Bis 14. April 2019 öffnen sich mittlerweile zum 27. Mal die Tore der Tattoo-Convention auf dem Frankfurter Messegelände. Mit dabei sind diesmal wieder über 650 internationale Top-Tätowierer aus über 50 Ländern, darunter auch bekannte deutsche Studios wie das Heidelberger Anarchist Tattoo Collective oder das legendäre Hamburg Ink. Außerdem vertreten sind neben Stars und Sternchen der Branche eine Vielzahl von Piercern, Anbieter von Tätowierbedarf, wie Barber DTS und Bekleidungshändler, wie Tattoo Streetwear oder Schnittmuskel. Für eine umfangreiche Berichterstattung sorgen darüber hinaus bekannte Fachzeitschriften, wie das Tattoo Kulture Magazin sowie Medienvertreter aus Funk, Film und Fernsehen. Unter dem Rahmenthema „Mexico und die USA“ wird es wieder ein aufregendes Unterhaltungsprogramm mit einer Vielzahl an Bühnenshows und Konzerten geben. Doch was sind die Tattoo-Trends 2019, welche Motive werden auf der Frankfurter Convention dominieren?
Bereits jetzt zeichnen sich auf sozialen Medien wie Facebook oder Instagram eindeutige Vorlieben ab, die auch auf der Tattoo-Messe zu sehen sein werden. Anders als bei der Convention im vergangenen Jahr stehen momentan Astro-Motive wie Planeten, Sterne oder Astronauten ganz oben auf der Liste der beliebtesten Tattoos. Doch auch Naturmotive wie Wälder, Berge und Landschaften, Blumen und wilde Tiere werden immer stärker nachgefragt. Verschnörkelte und verspielte Motive sind eher out. Stattdessen liegen feinlinige Tattoos, die oft bis auf einfache geometrische Formen reduziert sind oder beinahe durchlässig wirken und damit zugleich eine hohe Alltagstauglichkeit aufweisen, im Trend. Auch die angewandten Techniken scheinen sich verstärkt diesem Motto unterzuordnen. Immer mehr Künstler gehen dazu über, filigrane Tattoos an eher unauffälligen, aber dennoch empfindlichen Körperstellen wie der Ohrmuschel, dem Kiefer oder dem Nacken aufzubringen.
In einem starken Kontrast dazu steht die Rückkehr von beliebten Comicstars der Neunziger Jahre, wie den Disneyfiguren, die in knalligen Farben großflächig und in verschiedenen Stilmischungen gestochen werden. Auch blutrünstige Tattoos mit schockierendem Horroreffekt erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Zusammengefasst lässt sich also bereits jetzt voraussagen, dass die Tattoowelt im Jahr 2019 zwischen zwei sich gegenseitig befruchtenden Polen zu pendeln scheint. Auf der einen Seite der Rückzug von einer plakativen, rebellenhaften Statementkultur hin zu verstärkter Gesellschaftsfähigkeit, auf der anderen Seite der Drang nach Ausdruck und künstlerischer Neuausrichtung. In allem aber liegen die Schwerpunkte auf einem grafisch ansprechenden Design, das sich durch eine hohe Experimentierfreude mit verschiedenen Stilrichtungen und Techniken auszeichnet.
