Samstag, April 27, 2024
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Flüchtlinge in die Klassenzimmer – FDP engagiert sich wegen Lehrermangels für geflüchtete Lehrer

Angesichts des gravierenden Lehrermangels, der sich bis 2030 voraussichtlich noch erheblich verstärken wird, will die FDP-Fraktion geflüchteten Lehrern den Weg in den Beruf ebnen. Einen entsprechenden Antrag wollen die Liberalen bis Weihnachten in den Bundestag einbringen.

Immer weniger Lehrer für immer größere Klassen, immer mehr ausgefallene Stunden, für die keine Vertretung gefunden werden konnte, und jetzt auch noch ein Leistungsabfall bei der Pisa-Studie: Der Fachkräftemangel zeigt sich in Deutschland an den Schulen. Um den Lehrkräftebedarf und das Angebot gegeneinander abzuwiegen und gegebenenfalls mit Maßnahmen gegenzusteuern, kommt die Kultusministerkonferenz (KMK) regelmäßig zusammen. In ihren statistischen Veröffentlichungen kann man neben dem Ist-Zustand auch die Prognosen für die nächsten zehn Jahre nachlesen. Die Statistiken zeigen: Den Lehrermangel, der sich auch im nächsten Jahrzehnt fortzusetzen und zu verstärken droht, hat die KMK erkannt. So steht beispielsweise im KMK-Bericht vom Oktober 2018:

„Deutschlandweit ist bei derzeit 798.200 hauptberuflichen Lehrkräften für den genannten Zeitraum mit einem durchschnittlichen jährlichen Einstellungsbedarf von rund 31.900 Lehrerinnen und Lehrern zu rechnen, was wiederum bedeutet, dass voraussichtlich im jährlichen Durchschnitt 700 Stellen nicht besetzt werden können (Unterdeckung von2,1 %). Dabei übersteigt in den westdeutschen Ländern das Angebot an Lehrkräften den Lehrerbedarf durchschnittlich über alle Lehramtstypen um etwa 3,5%, d.h. jährlich im Durchschnitt um rund 900 Personen. In den ostdeutschen Ländern hingegen besteht eine Unterdeckung von durchschnittlich 21,6%, d.h. von jährlich rund 1500 Personen.“

Wegen des Anstiegs der Schülerzahlen dürfte der Lehrermangel an den Grundschulen wesentlich dramatischer sein, als von der KMK in diesem Bericht prognostiziert. So muss man jüngsten Berechnungen zufolge davon ausgehen, dass im Jahr 2025 nicht 15.300, sondern mindestens 26.300 Lehramtsabsolventen für den Grundschulbetrieb fehlen werden.

Gemessen am offenbar immer gravierender auftretenden Problem des Lehrermangels lesen sich die von der KMK festgeschriebenen Maßnahmen der Gegensteuerung wie ein Tropfen auf den heißen Stein. So soll in Zusammenarbeit mit den Hochschulen sichergestellt werden, dass genügend Lehramtsstudienplätze bereitgestellt werden und dass weniger Lehramtsanwärter vorzeitig ihr Studium abbrechen. Letzteres gelte vor allem für die mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Fächer. Ob das bedeuten soll, dass die Anforderungen an die Studierenden in diesen Fachrichtungen abgesenkt werden, wird nicht erläutert. Neben diesen Maßnahmen sollen die angehenden Lehrer nach dem Studienabschluss schneller in den Vorbereitungsdienst übergehen, ältere Lehrkräfte länger im Dienst bleiben und Seiten- und Quereinsteiger durch Qualifizierungsmaßnahmen leichter in den Beruf finden.

Auch von der Erhöhung des Anteils von Lehrkräften mit Migrationshintergrund ist in den Leitlinien der Länder zur Deckung des Lehrkräftemangels vom Juni 2009 bereits die Rede. Vor diesem Hintergrund ist der jüngste Vorstoß der FDP nicht ganz neu, außer, dass es explizit um Geflüchtete geht. Konkret fordert die FDP-Fraktion eine Bund-Länder-Vereinbarung zur Finanzierung von jeweils einjährigen Hochschulkursen, um geflüchteten Lehrern zu helfen, die notwendigen Voraussetzungen für den Zugang zum deutschen Schuldienst zu erreichen. Die Finanzierung solle über drei Jahre laufen. Bund und Länder sollen sich die Kosten teilen, meldet die DPA.

Seit 2014 sollen gemäß den Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) rund 5000 studierte und praktisch erfahrene Lehrer als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sein. Doch der Wiedereinstieg in den Beruf sei mit erheblichen Hürden verbunden, weswegen nur ein kleiner Teil der geflüchteten Lehrer in Deutschland den Schuldienst aufnehmen konnte. „Bislang sind nur 250 Personen mit Staatsangehörigkeit eines Asylherkunftslandes als Lehrkräfte an allgemein- oder berufsbildenden Schulen sozialversicherungspflichtig beschäftigt“, heißt es im FDP-Papier unter Berufung auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit weiter.

Am Donnerstag und Freitag kommt die Kultusministerkonferenz in Berlin zusammen, um über Lehrereinstellungsbedarfe und -angebote zu beraten.

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